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Rassismusdebatte nach TV-Show
«Das Ignoranteste, was ich seit langem gesehen habe»

Moderator Steffen Hallaschka (links) fragte seine Gäste, ob es notwendig gewesen sei, die Z-Sauce umzutaufen. «Nein», fanden diese.
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Wenn fünf weisse, privilegierte Medienmenschen miteinander im Fernsehen darüber reden, welche Begriffe rassistisch sind und welche nicht, kann das sehr leicht schiefgehen. Das könnte im Jahr 2021 eigentlich klar sein. Vorsicht, Spoiler: Ist es nicht.

Die WDR-Sendung «Die letzte Instanz» wird in den sozialen Medien gerade scharf kritisiert, nicht nur wegen der Auswahl der Studiogäste. Sondern auch, weil in den Augen vieler Zuschauerinnen und Zuschauer eine ignorante oder rassistische Bemerkung nach der anderen gefallen ist.

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In der Wiederholungsfolge der sich als Meinungs-Talk verstehenden TV-Reihe ging es unter anderem um die Frage, welche Begriffe man in Deutschland noch benutzen dürfe. «Z-Sauce» zum Beispiel, oder das N-Wort. Allerdings klang das dort so:

Janine Kunze, Schauspielerin, einigen vielleicht noch bekannt aus «Hausmeister Krause», sagt in Bezug auf die Kontroverse rund um die «Z-Sauce» (Knorr hat seine Sauce 2020 unbenannt), man «problematisiere und terrorisiere» da einfach zu viel. Das sei nämlich das eigentliche Problem. «Bei Z******-Schnitzel hab ich doch nicht an Diskriminierung gedacht.»

Moderator Steffen Hallaschka weist unter den lauten «Das stimmt überhaupt nicht!»-Rufen von Jürgen Milski (Big-Brother-Jürgen) zwar noch darauf hin, dass viele Menschen sich eben doch diskriminiert fühlen von diesem Begriff und zitiert ein Statement des Zentralrats der Sinti und Roma, der die Bezeichnung für «eine von Klischees überladene Fremdbezeichnung der Mehrheitsgesellschaft» hält, «die von den meisten Sinti und Roma abgelehnt wird». Kunze aber kanzelt dieses Statement – praktisch ungerührt – sofort ab und behauptet, dass da wohl «zwei, drei Leute nichts zu tun» gehabt und mit so einem «Quatsch» angefangen haben. Sie finde das «nervig», denn: «Die Entstehungsgeschichte vieler Worte ist ja keine Negative.»

Das lässt Komiker und Moderator Aurel Mertz auf Twitter so nicht stehen:

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Dass Jürgen Milski dann noch das Wort «negativ» absichtlich in die Länge zieht, mehrmals wiederholt und dazu benutzt, um sich über vermeintliche Political Correctness lustig zu machen, lässt das Niveau dann tatsächlich noch mal weiter sinken.

Auch Thomas Gottschalks Wortbeiträge, ob er im Restaurant jetzt auch «Salzstreuerin» sagen müsse, oder seine Anekdote, dass er auf einer Bankiers-Party mal als Jimi Hendrix verkleidet und geblackfaced auftauchte und deshalb jetzt wisse, «wie sich Schwarze fühlen», zeugt von sehr viel Ignoranz gegenüber allen, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder ihrer Hautfarbe in Deutschland diskriminiert, misshandelt oder ermordet wurden und werden.

Indirekt offenbarte die Sendung also wohl vor allem das Selbstverständnis, das die Studiogäste und mit ihnen vermutlich viele weisse Deutsche haben, die sich ganz selbstverständlich als Teil der Mehrheitsgesellschaft fühlen. Und womöglich auch deshalb keine Lust haben, ihre Sprachgewohnheiten und Privilegien aufzugeben.

Anders gesagt: Man bewegt sich bei der aktuellen Folge «Die letzte Instanz» irgendwo zwischen hartem Boomer-Cringe, viel Ignoranz von weissen Medienmenschen und Rassismus. Die Empörung darüber ist jedenfalls gross:

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Auch der bekannte Autor Saša Stanišić meldete sich zu Wort, mit einer Grundsatzkritik:

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Mittlerweile hat der WDR auf die massive Kritik reagiert und eingestanden, dass die Redaktion bei der Auswahl der Gäste Fehler gemacht habe: «Bei so einem sensiblen Thema hätten unbedingt auch Menschen mitdiskutieren sollen, die andere Perspektiven mitbringen und/oder direkt betroffen sind.»

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Nun geht ein weiteres Video im Zusammenhang viral, welches die deutsche Journalistin Düzen Tekkal auf Twitter teilte. Jenes von Gianni Jovanovic – Sohn einer Roma-Familie, Unternehmer und Aktivist, Comedian.

Er erklärte im Januar 2020 in der WDR-Sendung «Kölner Treff», weshalb er das Z-Wort problematisch findet. «Das Wort Z wurde meinen Verwandten und Menschen aus meiner Familie in der Zeit von 1939–45 in die Haut eintätowiert, und dann wurden sie vergast.» 500’000 Sinti und Roma seien in der Zeit des Nationalsozialismus ums Leben gekommen.

Das Z-Wort beschreibe einen «kriminellen Untermenschen», so Jovanovic, jemanden, der für die weisse Mehrheitsgesellschaft als Projektionsfläche, als Trittfläche gelte. Mittlerweile wurde das Video fast 200’000-mal angesehen und bald 2500-mal geteilt.

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Die Erläuterungen von Jovanovic decken sich mit den Ausführungen des Zentralrats der Deutschen Sinti und Roma. Zum Z-Wort erläutert dieser auf seiner Website ausführlich, weshalb die Bezeichnung historisch belastet ist.

Anders als von Schauspielerin Janine Kunze angenommen, diskutieren im Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma mehr als zwei, drei Personen aus Langeweile miteinander. Der Dachverband vertritt die Interessen der in Deutschland lebenden Sinti und Roma national wie auch international, unter anderem an Konferenzen der OSZE, der EU und des Europarats. Zur aktuellen Debatte hat er sich noch nicht geäussert.