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Superstar wechselt zu YB-Gegner
Cristiano Ronaldo kehrt zu Manchester United zurück

Cristiano Ronaldo spielt bald wieder auf der Insel.
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Die Welt der Seismik kennt den Begriff der Nachbeben, und die Geowissenschaft hat festgestellt, dass es hinreichend Konstanten gibt, um ihre Zahl verlässlich zu berechnen. Fachleute kennen dafür eine verlässliche Formel. Der Fussball aber kennt keine Formeln. Was er hingegen sehr wohl kennt, sind kleinere und grössere Beben, und wie die vergangenen Tage und Wochen zeigen, ist die Skala der Erschütterungen nach oben offen – vor allem auf dem Transfermarkt.

Das Börsenfenster dieses Sommers endet am 31. August. Und immer deutlicher schält sich heraus, dass der vor drei Wochen erfolgte Wechsel von Lionel Messi vom FC Barcelona zu PSG Kräfte freisetzt, die zu einer beispiellosen Bewegung tektonischer Platten führen – und das Relief der europäischen Fussball-Landkarte komplett verändern.

Für 16 Millionen pro Jahr

Denn es zeichnen sich zwei Folgeereignisse des Messi-Bebens ab. In Madrid und Paris heisst es, dass Messis neuer Club PSG geneigt sei, das auf mehr als 170 Millionen Euro nachgebesserte Angebot von Real für Stürmer Kylian Mbappé, 22, wohlwollend zu prüfen. Und am Freitagabend bestätigte Manchester United eine spektakuläre Rückkehr. Cristiano Ronaldo wird als nunmehr 36-Jähriger nach Old Trafford zurückkehren, zwölf Jahre nach seinem Wechsel zu Real Madrid.

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Medienberichten zufolge soll Ronaldo bei United 16 Millionen Euro pro Jahr verdienen. Der fünffache Weltfussballer, zuletzt bei Juventus Turin aktiv, hatte zuvor mit dem Stadtrivalen Manchester City verhandelt. Sein Abschied stand am Freitagvormittag fest. Da präsentierte sich der Captain der portugiesischen Nationalmannschaft in Juventus’ Trainingszentrum in Continassa – und verabschiedete sich von seinen bisherigen Teamkameraden.

Turins Trainer Massimiliano Allegri bestätigte, Ronaldo habe ihm am Vorabend mitgeteilt, den Verein verlassen zu wollen. Ein Drama? «Ich bin nicht enttäuscht. Er hat eine Entscheidung getroffen, das ist alles», berichtete Allegri.

Dieser Wechsel verleiht auch der Champions-League-Gruppe der Young Boys eine schöne Portion Glamour. Die Berner treffen in der Gruppenphase auf United und dürfen damit auch Superstar Ronaldo im Wankdorf empfangen.

«Wenn du für United gespielt hast, gehst du nicht zu City.»

United-Trainer Ole Gunnar Solksjaer

Entscheidend für den Wechsel war offenbar, dass einige United-Legenden Ronaldo ins Gewissen geredet hatten, allen voran Trainer Ole Gunnar Solksjaer. Alle seien Profis, «aber wenn du für United gespielt hast, gehst du nicht zu City», sagte der Norweger. Freitagmittag hatte City-Trainer Pep Guardiola schon erkennen lassen, dass Ronaldo nicht zu Uniteds Stadrivalen gehen würde. «Es gibt wenige Fussballer in der Welt, die selbst entscheiden können, wo sie spielen wollen. Cristiano und Messi gehören dazu», erklärte Guardiola.

Die Kette an Sensationsnachrichten sorgte auf der ganzen Welt für staunende Gesichter. Denn dass Messi nach Paris geht, obwohl er sich mit Barcelona über einen neuen Vertrag einig war; dass Mbappé vor den Toren Madrids steht, obwohl PSG noch am Donnerstag beteuerte, dass man ihn niemals in diesem Sommer ziehen lassen würde; dass Ronaldo nach Manchester zurückkehrt – all das war vor einem Monat kaum zu ahnen.

