Coronavirus in der Schweiz+++ Bund soll 2020 Rechnung für Kurzarbeit begleichen +++ Arztbesuche wegen Covid-19 nehmen wieder zu
Damit die Beiträge für die Arbeitslosenversicherung nicht erhöht werden müssen, beantragt die Regierung dem Parlament einen Nachtragskredit von 14,2 Milliarden Franken. News aus der Schweiz im Ticker.
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Das Wichtigste in Kürze:
Seit Montag dem 11. Mai fährt der Schweizer ÖV wieder weitgehend nach normalem Fahrplan. Auch Schulen und viele Geschäfte haben erstmals seit knapp zwei Monaten geöffnet.
Coiffeurgeschäfte, Kosmetikstudios, Gartencenter und Baumärkte öffneten bereits am 27. April.
Eine dritte Lockerung ist am 8. Juni vorgesehen.
Wann und wie stark die «Lockdown»-Massnahmen wirken, zeigt der Vergleich des Schweizer Covid-19-Ausbruchs mit anderen Ländern.
Studie im Tessin soll Aufschluss über Virus-Verbreitung geben
Im Tessin lassen derzeit 1500 Personen ihr Blut auf Antikörper gegen das Coronavirus testen. Ziel sei es, herauszufinden, wie viele Menschen im Tessin bereits mit dem Coronavirus in Kontakt gekommen sind. Dazu seien 1500 Personen ab fünf Jahren zufällig ausgewählt worden, teilte die Tessiner Regierung am Dienstagvormittag mit. Die per Brief angeschriebenen Personen stammten aus allen Bevölkerungsgruppen, um ein möglichst repräsentatives Bild zu erhalten.
Durchgeführt würden die Tests von Mitgliedern der Ärztegesellschaft des Kantons Tessin, schreibt die Regierung weiter. Personen, welche an der Studie teilnehmen, müssen ihr insgesamt Blut viermal untersuchen lassen. Nach dem Test im Mai folgten weitere Pieks in den Finger im August, im November sowie im Mai 2021.
Die gesammelten Daten sollen eine Einschätzung der Verbreitung des Coronavirus' im Tessin ermöglichen, heisst es im Communiqué weiter. Die Resultate könnten dazu beitragen, die Epidemie mittelfristig unter Kontrolle zu halten.
Die Regierung erinnert daran, dass die Kenntnisse zur Immunabwehr auf den Virus noch immer sehr beschränkt seien. Die Aussagekraft aller Tests – auch jener, die nun im Südkanton angewendet würden – seien Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen.
(sda)
Grüne rund um den Bodensee fordern stufenweise Grenzöffnung
Die Grünen rund um den Bodensee fordern, dass die Grenzen stufenweise und rasch wieder geöffnet werden: Zuerst für die Bewohnerinnen und Bewohner der Grenzregion und danach für alle Bürger im Schengenraum.
Am 17. März habe eine schmerzliche Zäsur stattgefunden, als die Grenzen zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz mit wenigen Ausnahmen geschlossen wurden, schreiben die Grünen aus den Kantonen St. Gallen, Schaffhausen und Thurgau, die Grünen Baden Württemberg, die Grüne Bayern sowie die Grünen Vorarlberg am Dienstag in einer gemeinsamen Mitteilung. Auch bei der Grenze zwischen Österreich und dem Fürstentum Liechtenstein gebe es die gleiche Entwicklung.
Die Bewohnerinnen und Bewohner der Grenzregion Bodensee seien von der Grenzschliessung am stärksten betroffen. Die Grünen schlagen vor, die Grenzen in vier Stufen wieder zu öffnen. Dies aber unter strenger Beobachtung der gesundheitlichen Aspekte.
Zuerst soll der Besuch von Kindern, hilfsbedürftigen Familienmitgliedern und Lebenspartnern, unabhängig von Ehe oder eingetragener Partnerschaft, deutlich vereinfacht werden. Zum Nachweis solle eine Eigenerklärung mit einer Ausweiskopie der Lebenspartnerin beziehungsweise des Lebenspartners genügen. Auf eine Quarantäne solle verzichtet werden.
Rettungsverkehr zulassen
Danach soll der grenzüberschreitende Rettungsverkehr als vorbildliches Beispiel für europäische Kooperation wieder aufgenommen werden, schreiben die Grünen. Gerade in Krisenzeiten brauche es die grenzüberschreitende Notversorgung.
