Traditionskonzern ändert NameDarum kickt LafargeHolcim «Lafarge» aus dem Namen
Nach dem Skandal bei der französischen Tochter um Terrorismusfinanzierung in Syrien will der Konzern künftig nur noch Holcim heissen. Die unrühmliche Vergangenheit ist das Unternehmen damit aber nicht los.
Der Name Lafarge hat dem Zementkonzern LafargeHolcim kein Glück gebracht. Die französische Vorgängerfirma soll mit Schutzgeldzahlungen für ein Werk in Syrien jahrelang Terrorgruppen wie den Islamischen Staat finanziert haben. Der Skandal befleckte nicht nur den Ruf des Konzerns, sondern kostete auch einer ganzen Managementriege den Posten.
Konzernchef Jan Jenisch will diese Ära nun hinter sich lassen und den Gruppennamen des Konzerns ändern: Lafarge soll verschwinden und das Unternehmen künftig nur noch Holcim heissen.
Das Unternehmen selbst begründet den Schritt mit dem einfacheren Namen. In einem Interview mit der «SonntagsZeitung» hatte Jenisch solche Pläne bereits vergangenes Jahr angekündigt. «Wir haben einen etwas sperrigen Gruppennamen. LafargeHolcim ist als Name viel zu lang», hatte er damals gesagt. Die Änderung betrifft nur den Gruppennamen. Die vor allem in französischsprachigen Ländern bekannte Marke Lafarge will das Unternehmen weiterhin verwenden.
Seine Vergangenheit ist der Zementkonzern mit der Namensänderung aber nicht los: In Frankreich laufen weiterhin Ermittlungen unter anderem wegen des Verdachts der Terrorismus-Finanzierung. Die Untersuchungen betreffen die französische Tochter Lafarge SA.
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Es ist nicht die erste Namensänderung für das Traditionsunternehmen, das früher nach dem gleichnamigen Dorf im Kanton Aargau Holderbank hiess. 2001 wurde aus Holderbank Cement und Beton (HCB) und dem französischen Wort «ciment» Holcim. Damit die erneute Namensänderung wirksam wird, müssen zunächst die Aktionäre auf der Generalversammlung am 4. Mai grünes Licht dafür geben.
Konzernchef will auch in Verwaltungsrat
Die Eigentümer sollen darüber hinaus Konzernchef Jenisch in den Verwaltungsrat wählen. Das geschehe, «um die Kontinuität in der Führung sicherzustellen», sagte ein Sprecher.
Aus Sicht der guten Unternehmensführung (Corporate Governance) gelten solche Doppelrollen jedoch als schwierig. Um Interessenskonflikte zu vermeiden, werde Jenisch nicht im Nominierungs- oder Kompensationsgremium Einsitz nehmen, so der Sprecher. Diese Ausschüsse machen Vorschläge für die Besetzung von Managementposten oder für Gehälter – Jenisch würde damit über sich selbst befinden. Zudem wird Jenisch nicht Vizepräsident des Verwaltungsrats wie sein Vorgänger Oscar Fanjul, der bei der GV zurücktritt.
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Es gibt auch noch andere Schweizer Grosskonzerne, bei denen der Firmenchef im Verwaltungsrat sitzt. Das ist etwa bei Roche-Chef Severin Schwan oder bei Nestlé-Chef Mark Schneider der Fall. (mit sda)
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