Ticker zum Frauenstreik in Zürich120'000 Teilnehmende laut Veranstalterinnen, Polizei spricht von 15'000 | Demo wegen Dachstockbrand umgeleitet | 32-Jährige verhaftet, Polizist im Spital
Das feministische Streikkollektiv hat zum Protest aufgerufen: An über 50 Orten wurde demonstriert, bevor um 18 Uhr der offizielle Umzug startete.
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«Wir waren stark und bunt»: Aber wie viele genau?
«Die Demo in Zürich war genau so, wie wir es im Vorfeld gespürt haben», sagt Gabriela Medici vom organisierenden Gewerkschaftsbund (SBG): «Wir waren stark und laut und bunt und violett und vor allem: Eine breit abgestützte Bewegung.» Eine Bewegung, die dabei stark in ihren Forderungen sei. «Wir wollen Gleichstellung. Das heisst gleich viel Lohn, gleich viel Zeit, gleiche Renten und Respekt. Jetzt muss das endlich konkret werden.»
Mit Reden und zwei Konzerten geht der Frauenstreik auf dem Helvetiaplatz derweil dem Ende entgegen.
120'000 Demonstrierende oder doch nur 15'000?
Auf 120’000 Personen schätzt zum Abschluss das Feministisches Streikkollektiv die Zahl der Teilnehmenden an der Demo in Zürich. Ganz andere Zahlen kommuniziert die Stadtpolizei Zürich: Am Demonstrationsumzug hätten «über 15'000» Personen teilgenommen, schreibt sie in einer Mitteilung. Entlang der Umzugsroute sei es zu diversen Sprayereien gekommen, ansonsten sei der bewilligte Teil der Demonstration absolut friedlich verlaufen.
Die Ersten treffen auf dem Helvetiaplatz ein
Der Demonstrationszug hat sein Ziel erreicht: Die ersten Teilnehmerinnen treffen am Helvetiaplatz ein, wo der Anlass mit Reden seinen Abschluss findet.
«Eine Bomben-Energie»
Lilian Baumgartner (47) grüne Alt-Kantonsrätin, kann der Beobachtung, die Linke habe den Frauenstreik «gekapert» nichts abgewinnen: «Für mich ist da der Frauenstreik, alle Frauen von allen Parteien sind herzlich eingeladen dabeizusein.»
«Möglicherweise haben einige bürgerliche Frauen Schwierigkeiten mit dem Begriff Feminismus, was ich aber nicht nachvollziehen kann.» Der Frauenstreik heisst neu Feministischer Streik. «Ob es aber wirklich so ist, und nicht nur ein Eindruck der Medien - ich weiss es nicht», sagt Baumgartner.
«Wir sollten uns auf das konzentrieren, was alle Frauen verbindet.» Dazu zählt die grüne Politikern: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Sexismus und Belästigungen, die nicht toleriert werden dürfe, und das Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. «In der Stadt Zürich mag es etwas besser sein, aber auf dem Land, zum Beispiel in Affoltern am Albis, muss man sich selber, privat organisieren als berufstätige Eltern. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäss.»
Baumgartner denkt auch nicht, dass der Streik an Kraft verliere: «Es herrscht hier eine Bomben Energie.» Es berühre sie immer wieder aufs neue, zusammen auf die Strasse zu gehen, und sich für etwas wichtiges einzusetzen.
Veranstalterinnen: 120'000 Teilnehmende in Zürich
Gemäss den Veranstalterinnen haben sich der Demonstration in Zürich bisher rund 120'000 Personen angeschlossen. Am Frauenstrik vor vier Jahren hatten die Verantwortlichen zuerst von 70'000 und später von 160'000 Streikenden alleine in Zürich gesprochen.
Ein Statement für «Sexuelle Gesundheit»
Diese Hebammen «für sexuelle Gesundheit» machen sich gegen die Sexualisierung des weiblichen Körpers stark. «Wir sehen jeden Tag Frauen, die gebären oder stillen, was der Körper einer Frau alles leistet».
Das mutige «Kostüm» haben die Studentinnen gewählt «Weil Brüste sind einfach Brüste, sie gehören zum Körper, jeder Mensch hat einen Körper, und Nippel. Wir sollten den Umgang damit normalisieren». Sie wehren sich auch dagegen, dass Körper ungefragt sexualisiert werden «...und sicher nicht jederzeit».
