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Zoom 
Das grosse Putzen im Bundeshaus  

Frauen hatten im Bundeshaus eigentlich nichts zu suchen – ausser am Putztag. 
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Die Politiker freuten sich oder nahmen es für selbstverständlich, dass alles im Bundeshaus vor Sauberkeit funkelte. Voraussetzung dafür war die Arbeit der Frauen, die wir hier auf den Fotos von Eugen Thierstein sehen. Es ist durchaus möglich, dass zum ersten Mal überhaupt Bilder aus dieser Reportage öffentlich gezeigt werden, da der Fotograf seine Bilder bis zu seinem Lebensende privat archiviert hatte und sie erst 2013 an die Burgerbibliothek Bern gelangten. Leider weiss man über den Berner Fotografen und sein Leben nur sehr wenig. 

Recht gemütlich haben diese drei Frauen sich eingerichtet auf einem Bänklein in der Wandelhalle. 

Auf den Fotos wirkt das Bundeshaus alt und verstaubt, nicht hell und modern. Da können die Putzfrauen noch so viel schuften, es nützt nichts. Es ist auch nicht tadellose Sauberkeit, welche Politiker dazu bringt, die Politik zu verändern. Oft wurde und wird Politik so gemacht, als hätte sie das Ziel, alte Ideen und Vorstellungen zu bewahren oder zum Leben zu erwecken, anstatt sich den gesellschaftlichen Gegebenheiten anzupassen. So war Armut eine Schuld und Reichtum dann logischerweise ein Verdienst.  

Dort, wo man nicht hinsieht, ist es am wichtigsten, heisst eine Putzregel. 

Die Bilder wirken humorvoll und ironisch. Vermutlich, weil oben und unten vertauscht sind. Wenn das Putzpersonal die Bühne der hohen Politik betritt, mit groben Schuhen, Rümpfen in den Strümpfen, farbigen Schürzen und Kleidern mit Blumenmustern, und diese ganz zwanglos belebt, ist es erstaunlich, wie anders seine Rolle ist. Es sieht zwar aus, als ob das wahre Objekt der Politik grad selbst da wäre, um zum Rechten zu schauen, aber es scheint sich gar nicht um Politik zu kümmern. Wie auch? Repräsentieren heisst, da sein für etwas oder jemand anderes, das oder der man nicht selbst ist. Das Parlament bestand nur aus Männern. Frauen konnten weder wählen, noch durften sie gewählt werden. Die praktische Realität der Frauen sah so aus: Verloren sie die Stelle oder wurden alt, standen sie einfach vor dem Nichts. 

Teppichklopfen auf dem Balkon des Bundeshauses. 

Die Anfang 1944 vorgeschlagene Gründung einer AHV war damals Thema, aber erst 1948 wurden die ersten Renten ausbezahlt. Die Minimalrente betrug 40, die maximale 125 Franken pro Monat. 40 Franken wären heute inflationsbereinigt 183 Franken. Zumindest hier wurde kein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht. 

Eugen Thierstein hat seine Bilder genau vor 78 Jahren kurz vor Eröffnung der Sommersession des Parlaments gemacht. Auch dieses Jahr wird das Bundeshaus wieder strahlen, wenn am 30. Mai die Sommersession beginnt.

Auf die Leitern zu klettern und die Fenster zu putzen, das war Männerarbeit. 
Boden schruppen unter strengster Beobachtung. 
Jede Spur von Schmutz und Arbeit muss verschwinden.
Bis eine Fensterscheibe ganz klar ist, braucht es Kraft und Ausdauer.   
Sorgfältige Pflege für die Sessel der Politiker, die viel Verantwortung tragen. 
Ein kleiner Tanz? Nein, mit Lappen unter den Schuhen polieren die Frauen das Parkett.  
Hier sieht es noch nicht nach Session aus. 
Ein Blick in die blitzsaubere Wandelhalle. Paul Zigerli und Hans Mueller sprechen über die  AHV. 
Jede Lampe, jedes Licht wird kontrolliert und geputzt. 
Arbeit macht Durst. Zeitungen dienen hier als Unterlage.
Das Besondere dieser Reportage: Der Fotograf erfasst die Putzfrauen positiv, menschlich und respektvoll.