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Chef von AstraZeneca
Der Ärger hört für ihn nicht mehr auf

Unter Druck: Pascal Soriot, CEO des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca. 

Als der Impfstoff von AstraZeneca am 30. Dezember 2020 in Grossbritannien zugelassen wurde, war Pascal Soriot schon in Australien. Der Chef des britisch-schwedischen Pharmakonzerns wollte seine Familie wiedersehen, zum ersten Mal in diesem Jahr.

Doch zunächst musste Soriot in ein Hotel in Sydney, um die Quarantäre abzusitzen. In der Firmenzentrale im britischen Cambridge heisst es, Soriot arbeite trotz Zeitverschiebung, als sei er vor Ort. Im Grunde dürfte es keinen grossen Unterschied machen, wo Soriot am Rechner sitzt. Denn in England herrscht erstens Home-Office-Pflicht und zweitens muss er gerade ohnehin weltweit um das Image seines Unternehmens kämpfen.

Häufung von Blutgerinnseln

Inzwischen gibt es dermassen viele Probleme, dass es gar nicht so einfach ist, den Überblick zu behalten. In den Vereinigten Staaten hat AstraZeneca erst vor wenigen Tagen eine Produktionsstätte an den US-Konkurrenten Johnson & Johnson verloren. In Südafrika wurden die Impfungen im Februar gestoppt. Und in Europa scheint der Ärger gar nicht mehr aufhören zu wollen.

Am Montagabend wurde bekannt, dass nun offenbar auch die britische Arzneimittelbehörde MHRA erwägt, Jüngere nicht mehr mit AstraZeneca zu impfen. (Lesen Sie hier über die bisherige Handhabung von des Impfstoffs in Grossbritannien.) Der Grund dafür ist die auffällige Häufung von Blutgerinnseln in Hirnvenen, die nach der Impfung mit AstraZeneca aufgetreten sind. Länder wie Frankreich, Kanada und Deutschland haben bereits darauf regiert und ihre Impfvorschriften geändert.

Soriot musste sich anhören, er agiere wie ein unzuverlässiger Autoverkäufer.

Der Chef von AstraZeneca hat schon mehrere Krisen erlebt, aber noch nie stand er so stark im Fokus der Öffentlichkeit wie jetzt. Bislang macht Soriot keine gute Figur. In Europa dürfte vor allem sein Auftritt bei einer Videoschalte mit Abgeordneten des EU-Parlaments in Erinnerung bleiben. Der Astra-Zeneca-Chef musste sich einiges an Kritik anhören, zum Beispiel, dass er wie ein unzuverlässiger Gebrauchtwagenhändler agiere, der seine Zusagen nicht einhalte.

Soriot konnte der Kritik der Parlamentarier nicht wirklich etwas entgegensetzen. Er wiederholte immer wieder die gleichen Floskeln. Die Entwicklung eines Impfstoffs sei «hochkomplex», sein Unternehmen sei nach wie vor «in einer Lernphase», man arbeite «rund um die Uhr». Spätestens seit diesem Auftritt Ende Februar gilt Soriot in Brüssel als einer, dem nicht so recht über den Weg zu trauen ist.

Früher kämpfte er in der Banlieue

Trotz allem scheint der Astra-Zeneca-Chef fest entschlossen, weiter um den Ruf seines Unternehmens zu kämpfen. Soriot sei einer, der immer wieder aufstehe, heisst es aus seinem Umfeld.

Der heute 61-Jährige habe schon als Jugendlicher auf den Strassen der Pariser Banlieue gelernt, sich durchzusetzen. Als sein Vater starb, war er gerade einmal 20 Jahre alt. Pascal Soriot studierte Veterinärmedizin und Wirtschaftswissenschaften in Frankreich. Er arbeitete für mehrere Pharmafirmen und war in Asien, Amerika und Australien im Einsatz.

Seit 2012 ist Soriot Vorstandsvorsitzender von AstraZeneca. Die Zusammenarbeit mit der Universität Oxford, um einen Corona-Impfstoff zu entwickeln, war für ihn ein Wagnis. Die Uni forderte von Soriot, das Vakzin auf Non-Profit-Basis herzustellen, insbesondere auch für die ärmeren Staaten der Welt. Soriot willigte ein. Und sagte dem Verantwortlichen an der Uni Oxford: «Meine Kinder würden mich killen, wenn ich das nicht machen würde.»

Lesen Sie dazu: «Die Krise ist erst zu Ende, wenn sie für alle zu Ende ist»