Wimbledon-Debütantin Céline NaefDas beste Geschenk zum 18. Geburtstag machte sie sich selbst
Früher schaute sie die Wimbledon-Finals von Roger Federer am TV, nun ist Céline Naef selber dabei. Sie schwärmt von der Magie im All England Club und staunt über sich.
Am vergangenen Sonntag feierte Céline Naef ihren 18. Geburtstag. Gross Zeit zum Feiern blieb ihr nicht, zwei Tage vor dem Start der Qualifikation für Wimbledon. «Es war für mich ein normaler Trainingstag. Aber am Abend gingen meine Mutter und ich noch Sushi essen in der Stadt», sagt sie strahlend. Das grösste Geschenk machte sich die Zürcherin in den Tagen danach mit ihren drei Siegen, die ihr den Zutritt zum All England Club verschafften. Denn die Qualifikation findet ja in Roehampton statt, fünf Kilometer entfernt.
«Es ist extrem schön, hier zu sein», sagt Naef. «Wimbledon hat etwas Magisches. Es wird auf jedes Detail geachtet. Diese schönen Blumen, alles ist herausgeputzt.» Am Freitag wurde sie auf eine Tour mitgenommen, wo ihr alles Wichtige gezeigt wurde. Auch beim Centre Court war sie, der momentan noch verlassen daliegt, ehe er in den nächsten zwei Wochen eine Stätte der grossen Emotionen werden wird.
Eine rasante Entwicklung
Naef hatte vergangenes Jahr bei den Juniorinnen mitgespielt und in Runde 3 verloren, nun ist sie bereits bei den Grossen dabei. Manchmal staune sie, wie schnell alles gegangen sei, sagt sie. «Man ist immer im Prozess, versucht sich jeden Tag zu verbessern. Aber es ist wichtig, dass man sich ab und zu kurz rausnimmt und Abstand gewinnt. Und dann muss ich schon sagen: Es ist wahnsinnig, was wir in den letzten Wochen und Monaten geschafft haben.» Damit meint sie auch ihre Mutter Sandra, ihre Trainerin. Fürs Turnier stösst nun auch noch Heinz Günthardt dazu.
Naef wird am Dienstag bei ihrem Wimbledon-Debüt gegen die Russin Anastassia Potapowa (WTA 22) nur sieben Wochen älter sein als einst Roger Federer bei seiner Premiere bei den Grossen. 1999 verlor er hier in der Startrunde gegen den Tschechen Jiri Novak. Sein Stern ging in Wimbledon erst 2001 so richtig auf mit dem Sieg über Pete Sampras und dem Viertelfinal-Einzug. Naef hat sich viele Matches von Federer im Familienkreis am Fernsehen angeschaut. Bei seinen ersten zwei Wimbledon-Titeln 2003 und 2004 war sie indes noch nicht geboren.
«Ich habe es mir ja verdient, hier zu sein. Aber es fühlt sich trotzdem an wie ein Privileg.»
Die spezielle Beziehung des Schweizer Tennis zu Wimbledon scheint auch die nächste Generation zu inspirieren. 2022 qualifizierten sich hier Marc-Andrea Hüsler und Alexander Ritschard erstmals für ein Grand-Slam-Turnier. Diesmal überstanden neben Naef auch Dominic Stricker, Simona Waltert und Viktorija Golubic die Qualifikation. «Dass es den anderen auch so gut gelaufen ist, gibt mir Energie», sagt Naef. Am Samstag trainierte sie mit Golubic. Die beiden hatten es lustig miteinander. «Ich habe es mir ja verdient, hier zu sein», sagt Naef. «Aber es fühlt sich trotzdem an wie ein Privileg.»
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