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Michael Jordan gibt auf
Das Geschäft seines Lebens befeuert die Rassismusfrage

Michael Jordan verkauft die chronisch erfolglosen Charlotte Hornets und macht damit das grosse Geld.
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Es ist einer der exklusivsten Clubs der Welt. Mitglied ist unter anderem eine Walmart-Erbin, ein Alibaba-Gründer, der frühere Microsoft-CEO und der Besitzer des grössten Kreuzfahrtunternehmens der Welt. Wer kein Milliarden-Vermögen hat, muss gar nicht erst versuchen, Zutritt in den Club der NBA-Besitzer zu erhalten.

Die amerikanischen Profiligen sind wie Konglomerate organisiert, die Teameigentümer bilden so etwas wie den Verwaltungsrat, sie treffen die weitreichenden, strategischen Entscheide. Beispielsweise, ob ein Kaufinteressent genügt, um in ihren sehr exklusiven Club einzutreten.

Als Matt Ishbia, der als Hypothekengeber steinreich wurde, kürzlich das NBA-Team Phoenix Suns für 4 Milliarden Dollar kaufte, stimmten 29 der 30 Besitzer für die Übernahme, einer enthielt sich der Stimme. Das war Dan Gilbert, Eigentümer der Cleveland Cavaliers, auch er als Hypotheken-Hai reich geworden und Konkurrent des Neulings. Ishbia sagte dazu: «Er mag mich nicht, und ich mag ihn nicht. So ist das nun mal.»

Michael Jordan gehörte bis vergangene Woche diesem Club an. Der beste Basketballer der Geschichte, auch wegen seiner Jordan-Marke eine Ikone weit über den Sport hinaus, war das berühmteste Mitglied. Aber auch eines der sportlich erfolglosesten: In den 13 Jahren, in denen er die Charlotte Hornets aus seinem Heimatstaat North Carolina besass, gewann das Team keine einzige Playoff-Serie und rangierte regelmässig am Tabellenende.

Und doch sind die Hornets für Jordan eine Erfolgsgeschichte: 2010 zahlte er 275 Millionen Dollar für die Franchise, nun, da er die allermeisten seiner Anteile verkauft, wird sie auf 3 Milliarden Dollar geschätzt. Der Wert von Jordans Investment hat sich mehr als verzehnfacht – eine Geldanlage als Goldgrube.

Weisse Besitzer profitieren von schwarzen Sportlern

Das Geschäft seines Lebens legt allerdings wieder einmal einen Missstand offen. Ohne den 60-Jährigen ist keiner der Teambesitzer in den zwei wichtigsten amerikanischen Ligen, der National Football League (NFL) und der NBA, schwarz. Obwohl schwarze Sportler die grosse Mehrzahl der Kader bilden und viele der Stars Afroamerikaner sind. Diese sind es oft, die den Teams der meist weissen Besitzer zu grosser Rendite verhelfen. Was einmal mehr die Frage nach strukturellem Rassismus aufwirft.

Es ist nicht so, dass das Problem nicht erkannt wäre. Der Tod des von einem weissen Polizisten umgebrachten George Floyd etwa, der das Land 2020 in Aufruhr versetzte, schärfte das Bewusstsein für die Rassismusfrage in der Sportszene. Spieler protestierten und streikten, die Ligen gaben mehrere Initiativen zur Förderung von Vielfalt und Integration bekannt. So überwiesen etwa die NBA-Besitzer 300 Millionen Dollar an eine gemeinnützige Stiftung, die das Wirtschaftswachstum in schwarzen Gemeinden steigern und für Bürgerrechte kämpfen soll. Die NFL vermeldete kürzlich, mit ihrer «Inspire Change»-Kampagne in den vergangenen Jahren einen ähnlich hohen Betrag eingesetzt zu haben.

2668 Milliardäre, aber nur 15 schwarze

Das mag gut gemeint und in einigen Fällen mehr als Symbolpolitik sein. Aber es wird so oder so noch lange dauern, bis die verschiedenen Bevölkerungsgruppen unter den Teambesitzern besser abgebildet sind – wenn überhaupt. Aus dem einfachen Grund, dass die Teams enorm an Wert zugelegt haben, wie das Beispiel der Hornets zeigt, eines der kleinsten Franchises in der Liga. Wer einsteigen will, muss Milliardär sein.

Laut «Forbes» gibt es weltweit 2668 Milliardäre, davor sind nur 15 schwarz. Der reichste Schwarze ist Aliko Dangote, ein Nigerianer, dem der grösste Zementhersteller Afrikas gehört und der auf ein Vermögen von 14,5 Milliarden Dollar kommt. Zum Vergleich: Elon Musk besitzt in etwa das Fünfzehn- bis Zwanzigfache.

Die Vermögen von schwarzen Milliardären wie Oprah Winfrey, Rihanna, Jay-Z und LeBron James bewegen sich dagegen im tiefen einstelligen Milliardenbereich. Selbst für sie, sofern sie irgendwann Interesse am Kauf eines Teams hätten, wäre es eine riesige Herausforderung, ein solches Investment zu stemmen.

Immerhin Teileigentümerin der Denver Broncos: Die frühere amerikanische Aussenministerin Condoleezza Rice.

So müssen sich Schwarze vorerst damit begnügen, Teilbesitzer zu sein. Es gehören beispielsweise die frühere amerikanische Aussenministerin Condoleezza Rice sowie Formel-1-Superstar Lewis Hamilton zur Besitzergruppe des NFL-Teams Denver Broncos. Und seit das NFL-Franchise Washington Commanders im Mai für 6 Milliarden Dollar den Eigentümer gewechselt hat, ist die schwarze Basketballlegende Magic Johnson Teil der Investorengruppe. In der NBA besitzen derweil einige frühere Stars Minderheitsanteile. NBA-Geschäftsführer Adam Silver beteuerte kürzlich, dass die Teameigentümer versuchen würden, ihre Investorengruppen vielfältiger zu gestalten.

Als der afroamerikanische Medienmogul Byron Allen beim Verkauf der Broncos im letzten Jahr den Kürzeren zog und auf die Untervertretung der Schwarzen angesprochen wurde, sagte er «TMZ Sports»: «Wir werden es schaffen. Es ist nur eine Frage der Zeit.»