Die Schlange beisst sich in den Schwanz
Am Bürkliplatz trifft der Kopf des Umzuges nun auf die noch nicht losmarschierten Teilnehmenden im hinteren Teil der Demonstration.
Ein Aufschrei gegen Femizide
Um 19 Uhr geht ein Aufschrei durch die Teilnehmerinnen. Es ist eine schweizweite geplante Aktion: Ein Schrei gegen Femizide. 11 Sekunden für die 11 in diesem Jahr ermordeten Frauen.
Zurück an den Start: Umzug wird umgeleitet
Der Feuerwehreinsatz zwingt den Demonstrationsumzug zurück an den Start: Es geht ans Bellevue über die Quaibrücke und dann neu die Bahnhofstrasse hinauf. Die Polizei arbeitet zusammen mit den Zürcher Verkehrsbetrieben (VBZ) daran, Verkehr und Tramlinien umzuleiten. Gemäss den Verantwortlichen musste die Zusatzschlaufe auch deshalb eingerichtet werden, weil man die Teilnehmerinnen nicht zu lange wartend der gleissenden Sonne aussetzen wollte.
Dachstock brennt am Limmatquai – Demo muss warten
Rauch und Brandgeruch in der Luft: Wegen eines Dachstockbrandes in der Altstadt muss der Demonstrationsumzug kurz nach dem Start bereits eine Pause einlegen. Bisher seien drei Personen mit Verdacht auf Rauchvergiftung aus dem Gebäude geborgen worden, sagte ein Sprecher vor Ort zur Agentur SDA.
Die Menge überquert die Limmat
Der Demonstrationszug setzt sich in Bewegung
Tausende haben sich am Bürkliplatz eingefunden. Jetzt zieht der Demonstrationszug die Limmat entlang Richtung Rathausbrücke.
«Wir haben Alle ein gemeinsames Ziel»
Monika Saxer aus Schwamendingen (70) hat schon 1991 am ersten Frauenstreik demonstriert, und vor vier Jahren bei der Neuauflage: «Da dachte ich, so gut wie beim ersten Frauenstreik wird es nicht mehr.
Und doch wars wieder wunderschön.» Saxer macht auch heute mit, «weil wir die Gleichstellung noch immer nicht erreicht haben.» Immerhin sei das «Fräulein» verschwunden und Frauen seien in der Sprache sichtbar geworden, sagt sie. Frustrierend findet sie, dass es zwar Fortschritte gegeben habe, «aber noch immer geht es zu wenig schnell». Saxer will nicht noch mal 30 Jahre warten.
Die Streikenden seien vielschichtiger geworden, sagt Saxer, der Streik breiter abgestützt, mit vielen verschiedenen Ansichten: «Schade ist nur, wenn man sich gegenseitig auf den Deckel gibt, schliesslich haben wir hier alle ein gemeinsames Ziel. Unsere Anliegen haben einen gemeinsamen Nenner.»
Um 18 Uhr geht es los: Der Umzug durch die Innenstadt formiert sich
Nach vielen Aktionen, verteilt über die gesamten Stadt, startet um 18 Uhr der offizielle Umzug. Die Route führt vom Bürkliplatz über das Limmatquai, Bahnhofstrasse, Sihlporte, Kaserne und Langstrasse zum Helvetiaplatz.
«Venus streikt» und «Hässig», «Für mehr Lohn» und «girls just wanna have funds» steht auf den Transparenten der bunt gemischten Demonstrantinnenschar. Wobei die Frauenstreik-Farbe Violett dominiert. Es riecht nach Sonnencreme, Musik spielt, die Stimmung ist friedlich.
Aktivistinnen kleben sich vor Kunsthaus fest
Am frühen Nachmittag haben sich drei Aktivistinnen von Renovate Switzerland vor Auguste Rodins «Höllentor» am Kunsthaus mit einer schwarzen Flüssigkeit übergossen und anschliessend an den Steinsockel festgeklebt. Mit der Aktion wolle man auf «die Hölle und das Leid aufmerksam zu machen, die angesichts des Klimanotstands insbesondere Frauen, Kinder und Geschlechterminderheiten erwarten», schreibt Renovate Switzerland in einer Mitteilung.
