Kolumne «Miniaturen des Alltags»Das verfrühte Halloween
Ein Klingeln zu einer unerhörten Uhrzeit raubte Redaktorin Luzia Nyffeler und ihren Nachbarn den Schlaf.
Eigentlich ist Halloween erst in ein paar Wochen. Dennoch erlebten mein Partner und ich kürzlich einen Halloweenmoment. Es war bereits mitten in der Nacht, etwa halb 2 Uhr, als die Türklingel ertönte. Erst kam mir der Gedanke, dass ich wohl geträumt hatte. Schliesslich hatte ich bereits geschlafen, als ich vom vermeintlichen Geräusch geweckt wurde.
Als mein Partner aber fragte: «Hast du die Klingel auch gehört?», war ich schlagartig hellwach. Das war kein Traum. Was ging hier vor sich? Erlaubten sich irgendwelche Teenager ein – sehr verfrühtes – «Süsses oder Saures»? Oder hatte irgendjemand einfach die falsche Klingel gedrückt? Schliesslich wohnen wir in einem Haus mit elf Wohnungen. Um der Sache auf den Grund zu gehen, stand mein Partner auf und ging zur Wohnungstür.
Er blieb lange dort. So lange, dass ich bei seiner Rückkehr trotz grosser Müdigkeit fast platzte vor Neugier. Also erzählte er mir, was er gesehen und gehört hatte.
Die Spätklingler waren ein Mann und eine Frau – mein Partner schätzte beide um die 50 –, die anscheinend nach jemandem suchten. Nach wem genau, konnte er nicht ausmachen. Und offenbar war unsere Wohnungstür nicht die einzige, bei der sie geklingelt hatten. Zumindest bei unserer Nachbarin mussten sie es unmittelbar davor ebenfalls getan haben.
Diese stand nämlich unten vor der Haustür unseres Blocks, und sie war ziemlich wütend. Sie stauchte die beiden Fremden vor der Türe auf Italienisch – ihre Muttersprache – nach Strich und Faden zusammen. Ob die beiden sie verstanden, weiss ich nicht. Auf jeden Fall blieb es bei diesem einen Klingeln bei unserer Wohnung – und für uns beim verfrühten Halloweenmoment, der nicht mit einem Streich, sondern vor allem mit verschlafenen Augen am nächsten Morgen endete.
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