Und als wären die Turbulenzen auf dem Transfermarkt nicht wild genug, tauchten auch Gerüchte auf, PSG würde den Markt nochmals auf den Kopf stellen. Der «Daily Telegraph» berichtete, PSG wolle Erling Haaland bei Borussia Dortmund loseisen. Bislang galt: Der BVB würde nur erwägen, ihn ziehen zu lassen, wenn jemand einen Fantasiepreis zahlt. Was die Frage aufwirft, was noch als Fantasie durchgeht.

117 Millionen Euro sind es jedenfalls nicht, das war nur der Preis, den Juventus Turin während der WM 2018 für Ronaldo an Real Madrid überwies. Damals wollte Juventus sich die Champions League sichern. Doch das ist nicht nur grandios gescheitert; Ronaldos Abschied illustriert auch, dass die «Think-Big-Politik» im Fussball nicht immer die erhofften Resultate liefert und einen gehörigen Flurschaden hinterlassen kann.

Juventus’ Ronaldo-Strategie ist gescheitert

Denn es gibt viele Gründe, weshalb Ronaldo Norditalien gegen England eintauscht. Dass Juventus in Allegri einen Trainer zurückgeholt hat, der sich mit egozentrischen Figuren nicht verträgt, gehört dazu. Dass die Mannschaft überschaubare Erfolgsperspektiven hat, ebenso. Vor allem aber drängt sich der Gedanke auf, dass Ronaldo deshalb geht, weil Juventus sich den im Unterhalt teuren portugiesischen Profis schlicht nicht mehr leisten kann.

Der junge Ronaldo bei Manchester United: Hier fing alles an, hierher kehrt er zurück.

Juventus Turin holte Ronaldo 2018 unter anderem deshalb, weil es zu den Grossen des Marktes aufschliessen wollte – nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich: Juve reichte nicht einmal ansatzweise an die Umsätze der europäischen Konkurrenten heran. Mit einem Geschäftsvolumen von 400 Millionen Euro lag man seinerzeit rund 150 Millionen Euro hinter Clubs wie PSG, Liverpool, Bayern München oder eben Manchester City; Real Madrid und Messis mittlerweile ruinierter Ex-Club FC Barcelona waren sogar noch weiter enteilt; Barça kündigte vor der Pandemie Einnahmen an, die über die Milliarden-Dollar-Grenze gehen würde. Und war es nicht anfangs so, dass allüberall Konfetti geworfen wurde, über die wirtschaftliche Cleverness der Juve?

Ein paar Kennziffern gingen nach dem Ronaldo-Transfer durch die Decke, wie die «Gazzetta dello Sport» am Freitag errechnete. Allein in Ronaldos erster Spielzeit verkaufte Juventus eine Million Trikots, die Sponsoreneinnahmen kletterten binnen zwei Jahren um 50 Prozent, die Erhöhung der Eintrittspreise führte zu Mehreinnahmen beim Ticketing. Noch viel besser sah die Bilanz in der virtuellen Welt aus: Die Zahl der «Follower» in den sozialen Netzwerken stieg von 50,4 Millionen auf aktuell 113 Millionen. Nur sind Klicks nicht immer so viel wert, wie man meint. Vor allem dann nicht, wenn sie von Zahlen aus der realen Welt relativiert werden.

Nach Ronaldos Ankunft in Turin explodierten bei Juventus – ähnlich wie bei Messis Barcelona – die Gehaltskosten, von 259 auf 374 Millionen Euro. Der Grund: Im Fahrwasser Ronaldos wurden auch die Zahlungen für die Kollegen aufgebessert. Das Salär Ronaldos hatte es nicht ganz so in sich wie Messis Jahresgehalt in Barcelona (138 Millionen Euro brutto) – formidabel war es allemal. In der Bilanz habe Ronaldo mit 87 Millionen Euro zu Buche geschlagen, schrieb die «Gazzetta»: Der Abschreibungswert der Ablösesumme betrug im letzten Geschäftsjahr 29 Millionen Euro, Ronaldos Jahresgehalt lag bei 58 Millionen Euro brutto.