Als dritte und vierte Stufe wollen die Grünen, dass die Grenzen zuerst für alle Bewohnerinnen und Bewohner der Grenzregion Bodensee und danach für alle Bürgerinnen und Bürger im Schengenraum wieder geöffnet werden. In der Region seien alle Anstrengungen unternommen worden, um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen.
Wirtschaftsexperte kritisiert Corona-Hilfe
Der Wirtschaftshistoriker an der Universität Zürich, Tobias Straumann, hat sich skeptisch bezüglich der Vorschläge zur Ankurbelung der Wirtschaft in der Coronavirus-Krise gezeigt. Viele Ideen taugen nichts, sagte er der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Dienstag.
So findet er den Vorschlag, die Mehrwertsteuer zu halbieren, derzeit nicht adäquat. «In der jetzigen Situation taugt diese Idee nicht, um den Konsum anzukurbeln. Die Kaufkraft ist nicht das Problem, sondern die Konsumzurückhaltung aus Angst vor einer Ansteckung», erklärte der Wissenschaftler.
Auch die Idee, jedem Bürger und jeder Bürgerin unverzüglich 200 Franken zukommen zu lassen, wie es die SP thematisiert hat, prallt an Straumann ab. «Dieses Geld würde ebenfalls keine Wirkung entfalten. Vermutlich würde es bei den meisten einfach auf dem Sparkonto landen. Dazu kommt, dass Helikoptergeld nur als hochriskante Massnahme für überschuldete Staaten gedacht ist», sagte der Professor.
Auch das Anzapfen der Nationalbank während der Coronavirus-Krise hält Straumann für keine gute Idee. «Nur überschuldete Staaten wenden sich in ihrer Verzweiflung an die Zentralbank, um Hilfe für ihre finanzpolitischen Probleme anzufordern. Dieses gefährliche Manöver ist in der Schweiz nicht nötig», hiess es gegenüber der «NZZ». Ausserdem brauche die Nationalbank einen grossen Reservefonds, um abrupte Ertragseinbrüche – wie etwa im ersten Quartal 2020 bereits gesehen – auffangen zu können.
Der Bund sollte nach Meinung des Zürcher Wissenschaftlers aber immer wieder prüfen, ob er bei seinen Stützungsmassnahmen wirklich alle notleidenden Branchen adäquat erfasst habe. Sonst gebe es für Straumann im Moment weiteren keinen Handlungsbedarf. «Wir müssen einfach warten, bis wir sehen, ob die Lockerungen gut funktionieren.» Er sehe keine Anzeichen, dass die Rezession in eine Depression münden werde, betonte Staumann.
Nationalbank interveniert massiv an Devisenmärkten
Am Montagmorgen veröffentlichte Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) geben Hinweise darauf, dass diese aktuell in einem Ausmass an den Devisenmärkten interveniert, wie nach der Aufhebung der Euro-Franken-Untergrenze von 2015 nicht mehr. Damals fiel der Preis des Euro kurzzeitig bis unter einen Franken, was einer massiven Aufwertung der Schweizer Währung entsprochen hat.
Messgrösse für die Interventionen sind die Giroguthaben der Banken bei der SNB, weil die Nationalbank die Devisenkäufe über die Banken abwickelt und ihnen die dafür neu kreierten Franken auf diesen Konten gutschreibt. In der letzten Woche sind diese Giroguthaben zum zweiten Mal hintereinander um mehr als 13 Milliarden Franken angestiegen. Seit Mitte Februar beläuft sich deren Zunahme auf rund 74 Milliarden Franken. In den drei Wochen nach der Aufhebung der Euro-Franken-Untergrenze im Januar 2015 stiegen die Giroguthaben innert drei Wochen um 56 Milliarden Franken an.
Trotz der gewaltigen investierten Summe resultierte daraus in jüngster Zeit keine merkliche Abschwächung des Frankens. Seit dem April notierte der Preis des Euro immer und meistens deutlich unter 1.06 Franken. Das bedeutet, dass ohne die Interventionen der SNB die Aufwertung des Frankens noch deutlich weiter gegangen wäre.
