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Datenanalyse zur Bundesratswahl
Basel und Graubünden wollen in den Bundesrat – wer es mehr verdient hätte

Jung gegen Alt, Graubünden gegen Basel: Jon Pult und Beat Jans.
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Die bevorstehende Bundesratswahl sorgt seit Wochen für Aufsehen. Mittlerweile ist klar, wer für den frei werdenden Sitz von Alain Berset infrage kommt: Jon Pult (Graubünden) und Beat Jans (Basel) stehen auf dem Ticket der SP. Letzterer gilt als Favorit. Aber wäre er gemäss seiner Kantonszugehörigkeit überhaupt an der Reihe? Und welche Rolle spielt das Alter? Wir beantworten wichtige Fragen zur Wahl am 13. Dezember:

Welche Kantone waren im Bundesrat bisher über- und untervertreten?

Die meisten Kantone hatten seit der Bundesstaatsgründung 1848 mindestens einmal einen Sitz in der Regierung, aber nicht alle: Nidwalden, Schaffhausen, Schwyz und Uri warten bis heute darauf. Basel-Stadt mit Jans als Kandidat war erst zweimal vertreten, Graubünden mit Kandidat Pult immerhin viermal.

Zürich, Bern und die Waadt hatten bisher am meisten Bundesräte. Sie sind aber auch am bevölkerungsreichsten. Die Grösse der Kantone sollte beim Vergleich berücksichtigt werden. Wir haben deshalb die Differenz berechnet zwischen der realen Anzahl Bundesräte und derjenigen, die den Kantonen gemäss der historischen Entwicklung ihrer Einwohnerzahl seit 1848 zugestanden hätte.

Die Kantone Neuenburg und Waadt, die in der Geschichte des Bundesrats schon 9- respektive 15-mal einen Bundesrat stellten, hatten gemäss dieser Berechnung eigentlich 5 Vertreter zu viel. Graubünden war historisch gesehen angemessen repräsentiert. Basel-Stadt hingegen hätte aufgrund seiner Bevölkerungsgrösse eigentlich 2 Sitze mehr zugute gehabt. Noch benachteiligter dürfen sich nur der Aargau und Bern fühlen.

Welche Kantone warten schon am längsten auf einen Bundesrat?

Natürlich diejenigen, die noch gar nie einen stellten: Nidwalden, Schaffhausen, Schwyz und Uri. Sie warten seit 175 Jahren auf einen Bundesratssitz. Bei Basel-Stadt sind es immerhin schon 50 Jahre. Graubünden hingegen ist erst seit 2015 und dem Rücktritt von Eveline Widmer-Schlumpf ohne Vertretung in der Regierung.

Mit dem Rücktritt von Alain Berset scheidet auch Freiburg aus der Regierung aus. Historisch gesehen war der Kanton mit 4 Bundesräten aber genau richtig repräsentiert.

Sind die Regionen und Sprachen angemessen vertreten?

Höchstens ein Bundesrat pro Kanton, schrieb die Bundesverfassung lange vor. Seit 1999 ist die Regel offener formuliert: Es «ist darauf Rücksicht zu nehmen, dass die Landesgegenden und Sprachregionen angemessen vertreten sind». Wird das eingehalten? Nur teilweise.

Die Romandie hatte seit 1848 ununterbrochen mindestens einen Bundesrat. Die italienische Schweiz allerdings war nicht permanent vertreten. So wartete sie zum Beispiel zwischen dem Rücktritt von Flavio Cotti 1999 und der Wahl von Ignazio Cassis 18 Jahre lang auf einen neuen Vertreter.

Auch bei den Landesgegenden gibt es Unterschiede. Die Genferseeregion war bisher übervertreten und stellte schon 5 Bundesräte mehr, als ihr gemäss Bevölkerungsgrösse zugestanden wären. Die Ostschweiz, zu der unter anderem Graubünden zählt, hatte 2 Vertreter zu wenig. Die Nordwestschweiz, bestehend aus dem Aargau und beiden Basel, war aber noch stärker untervertreten. Diese Region hätte mit ihren vielen Einwohnerinnen und Einwohnern eigentlich 7 Bundesratssitze mehr zugute gehabt.

Wird die Regierung immer älter?

Das lassen die immer längeren Amtszeiten zumindest vermuten. Und lange stimmte das auch: Von der Bundesstaatsgründung 1848 bis in die 1970er nahm das Durchschnittsalter der neu gewählten Bundesräte kontinuierlich zu, von etwa 43 auf 54 Jahre. Dann gab es aber eine Wende, und seither ist der Schnitt wieder auf etwa 52 Jahre gesunken – obwohl die Schweizer Bevölkerung stetig älter wird.

Das Alter spielt bei der bevorstehenden Bundesratswahl eine wichtige Rolle. Beat Jans würde den Altersschnitt mit seinen 59 Jahren anheben, Jon Pult würde ihn mit seinen 39 Jahren senken. In der Geschichte waren erst 9 von 121 neu gewählten Mitgliedern des Bundesrats unter 40 – zuletzt 2011 ausgerechnet Alain Berset, dessen Sitz jetzt frei wird.

Für welchen Kanton sprechen bei dieser Bundesratswahl die Zahlen?

Historisch gesehen müsste Jans die Nachfolge von Alain Berset antreten. Er stammt aus Basel-Stadt, das aufgrund seiner Bevölkerungsgrösse 2 zusätzliche Sitze einfordern könnte und seit inzwischen 50 Jahren auf einen neuen Bundesrat wartet. Jon Pults Kanton Graubünden hingegen war bisher angemessen repräsentiert und wartet erst seit 8 Jahren auf eine Vertretung in der Regierung.

Wie entscheidend das Alter sein wird, ist schwierig zu sagen. Manche sagen, dass Pults 39 Jahre eher für als gegen ihn sprechen. Dass der Büdner alle Landessprachen beherrscht und als wortgewandt gilt, ist ebenfalls ein Vorteil. Auf der anderen Seite hat Jans ein grösseres Netzwerk in Bern und verfügt im Gegensatz zu Pult über Exekutiverfahrung.

Klar ist, dass am Schluss nicht allein die Herkunft und das Alter entscheiden werden, sondern die Personen, die zur Wahl stehen. Und derzeit scheint Beat Jans auch hier die besseren Chancen zu haben. In den Hearings, wo sich die Kandidierenden den Fragen verschiedener Interessengruppen und Fraktionen im Bundeshaus stellen, kam er besser an als sein Konkurrent.