Kunst, Kitsch und KalorienDas sind die beliebtesten Souvenirs bei Touristen
Auch im Zeitalter der Selfies sind kleine Andenken zur Erinnerung an Ferien und Reisen beliebt. Wir zeigen, was aus welchen Ländern mitgenommen werden.
Souvenirs haben einen zweifelhaften Ruf: Oft handelt es sich um Ramsch, womöglich nicht einmal im Reiseland hergestellt, sondern in China, Bangladesch oder der Türkei. Manchmal repräsentieren solche Andenken Stereotypen oder Sehenswürdigkeiten des besuchten Landes: Eifeltürme aus Bronze, der schiefe Turm von Pisa und Venedigs Seufzerbrücke als Kühlschrank-Magnet, eine Teebüchse in Form einer englischen Telefonkabine. Natürlich gibt es auch T-Shirts, bedruckt mit allen möglichen Sujets. («My Dad went to Israel, and all he brought back ist this lousy T-Shirt».) Derartige Souvenirs können den Zuhausegebliebenen vor allem eines mitteilen: «Irgendetwas muss man ja mitbringen.»
Folglich verstauben die Erinnerungsstücke bei manchen in einer Ecke oder werden im Estrich endgelagert. Bei anderen jedoch wecken sie, ob kitschig oder künstlerisch, banal oder bemerkenswert, Erinnerungen an eine besonders angenehme und viel zu rasch verflossene Zeit. Lebensmittel und Getränke hingegen, mitgebracht aus den Feriengegenden, sollen das dortige Lebensgefühl in den Alltag hinein retten: Rum aus der Karibik, Olivenöl aus Kreta, Gewürze aus Indien. Dass der südfranzösische Rosé im Fünfliterkanister zu Hause nicht mehr so spritzig wirkt wie an der Côte d’Azur, muss in Kauf genommen werden.
So oder so ist der Erwerb von Andenken ein beliebtes Reise-Ritual. Das weiss man auch beim global tätigen Clubferien-Anbieter Club Med. Dieser hat soeben eine interessante (wenn auch nicht immer nachvollziehbare) Aufstellung publiziert, die für fast jedes Land das jeweils beliebteste Souvenir auflistet.
Holzschuhe aus Holland
Natürlich überrascht vieles auf dieser Liste nicht: Holland-Touristen bringen die bekannten Holzpantinen heim. In Dänemark wird Lego eingekauft (das dort 1932 erfunden wurde und angeblich viel günstiger ist als anderswo). Australienreisende decken sich mit Bumerangs ein, Marokko-Ferienmacher mit Argan-Öl, in Tunesien sind Töpferwaren hoch im Kurs und in Russland Matrjoschka-Puppen. Holzschnitzereien stehen in den afrikanischen Ländern Angola, Kongo, Gambia, Elfenbeinküste und Zentralafrikanische Republik zuoberst auf der Einkaufsliste. Geschnitzte und teilweise bemalte Masken dominieren in den afrikanischen Staaten Benin, Gabun, Liberia und Mozambique die Touristen-Hitparade, aber auch in Sri Lanka, Bhutan, der Karibikinsel Saint Lucia, Mexiko und, in der puristischen Form der venezianischen Maske, Italien (wir hätten hier eher auf Weine aus der Toskana und dem Piemont, Salami, Rohschinken, Parmesan oder Pastasauce getippt.) Dass man aus Grossbritannien einen Regenschirm mitbringt, versteht sich von selbst; er war dort nämlich bereits im Einsatz.