Ronaldo erfüllte nicht alle Träume der Turiner.

Das erklärt zum Teil, dass Juventus Turins Schulden binnen zwei Jahren von 310 auf 385 Millionen Euro stiegen. Auch die Verluste erreichten neue Höhen. Nach 40 Millionen Euro in der ersten Juve-Saison Ronaldos stiegen sie in der folgenden Spielzeit auf 90 Millionen Euro an. Das Ende der Fahnenstange aber ist noch nicht erreicht: «2020/21 dürfte mit roten Zahlen in Höhe von 200 Millionen Euro abgeschlossen werden», schreibt die «Gazzetta dello Sport» weiter.

Da verwundert es wenig, dass sich Juventus-Boss Andrea Agnelli verzweifelt an den im April implodierten Super-League-Traum klammert. Zusammen mit dem FC Barcelona, der unlängst zugab, Schulden in Höhe von 1,3 Milliarden Euro aufgetürmt zu haben. Und natürlich mit dem Super-League-Mastermind Florentino Pérez von Real Madrid, der nun also fast 200 Millionen Euro für Mbappé in den Schlund von PSG werfen will – und obendrauf auf Jahre hinaus Gehälter an Mbappé zahlen wird, die sich spätestens im zweiten Vertragsjahr des Franzosen auf eine dreistellige Millionen-Euro-Summe addieren lassen werden.

Die Kosten wären um einiges geringer, wenn Real Madrid Geduld walten lassen würde. Mbappés aktueller Vertrag bei PSG läuft im nächsten Jahr aus. Das bedeutet, er könnte 2022 ablösefrei wechseln. Ein stattliches Handgeld, das in solchen Fälle fliesst (und also in die Taschen Mbappés und seiner Berater wandern würde), dürfte geringer ausfallen als eine Ablöse an PSG. Kann Real sich das alles leisten?

Auch Real hat unter der Pandemie gelitten, und ob sie dort wirklich in den vergangenen Jahren sparsam waren, ist diskussionswürdig. Allein 2019 wurden 115 Millionen Euro für Eden Hazard, 63 Millionen für Luka Jovic, 50 Millionen für Éder Militão, 48 Millionen für Ferland Mendy und 45 Millionen für Rodrygo ausgegeben. Auf der anderen Seite konnte Real stattliche Transfereinnahmen erzielen, allein in diesem Sommer übersteigen sie durch die Abgänge von Raphaël Varane, Martin Ödegaard und weiteren Spielern die 100-Millionen-Euro-Marke.

Mbappé wäre für Real eine Attraktion, die das neue Stadion füllt. Ob er es refinanzieren würde, ist eine andere Frage.

Dazu kommt, dass der Club sich durch die Verwandlung des Bernabéu-Stadions in ein futuristisches Gebäude massiv verschuldete. Bei JP Morgan wurde ein Kredit über anfänglich 575 Millionen Euro aufgenommen; weil die Baukosten jetzt schon höher ausfallen als veranschlagt, wurde im Juni ein weiterer Kredit von 150 Millionen Euro aktiviert.

Mbappé wäre eine Attraktion, die das neue Stadion füllt. Ob er es refinanzieren würde, ist eine andere Frage. Ebenso, wann er wohl nach Madrid geht, wann er also dem Schatten entflieht, den Messi seit seiner Ankunft im Pariser Prinzenparkstadion wirft. Am Freitag jedenfalls erschien er zum Training von PSG – ganz in Weiss gekleidet, den Farben von Real Madrid.

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