Mitarbeitende des Kunsthauses riefen die Polizei, «da eine Sachbeschädigung festgestellt worden ist», wie Sprecher Björn Quellenberg auf Anfrage sagt. Die Stadtpolizei kontrollierte insgesamt fünf Frauen. Die drei, die sich an den Sockel geklebt hatten, wurden weggewiesen und wegen einer Sachbeschädigung verzeigt, wie ein Sprecher der Stadtpolizei sagt.
Die Hände der drei Aktivistinnen klebten gemäss einem Tweet von Renovate Switzerland eine Stunde am «Höllentor»-Sockel. Sie befreiten sich danach gemäss Stadtpolizei selber.
Kunsthaus prüft Anzeige
Gemäss ersten Untersuchungen sei lediglich der Sockel und nicht das Werk beschädigt worden, sagt der Kunsthaus-Sprecher. «Ob es nur einen Reinigungsaufwand geben wird oder auch Kosten für eine Instandsetzung des Sockels, können wir noch nicht sagen.» Vermutlich werde das Kunsthaus Anzeige gegen die drei Aktivistinnen erstatten, sagt Quellenberg.
Kunsthaus-Direktorin Ann Demeester sagt dazu: «Die Kernanliegen vieler Aktivistinnen und Aktivisten bezüglich Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Gleichberechtigung werden von Museen wie dem Kunsthaus mitgetragen. Aktionen, bei denen potenzielle Sachbeschädigung von Kulturgut entsteht, leiten aber zur Fragen über, ob Kunst im öffentlichen Raum einer solchen Gefährdung noch ausgesetzt werden kann. Das Zugänglichmachen von Kunst ist eine Kernfunktion von Museen. Und das möchte das Kunsthaus jederzeit gewährleisten.»
Wieder Tramstrecke blockiert
Wegen einer unbewilligten Demo im Talacker zwischen Stauffacher und Paradeplatz ist der Trambetrieb der Linien 2 und 9 derzeit in beiden Richtungen gesperrt. Die beiden Linien weichen auf die Strecke über Bahnhof Selnau und Stockerstrasse aus, wie die VBZ mitteilen.
Paradeplatz ist wieder befahrbar
Die unbewilligte Demo am Paradeplatz wurde aufgelöst, die Tramlinien fahren wieder wie gewohnt. Auch an an anderen VBZ-Knotenpunkten wie dem Helvetiaplatz kam es zu Behinderungen durch Demonstrantinnen.
In der Stadt ist eine unbewilligte Demo in Gang.
Stadtpolizisten greifen am Paradeplatz ein
Am Paradeplatz ist am Mittag die Situation kurz eskaliert, wie ein Twitter-Video der linksradikalen Bewegung für den Sozialismus zeigt. Ein Zürcher Stadtpolizist greift vor dem UBS-Gebäude eine Demonstrantin an, es kommt zu wüsten Szenen, Reizspray wird eingesetzt. Was allenfalls zuvor vorgefallen ist, ist auf dem Video nicht ersichtlich.
Gemäss Judith Hödl, Medienchefin der Stadtpolizei Zürich, hat es sich Folgendermassen abgespielt: Die VBZ haben die Polizei informiert, dass der Paradeplatz durch Transparente gesperrt ist. Polizistinnen und Polizisten rückten aus und wollten die Transparente entfernen.
Dabei wurden die Polizeikräfte von einer Gruppe vermummter Demonstrantinnen bedrängt, und eine 32-jährige Frau trat einem Polizisten ins Knie, wie Hödl sagt. Ein Kollege wollte die Frau festnehmen, doch sie wehrte sich heftig, und andere Demonstrantinnen solidarisierten sich mit der Frau. Darauf kam es zu den auf dem Video ersichtlichen Handgreiflichkeiten und dem Pfefferspray-Einsatz. Hödl hält fest, der Polizist habe die Frau nicht an den Haaren gezogen, sondern an der Kleidung.