In Kuba werden natürlich Zigarren gekauft, in Ägypten Papyrus (das hier schon vor rund 5000 Jahren in Gebrauch war), in China das dazu passende Kalligraphie-Set. In Japan steht Origami-Papier hoch im Kurs. Wer sich in den Jemen wagt, erwirbt einen Krummsäbel, wie ihn jeder erwachsene Jemenit am Gürtel trägt. Teppiche werden im Iran gekauft, aber auch in Armenien, Kelims in Albanien, gewobene Teppiche in Malawi, Kamelhaar-Teppiche im Tschad und geflochtene Matten auf den Malediven. Traditionelle afrikanische Kleider und Stoffe stehen in Nigeria, Tansania, Kamerun und Zimbabwe zuoberst auf der Liste; in Jordanien ist es die rot-weisse Keffiyeh, das Kopftuch der Beduinen, oder sein schwarz-weisses palästinensisches Pendant. Ponchos sind in Lateinamerika begehrt, allerdings nicht, wie erwartet, in Peru, sondern in Bolivien; in Peru ist der Chullo beliebt, die traditionelle Wollmütze mit Ohrklappen.
Schokolade aus der Karibik
Andere Top-Seller sind überraschender. Die Schweiz kommt auf der Liste des Club Med nicht vor, würde aber wohl in die Kategorie «Uhren» oder «Schokolade» fallen. Uhren finden sich dafür als Souvenir aus Luxemburg. Dass man aus Belgien am liebsten Schokolade mitbringt, erstaunt nicht. Und dass die Mozartkugeln in Österreich eine beliebte Schleckerei sind, ist ebenfalls bekannt.
Bei Frankreich hingegen (das zweimal vorkommt: mit Schokolade und Baskenmützen) stutzt man; hier hätte man sich Wein vorgestellt, Champagner oder Cognac. Auch beim Parfüm sind die Franzosen stark, doch dieses steht in einem ganz anderen Land zuoberst auf der Rangliste: in Saudi-Arabien. Auch in Kasachstan und in Irland sollen Touristen angeblich am meisten für Schokolade ausgeben, und ebenfalls auf Grenada. Die dortige, sehr gehaltvolle Schokolade ist zwar weitherum geschätzt; bekannt ist die Karibikinsel jedoch vor allem für ihre Gewürze, unter anderem Zimt, Gewürznelken, Ingwer und Muskat.
Neben der Schokolade macht Kaffee Karriere. Zwar kann man ihn heutzutage fast weltweit in bester Qualität kaufen, aber Touristen scheinen ihn trotzdem gern aus allen möglichen Ländern zusammenzutragen, nicht nur aus Äthiopien, seinem Ursprungsland, sondern auch aus den Kapverden, Indonesien, Ecuador, Guatemala, Costa Rica. Für Tee hingegen ist nicht Sri Lanka zuständig, das ehemalige Ceylon, sondern Südkorea.
Süssigkeiten und Sirup
Ein paar wirklich seltsame Vorlieben tauchen auf der Liste auf: Aus den USA bringen Touristen angeblich am liebsten Süssigkeiten mit. Wir hätten auf Sportbekleidung getippt, die dort sehr viel preisgünstiger ist als bei uns. Diese, in der Form von Fussballtrikots, taucht dafür überraschend im westafrikanischen Burkina Faso auf, wo wir eher auf traditionelles Handwerk gesetzt hätten. Und Kanada? Ist Ahornsirup wirklich das Beste, was das riesige nordamerikanische Land zu bieten hat?
«The One Ring» aus den «Herr der Ringe»-Filmen wird gern in Neuseeland erworben; wir hätten da wollene Pullover erwartet. Pullover sind dafür in Norwegen top.
Bleiben schliesslich die Alkoholika: In Deutschland wird am liebsten Bier gekauft, in Zypern Wein, Rum auf Mauritius, in Venezuela, auf Barbados und Domenica. Besonders kurios sind die Andenken aus Griechenland (Gebetsketten; wir hätten auf Ouzo oder Olivenöl gewettet), Spanien (Espadrillas; unser Tipp wären Wein, Sherry oder Schinken) und Thailand (der Club Med nennt «Harems-Hosen» als wichtigstes Souvenir). In Thailand stösst man hingegen überall auf Buddha-Figuren und -Darstellungen. Sie gelten allerdings als heilige Symbole, nicht als Dekorationsobjekte, und ihr Export ist streng reglementiert.
Was ist Ihr liebstes Souvenir? Und von welchen Erinnerungsstücken sollten Sie sich eigentlich schon lange trennen? Diskutieren Sie mit.
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