Abstimmung über Covid-GesetzDas Nein-Komitee der Milliardäre
Seinen Kampf gegen die Corona-Politik des Bundesrats lässt sich das Komitee «Gesund und frei» 1,3 Millionen Franken kosten. Mit dabei: die Milliardäre Simone und Urs Wietlisbach aus Schindellegi.

Wie viel Geld Komitees für Abstimmungskämpfe in die Hand nehmen, ist normalerweise ein Geheimnis. Jetzt hat aber die Unternehmerin Simone Wietlisbach den Schleier gelüftet: In einem Interview mit dem Finanzportal «Inside Paradeplatz» verriet die Unternehmerin, dass ihr Komitee «Gesund und frei» 1,3 Millionen Franken für die Werbung gegen das Covid-Gesetz beisammenhat.
Wie sie weiter sagte, stammen davon 600’000 Franken von ihr und ihrem Ehemann Urs Wietlisbach. Der Unternehmer ist Mitinhaber der Partners Group. Das Zuger Finanzunternehmen hat einen Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Franken und 1500 Angestellte. Das Vermögen Wietlisbachs beträgt laut der Finanzzeitschrift «Forbes» 3,4 Milliarden Franken. Urs habe die 600’000 Franken «bewilligt», sagt Simone Wietlisbach in dem Video-Interview.
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Der Journalist Lukas Hässig, der «Inside Paradeplatz» betreibt, war sich bewusst, dass es sich um brisante News handelt. Als er das Video am Montag veröffentlichte, schrieb er in den Einleitungstext explizit, dass die in Schindellegi wohnhaften Wietlisbachs viel Geld in den Abstimmungskampf stecken. Kurz nach Veröffentlichung verschwand aber die Passage.
«Ich habe die 600’000 Franken auf Bitte von Simone Wietlisbach aus dem Einleitungstext entfernt», sagt Lukas Hässig. «Das Vorgehen scheint mir legitim, denn das Interview ist nach wie vor unverfälscht und ungekürzt auf «Inside Paradeplatz» zu sehen.»
Simone Wietlisbach wollte sich auf Anfrage nicht weiter zu ihrem Engagement im Komitee «Gesund und frei» äussern; auch nicht dazu, warum sie um die Entfernung der Passage gebeten hatte. An ihrer Stelle bestätigte Stephan Rietiker, Präsident des Komitees, dass die genannten Beträge «die Grössenordnung richtig wiedergeben».
«Unser Komitee besteht nicht einfach aus Mehrbesseren.»
Rietiker ist Arzt, Unternehmer und geimpft. Für ihn sind diese Frankenbeträge «nicht wichtig». Er sagt: «Unser Komitee besteht nicht einfach aus Mehrbesseren, die anderen ihre Meinung aufschwatzen wollen.» Die acht Gründungsmitglieder würden sich Sorgen machen um die Spaltung der Gesellschaft durch das Covid-Zertifikat.
«Für die Zukunft der Schweiz und eine vernunftgeleitete Covid-Politik sind wir bereit, gutes Geld zu investieren», sagt Rietiker. Der Betrag fliesse nicht nur in die Kampagne, sondern soll auch unbestimmte Massnahmen nach der Abstimmung finanzieren.
Mitglieder des Komitees sind, neben anderen, der ehemalige SVP-Nationalrat Claudio Zanetti, der emeritierte Finanzprofessor Martin Janssen und Rahel Blocher. Auch Blocher ist Milliardärin: Zusammen mit ihren Schwestern Magdalena Martullo und Miriam Baumann hält sie 70 Prozent der Aktien der Ems-Chemie. Die drei Töchter Christoph Blochers besitzen damit laut «Bilanz» Vermögen von zusammengezählt 15 bis 16 Milliarden Franken.
Peter Metzinger, Präsident des zivilgesellschaftlichen Ja-Komitees, ärgert sich: «Dieses Komitee gibt Unsummen aus, um Falschinformationen zu verbreiten – das schadet der Demokratie.» Sein Komitee habe 93’000 Franken zur Verfügung und zudem eine Zusage über weitere 10’000 Franken, alle Arbeit werde ehrenamtlich geleistet.
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