AboInterview zur kontroversen Bührle-SammlungDarf man diese Bilder ausstellen? Und wenn ja, wie?
Lukas Gloor, Direktor der Bührle-Stiftung, über die problematische Herkunft der Gemälde, die ab Herbst 2021 im Kunsthaus Zürich gezeigt werden sollen.
Der Schweizer Waffenfabrikant deutscher Herkunft Emil Georg Bührle hat seine weltbekannte Kunstsammlung mithilfe riesiger Profite aus Waffenverkäufen während des Zweiten Weltkriegs finanziert – Verkäufen vor allem an die Nazis. Bührles skrupellose Geschäfte und sein Aufstieg in der Zürcher Gesellschaft sind von einem Autorenteam unter der Leitung des Historikers Matthieu Leimgruber von der Universität Zürich detailliert untersucht worden. In der im November 2020 vorgelegten Studie «Kriegsgeschäfte, Kapital und Kunsthaus» erfährt man unter anderem, dass der Unternehmer über eine Beteiligung an der deutschen Rüstungsfirma Ikaria von der Zwangsarbeit von Häftlingen des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück profitierte. Bührle war auch Mitglied eines paramilitärischen Freikorps und pflegte eine Korrespondenz mit Waldemar Pabst, dem rechtsterroristischen Drahtzieher der Morde an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.