Rams-Quarterback vor der SuperbowlDas letzte fehlende Puzzlestück von Matthew Stafford
Jahrelang war Quarterback Matthew Stafford Teil eines der schlechtesten Teams der NFL. Nun kann er im ersten Jahr seit seinem Wechsel nach Los Angeles die Superbowl gewinnen.
Es ist Montag, Auftakt zur Woche des Spiels der Spiele. Es ist Matthew Staffords 34. Geburtstag. Sichtlich zufrieden lächelt er in die Kameras der anwesenden Journalisten, bereit, die erste virtuelle Interview-Session der wichtigsten Woche seiner Karriere zu bestreiten. «Das ist die Gelegenheit, für die du dieses Spiel spielst», sagt er. Endlich ist sie da. Endlich ist er hier, wo er nach Meinung diverser Experten schon lange hingehört. Er steht in der Superbowl, die er mit seinen Los Angeles Rams im heimischen SoFi-Stadion am Sonntag gegen die Cincinnati Bengals gewinnen und seine Karriere mit einem Meisterschaftstitel krönen möchte.
Matthew Stafford in der Superbowl? Damit hätte wohl bis vor nicht allzu langer Zeit keiner mehr gerechnet. 2009 wurde der Quarterback von den Detroit Lions an erster Stelle des NFL-Drafts gezogen in der Hoffnung, der seit jeher erfolglosen Franchise aus Michigan endlich den langersehnten Meisterschaftstitel einzuheimsen. Oder um überhaupt einmal in die Nähe eines solchen zu gelangen. Die Lions sind eines von nur vier Teams in der NFL, die seit der ersten Superbowl 1967 noch nie in das Endspiel vorgedrungen sind. Und auch unter Stafford sollte ihnen dies verwehrt bleiben. Nur dreimal in 12 Jahren führte er Detroit in die Playoffs, ein Playoff-Sieg gelang ihm dabei nie.
Schlechte Voraussetzungen in Detroit
Die Detroit Lions gehören zu den Teams in der amerikanischen Football-Liga, die verschmäht werden, aufgrund ihrer vermeintlichen Verdammnis zur Erfolglosigkeit. Und so bekam auch Stafford oft sein Fett weg, galt als Sinnbild des Misserfolgs am Lake Michigan. Doch dies zu Unrecht. Schaut man sich die Leistungsdaten des Quarterbacks an, steht er den Grossen seiner Zunft um nichts nach, zahlreiche Franchise-Rekorde stellte er für die Lions auf. Doch das Management des Vereins stellte ihm bis auf wenige Ausnahmen ausschliesslich Spieler zur Verfügung, die ihren Erwartungen nicht gerecht wurden. Stafford spielte als Star stets in einer Auswahl von unterdurchschnittlichen Akteuren.
Mittlerweile hat er den Herbst seiner sportlichen Laufbahn erreicht, viele Chancen auf einen Titelgewinn bleiben ihm nicht mehr. Und schon gar nicht bei den Lions. Das wusste auch Stafford und bat seinen Verein im Januar 2021 um einen Wechsel. Dass es ihn dann zu den Rams verschlug, war zumindest teilweise glückliche Fügung.
Ausgelaugt von der letzten Saison, flog Stafford nach Cabo San Lucas in den Urlaub, wo zufällig auch Sean McVay, Cheftrainer der Los Angeles Rams, seine Ferien verbrachte. Die beiden kamen ins Gespräch, und Stafford erzählte McVay von seinen Wechselabsichten. Wohlwissend um sein fortgeschrittenes Alter, teilte er McVay mit, dass er in einem Team spielen wolle, wo er sofort Titel gewinnen könne. Die Rams verfügten über ein solches Team, ihre Situation war quasi das Gegenteil von jener der Lions: Das Kader ist mit Ausnahmekönnern auf diversen Positionen bestückt, doch auf der Position des Quarterbacks wurde man mit Jared Goff nie wirklich glücklich.
Volles Risiko für den Titelgewinn
Nach besagtem Urlaub in Cabo war McVay überzeugt, sein letztes fehlendes Mitglied für ein potenzielles Meisterschaftsteam gefunden zu haben, und nur zwei Tage später wurde Stafford von den Rams darüber informiert, nun einer von ihnen zu sein. Die Rams verkauften für den Wechsel Haus und Hof, zwei Erstrunden-Draftpicks sowie Jared Goff wanderten im Gegenzug für Stafford nach Detroit. Die Rams warfen alles in die Waagschale und verkauften mit dem Deal ihre Zukunft, um sofortigen Erfolg zu haben. Eine Strategie, die auch zu jener von Matthew Stafford passt. Und die bislang aufzugehen scheint.
Stafford schlug sofort ein, steht nur ein Jahr später im Final um die Vince Lombardy Trophy. Schon jetzt hat er gezeigt, dass er mit einem entsprechenden Team zu Grossem fähig ist. In der Nacht auf Montag (Schweizer Zeit) kann er der Welt nun beweisen, dass er das fehlende Puzzlestück ist, um die Rams zum ganz grossen Erfolg zu führen, zu ihrer ersten Superbowl seit 22 Jahren.
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