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Meinung

Kommentar zur Eishockey-Revolution
Darum wäre eine Ausländerflut fatal

Ausländer unter sich wie Luganos Arcobello, Heed und Boedker (von links): An dieses Bild müsste man sich gewöhnen.
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Es tobt gerade eine globale Pandemie, da fällt es nicht so auf, wenn wir mal kurz eine Revolution im Schweizer Eishockey orchestrieren. Das dachten sich vielleicht die National-League-Clubs, als sie sich darauf verständigten, die Anzahl spielberechtigter Ausländer pro Team ab 2022 von vier auf zehn zu erhöhen. Am Montag wurde der 14-köpfige Verwaltungsrat der neuen National League AG gewählt und unter anderem diese Absicht bekräftigt. Was so lange ein wichtiger Faktor im Erfolgsmodell Schweizer Eishockey war, soll in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgeschafft werden. Die Folgen wären fatal.

Der starke Mann des SC Bern, Marc Lüthi, lancierte die Diskussionen um eine Erhöhung des Ausländerkontingents (auf sechs) im Herbst 2018. Sein Vorstoss wurde damals mit 9:3 Stimmen abgelehnt. Nun lautet das Verhältnis 11:1 für eine massivere Steigerung, um 150 Prozent. Nur die ZSC Lions stemmen sich dagegen. Rational lässt sich dieser Sinneswandel nicht erklären. Die Clubchefs klammern sich an die diffuse Hoffnung, auf diese Weise ihre Budgets entlasten zu können.

Sportchefs freuen sich darauf, im Vertragspoker den Schweizer Spielern mit Slowaken oder Dänen zu drohen.

Die Idee fasziniert vom Kleinen bis zum Grossen: Der Dorfclub spekuliert, dank Billig-Ausländern konkurrenzfähiger zu sein. Oder er wird willig gemacht mit dem Verweis darauf, die Reform inklusive Abschaffung des Abstiegs sei nur im Gesamtpaket zu haben. Neureiche träumen davon, fürs Titelrennen aufzurüsten mit hochkarätigen ausländischen Verstärkungen. Und Sportchefs freuen sich darauf, im Vertragspoker den Schweizer Spielern mit Slowaken oder Dänen zu drohen.

«Zumindest in einer ersten Phase würde dies lohndämpfend wirken», sagte Ligachef Denis Vaucher gegenüber dieser Zeitung. Ehrlicherweise fügte er aber an: «Was die Auswirkungen mittel- und langfristig sind, kann man noch nicht abschätzen. Aber wenn man es nicht probiert, kann man auch nicht sagen, wie es herauskommt.»

Wenn sich ein Billig-Ausländer als Trouvaille erweist, wird sein nächster Vertrag klar höher sein.

Doch die Schweizer Liga ist kein Versuchslabor. Und ist der Schaden einmal angerichtet, wird es Jahre dauern, ihn wieder zu beheben. Die Erfahrung zeigt: Schweizer Clubs schöpfen ihre Ausländerkontingente aus. Und wenn einer aufrüstet, ziehen andere nach. Wenn im Februar hochkarätige Ausländer von russischen KHL-Clubs auf den Markt kommen, die das Playoff verpassen werden, nehmen die Sportchefs ihre Telefone in die Hand. Und wenn sich ein Billig-Ausländer als Trouvaille erweist, wird sein nächster Vertrag klar höher dotiert sein.

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Die Leidtragenden dieses Schnellschusses wären die einheimischen Spieler, insbesondere die Junioren. Rund 50 Arbeitsplätze für Schweizer würden in der National League wohl verloren gehen. Und die Hürde, es in die höchste Liga zu schaffen, würde für viele Junge fast unüberwindbar. Manche Karriere wäre vorbei, ehe sie richtig begonnen hätte.

Ein Bekenntnis zur Juniorenförderung sieht anders aus. Wenn das im Bundeshaus nur niemand merkt.

Die Clubs und insbesondere Ligachef Vaucher verstanden es, den wertvollen Beitrag der Eishockeyvereine für die Gesellschaft und den Nachwuchssport aufzuzeigen. Auch deshalb werden sie vom Bund mit Darlehen und sogar A-fonds-perdu-Beiträgen unterstützt. Doch ihr Bestreben, die Liga zu Gladiatorenspielen ausländischer Legionäre umzubauen, wirkt da wie ein Hohn. Ein Bekenntnis zur Juniorenförderung sieht anders aus. Wenn das im Bundeshaus nur niemand merkt.

Bereits herumgesprochen hat es sich bei den Zuschauern, die aktuell den Stadien fernbleiben müssen und deshalb kaum wahrgenommen werden. In einem Statement sprach sich nun das Gros der Schweizer Fanszene gegen die Erhöhung der Ausländerkontingente aus. Dafür wurde die Einführung einer Salärbeschränkung (Financial Fairplay) begrüsst.

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Gerade in diesen Zeiten, da viele den Gürtel enger schnallen müssen und es eine grosse Herausforderung sein wird, die Fans nach der Corona-Pandemie zurück in die Stadien zu locken, wäre es für die Clubs ratsam, auf diese zu hören. Die Identifikation mit dem Club, lokalen Spielern und Rivalitäten sind wichtige Argumente, wieso die Schweizer Liga am meisten Zuschauer in ganz Europa anlockt.

Niemand hat den SC Bern gezwungen, einen wie Calle Andersson so fürstlich zu entlöhnen.

Die geplante Abschaffung von «Lizenzschweizern» ist nur ein Ablenkungsmanöver. Spieler wie Floran Douay, Giovanni Morini oder Thomas Thiry, die keinen roten Pass besitzen, aber in den hiesigen Juniorenligen gross wurden, treiben die Saläre nicht nach oben. Junge von ennet der Grenze sind wichtig für das Niveau im Schweizer Junioreneishockey. Und niemand hat den SC Bern gezwungen, einen wie Calle Andersson so fürstlich zu entlöhnen. Zudem sind Fälle wie Andersson ein Auslaufmodell – seit 2011 reicht es nicht mehr, die erste Lizenz hier zu lösen, um als Schweizer zu gelten.

Es sind schwierige Zeiten fürs Schweizer Eishockey, und nicht alles, was sich bewährt hat, wird auch nach Corona funktionieren. Die Idee des Financial Fairplay, noch weit von der Umsetzung entfernt, gilt es weiterzuverfolgen. Aber sollten die Clubs die Anzahl Ausländer drastisch erhöhen, sie würden das Kind mit dem Bade ausschütten.

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