Der Leibarzt des US-PräsidentenDer Doktor, der Trump gesund redet
Sean Conley behandelt den US-Präsidenten seit zwei Jahren. Nach Trumps Erkrankung an Covid-19 hat die Glaubwürdigkeit des Arztes gelitten.
Ob Sean Conley in der Schweiz überhaupt praktizieren dürfte? In den USA jedenfalls ist Conley seit zwei Jahren Leiter des medizinischen Teams im Weissen Haus – und der erste Facharzt für Osteopathie in dieser Funktion. Osteopathen gehen davon aus, dass viele Krankheiten auf den Zustand von Knochen, Gelenken und Nervensystem zurückzuführen sind. In der Schweiz gilt Osteopathie als Komplementärmedizin.
Conley, 1980 geboren, hat die Aufgabe im Mai 2018 übertragen bekommen. Vor ihm war Ronny Jackson Trumps Leibarzt. Dieser hat Trump so beeindruckt, dass er ihn zum Minister im Department of Veterans Affairs machen wollte, das sich um ehemalige Soldaten kümmert. Es kamen dann Berichte auf, er trinke am Arbeitsplatz und habe starke Narkotika wie Bonbons verteilt. Sein Spitzname sei «Candy Man» gewesen. Jackson wurde dann doch nicht Minister.
Übertriebene Aussagen
Gemein haben Sean Conley und Ronny Jackson, dass sie dem Präsidenten stets allerbeste Gesundheit attestiert haben. Jackson erklärte etwa Anfang 2018, Trump könnte «200 Jahre alt werden», wenn er sich etwas besser ernähren würde. Das könnte genauso übertrieben gewesen sein wie die Aussagen von Conley zu Trumps Gesundheitszustand am Wochenende. Trotz einiger Berichte, dass Trump zumindest am Freitag hohes Fieber gehabt und mit Atemproblemen gekämpft haben soll, bestand Conley zunächst darauf, dass es Trump hervorragend gehe. Nach und nach musste der Arzt dann eingestehen, dass es doch nicht ganz so rosig um den Präsidenten stand.
Seinen ersten Abschluss hat Conley 2006 am Philadelphia College of Osteopathic Medicine gemacht. An der katholischen University of Notre Dame in Indiana schloss Conley sein Studium mit einem Bachelor of Science ab. Er hat für die US-Marine als Notarzt am Naval Medical Center in Portsmouth, Virgina, gearbeitet. Später leitete er ein Traumazentrum der Nato für verwundete Soldaten in Afghanistan. Vor seiner Berufung ins Weisse Haus leitete er das Trauma-Forschungsteam in Portsmouth.
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Erste öffentliche Aufmerksamkeit bekam Conley, als er im Mai bestätigte, dass Trump das Malariamittel Hydroxychloroquin gegen Covid-19 verabreicht bekommen habe. Trump hatte schon früh und ohne einen Beleg Hydroxychloroquin als Wundermittel im Kampf gegen die Corona-Krankheit gepriesen. Die US-Zulassungsbehörde für Medikamente, FDA, hatte auf Druck aus dem Weissen Haus das Medikament als experimentelle Droge im Kampf gegen Covid-9 zugelassen, diese Freigabe aber Mitte Juni wieder zurückgezogen. Wegen erwiesener Unwirksamkeit. Derzeit bekommt Trump das Mittel übrigens nicht, erklärte Conley am Samstag.
Zweifel der Experten
Das war auch der Tag, an dem Conleys Glaubwürdigkeit Blessuren bekommen hat. Nachdem Conley Trumps Allgemeinzustand als bestens beschrieben hatte, trat wenig später Trumps Stabschef Mark Meadows vor die Presse und erklärte, Trumps Zustand sei besorgniserregend. Die kommenden zwei Tage würden entscheidend sein.
Conley gestand am Sonntag ein, der Öffentlichkeit nicht die ganze Wahrheit mitgeteilt zu haben. «Ich wollte keine Informationen geben, die den Krankheitsverlauf in eine ungünstige Richtung lenken könnten.» Das habe offenbar den Eindruck erweckt, er wolle etwas verheimlichen, «was nicht unbedingt wahr war», sagte Conley.
Aber er bleibt dabei: «Tatsache ist, dass es ihm wirklich gut geht.» Experten bezweifeln das. Der Medikamentenmix zumindest, den seine Ärzte ihm im Walter-Reed-Krankenhaus unter Conleys Aufsicht verabreichen, sei eher etwas für schwere Fälle.
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