Die 32-Jährige befindet sich in Polizeigewahrsam, es wird wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte rapportiert. Gemäss Polizei wurde der Polizist verletzt und für weitere Abklärungen ins Spital gebracht. Um welche Art von Verletzung es sich handelt, ist noch unklar.
Laut einem Tweet des Feministischen Streikkollektivs soll beim Einsatz auch die Frau verletzt worden sein.
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Ein Bänkli für Elisabeth Kopp
Keine Streikaktion, sondern die Ehrung der kürzlich verstorbenen Elisabeth Kopp fand am Vormittag in deren Wohnort Zumikon statt. Zum Gedenken der ersten Schweizer Bundesrätin wurde von der Frauenzentrale Zürich, der Alliance F und den FDP-Frauen eine Elisabeth Kopp-Bank am Panoramaweg eingeweiht.
An der Ehrung nahmen aktuelle und frühere Politikerinnen teil wie etwa Alt Ständerätin Trix Heberlein (FDP), Alt Nationalrätin Rosmarie Quadranti (die Mitte) und Bettina Balmer, Kantonsrätin und Co-Präsidentin der FDP-Frauen Kanton Zürich. Quadranti ehrte die verstorbene Freisinnige als eine Frau mit Herz, Verstand und Engagement, die sich für Gleichberechtigung von Mann und Frau eingesetzt habe. (phs)
Unirektor nimmt Streikmanifest entgegen
Erst ein fröhliches Streikmittagessen im Lichthof, dann gilt es wieder ernster. Um 13 Uhr überreichen etwa hundert Personen aus dem Umkreis des VPOD Zürich und dem Feministischen Hochschulkollektiv dem Rektor der Universität Zürich, Michael Schaepman, ihr Manifest. Es umfasst neun Plakate und ist im Lichthof angeschlagen.
Es geht um bessere Arbeitsbedingungen und echte Karriereoptionen, mehr Demokratie und weniger Hierarchie in der Wissenschaft sowie gegen alle Formen von Diskriminierungen. Gefordert werden auch mehr feste Stellen für Doktorierende und im universitären Mittelbau, damit nicht nur Privilegierte in der Wissenschaft bleiben können.
Schaepman verspricht, auf alle Forderungen eine Antwort zu geben. Ob sie damit zufrieden seien, würden dann jene entscheiden, welche die Antworten erhalten.
Und nun geht es in die USZ Oase zum Banner malen. Denn um 17.30 Uhr ist Besammlung am Bürkliplatz, wo sich alle Gruppen zur Demonstration durch die Innenstadt besammeln. Sie startet um 18 Uhr.
Paradeplatz blockiert
Demonstrantinnen – oft in Lila – blockieren am Mittag den Paradeplatz, so dass der Tramverkehr unterbrochen ist. Mehrere Tramzüge zwischen Hauptbahnhof, Bürkliplatz und Bahnhof Enge stehen still. Die Passagiere sind längst ausgestiegen.
Zur Aktion bekannt hat sich das revolutionäre Streikkollektiv, das neben dem feministischen auch den antikapitalistischen Ansatz verfolgt.
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Die VBZ haben sofort reagiert und folgende Umleitungen mitgeteilt:
Die Linien 2, 8 und 9 verkehren zwischen Stauffacher und Bürkliplatz in beiden Richtungen über Bahnhof Selnau – Tunnelstrasse – Bahnhof Enge.
Die Linie 6 bedient nur die Strecke Zoo – Hauptbahnhof.
Die Linie 7 verkehrt zwischen Bahnhof Enge und Central in beiden Richtungen über Bürkliplatz – Bellevue – Limmatquai.
Die Linie 10 bedient nur die Strecke Flughafen – ETH/Universitätsspital – Kirche Fluntern.
Die Linie 11 verkehrt zwischen Schaffhauserplatz und Bellevue in beiden Richtungen über Ottikerstrasse – Central – Limmatquai.
Die Linie 13 wird zwischen Tunnelstrasse und Hauptbahnhof in beiden Richtungen über Bahnhof Selnau – Stauffacher – Sihlpost umgeleitet.
Die Linie 17 verkehrt nur auf der Strecke Werdhölzli – Bahnhofquai.
Den Fahrgästen der Linie 10 von und nach Central wird empfohlen, die Tramlinie 6 oder die Polybahn zu benützen.
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