Analyse zu BitcoinDas braucht kein Mensch
Die Kryptowährung ist ein fauler Zauber, der spät eingestiegene Anleger noch viel Geld kosten wird.
Wäre der fanatische Glauben Einzelner ein Gütesiegel für eine Investition, wäre Bitcoin eine tolle Geldanlage. Im Spam-Ordner der E-Mails findet man seit Jahren neben Werbung für Erektionspillen zuverlässig Reklame für die Kryptowährung. Die Bitcoin-Jünger versprechen nicht nur Riesengewinne, sondern auch eine Medizin gegen vermeintlich kranke Staatswährungen wie den Euro. In Wahrheit preisen sie einen faulen Zauber an, der spät eingestiegene Anleger noch viel Geld kosten wird.
Krisen sind typische Zeiten für private Geldschöpfungen.
Als sich der Kurs von Dezember bis April auf 60’000 Dollar verdreifachte, hielten manche Sparer Bitcoin bereits für das neue Gold. Seither geht es abwärts. Weil China privates Kryptogeld beschränkt und Tesla keine Bitcoin-Zahlungen mehr akzeptiert, brach der Wert in einer Woche um 25 Prozent ein. So wird diese Währung, die die Welt nicht braucht, noch öfter schwanken.
Krisen sind typische Zeiten für private Geldschöpfungen. In der Hochinflation der Weimarer Republik bastelten Deutsche an einer Währung mit Basiswert Wurst. Bitcoin wurde in der Finanzkrise 2008 geboren, als die Menschen spekulierenden Banken und wegschauenden Regierungen misstrauten. Münzen der von Banken und Regierungen unabhängigen Privatwährung entstehen dezentral durch komplexe Rechenoperationen.
Die Corona-Krise, in der das Misstrauen gegen Institutionen wieder wächst, soll nun den Durchbruch bringen. Wenn die Welt plötzlich unsicher erscheint, flüchten Menschen aus etablierten Geldanlagen. Inzwischen empfehlen auch Grossbanken ihren Kunden Bitcoin.
Das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass hinter dieser Anlage nichts steckt, anders als etwa hinter Aktien. Wenn Firmen Produkte verkaufen und Gewinne erzielen, bilden ihre Geschäfte die Grundlage dafür, dass der Aktienkurs steigt und Dividenden gezahlt werden.
Bitcoin hat keinerlei Wertschöpfung als Basis. Der Kurs schwankt rein durch Angebot und Nachfrage, wie ein Papier im Wind. Er steigt, solange viele fanatisch dran glauben. Dann fällt er. Und die letzten Käufer beissen die Hunde. Bitcoin ist nichts anderes, als wenn sich Hansli Müller abends beim Bier eine Währung ausdenkt.
Es bringt nichts, etwas zu verknappen, was ohnehin keinen Wert hat.
Nützlich an der ganzen Krypto-Sache könnte die zugrunde liegende Technik der Blockchain werden, ein digitales Kassenbuch, das Transaktionen aller Art erleichtert. Die Anlage Bitcoin dagegen ist Gaukelei. Auch die Beschränkung auf 21 Millionen Stück macht nur etwas vor. Es bringt nichts, etwas zu verknappen, was ohnehin keinen Wert hat.
Die Krypto-Jünger feiern die Verknappung, weil sie Bitcoin resistenter gegen Inflation mache als Staatswährungen wie den Euro. Doch die Europäische Zentralbank hat die Inflation in 20 Jahren Euro stets begrenzt. Wankt der Kurs doch mal, steht sie bereit, ihn zu stützen. Privatgeld wie Bitcoin rauscht ungebremst in die Tiefe.
Die Kryptowährung ist den Spielereien von Leuten wie Elon Musk ausgeliefert, der erst Tesla massiv Bitcoin kaufen liess und nun keine Zahlungen in der Devise mehr akzeptiert. Man darf annehmen, dass Musk der Öko-Frevel nicht erst jetzt auffällt, aber seine Kritik stimmt: Die Rechenoperationen für neue Münzen verbrauchen mehr Strom als alle 17 Millionen Niederländer. Das ist in der Tat noch ein Grund, warum dem Bitcoin-Hype die heisse Luft entweichen sollte.
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