Die Aussagekraft der Girokonten-Änderungen wird im Vergleich zu früher dadurch leicht eingeschränkt, weil die SNB die Banken nicht nur über Devisenkäufe mit frischem Geld versorgt. Einfluss auf die Konten hat unter anderem die SNB-Covid19-Refinanzierungsfazilität. Damit versorgt die SNB die Banken mit Liquidität, die diese für ihre vom Bund garantierten Kredite an Unternehmen nutzen können. Im Gegenzug müssen die Banken die Forderung aber an die SNB abtreten. Diese Mittel schreibt die SNB den Banken ebenfalls auf ihren Girokonten gut. (mdm)
Koch stellt Lockerungen für Senioren in Aussicht
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) stellt angesichts der derzeit täglich leicht zurückgehenden Corona-Fallzahlen und des beginnenden Contact Tracing durch die Kantone Lockerungen der Massnahmen für Risikogruppen in Aussicht.
Man arbeite beim BAG daran, Lockerungen für Risikogruppen, insbesondere ältere Menschen neu zu definieren, erklärte Daniel Koch, Delegierter des BAG für Covid-19, am Montag vor den Bundeshausmedien. Die schwierige Situation insbesondere für ältere Personen in Heimen dauere nun schon sehr lange an und sei für die Betroffenen sehr hart. Man denke unter anderem an Erleichterungen bei Besuchen von Angehörigen.
Der Bund habe bewusst mit Empfehlungen und nicht mit Verboten gearbeitet und an die Selbstverantwortung der Bevölkerung appelliert, sagte Koch. Ältere Menschen sollten daher auch nicht aufgrund ihres Verhaltens diskriminiert werden.
Zauberwort Contact Tracing
Mit dem Contact Tracing könne man erreichen, dass die Fallzahlen noch weiter sinken würden und damit kleine Ausbrüche unter Kontrolle halten. Kontaktpersonen würden von den Kantonen aufgesucht und in Quarantäne gestellt. Es handle sich dabei um keine freiwillige Quarantäne und Verstösse dagegen seien strafbar, sagte Koch. Wie die Kantone die Quarantäne durchführten, bleibe ihnen überlassen.
Koch betonte erneut, dass sich die Bevölkerung weiter an die Hygieneregeln und Abstandsvorschriften halten müsse. Am Dienstag sei der internationale Tag der Handhygiene. Niemand hätte vor einem Jahr gedacht, dass dieser Tag auch in unseren Breitengraden derart wichtig werden könnte, sagte Koch.
Seco zeichnet düsteres Bild
Arbeitslose, Firmenpleiten, massiver Einbruch der Wirtschaftsleistung und keine Aussicht auf schnelle Besserung: Dieses Bild zeichnet das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). 1,91 Millionen Menschen sind derzeit auf Kurzarbeit in 187'000 Unternehmen, wie Seco-Direktorin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch am Montag in Bern vor den Medien sagte.
Für die Schweiz sieht das Seco einen Rückgang des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 6,7 Prozent im laufenden Jahr voraus; die Wirtschaft werde rund 25 Prozent ihrer Leistung einbüssen.
2020 sei ein Rezessions-Jahr mit dem stärksten Rückgang seit der Ölkrise von 1973. Betroffen seien sowohl Import- als auch Exportbranchen. Vieles hänge vom Zustand der Handelspartner ab, darunter dem wichtigsten für die Schweiz: Deutschland.
Man habe nicht allen betroffenen Menschen und Unternehmen helfen können, und flächendeckende Lösungen seien auch in Zukunft nicht möglich, sagte Ineichen-Fleisch. Sie lobte indes die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern.
Zuerst einmal sehe sie mit Zuversicht dem nächsten Öffnungsschritt nach dem Coronavirus-Lockdown entgegen: am kommenden Montag, 11. Mai. Danach hänge alles von den Gesundheits-bezogenen Entwicklungen ab.
Kantone müssen Quarantäne kontrollieren
Eine Quarantäne sei nicht freiwillig, sagte Corona-Experte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit. «Die Kantone müssen kontrollieren, ob sie eingehalten wird.» Das könne mit Hausbesuchen oder mit Anrufen geschehen. Wer sich nicht daran halte, könne bestraft werden, so Koch.
F/A-18-Flüge wieder aufnehmen
Droz äusserte sich auch zum Einsatz der Kampfflugzeuge. Wichtig sei es, die F/A-18-Flüge wieder aufzunehmen, um die Qualität weiterhin sichern zu können, dies vor allem im Hinblick auf das Weltwirtschaftsforum im Januar 2021. Am 27. März war entschieden worden, die F/A-18-Flüge zu reduzieren.
Die Ausbildungsflüge müssten jetzt progressiv wieder aufgenommen werden, sagte Droz weiter, denn mit weniger Flugstunden nehme man ein Risiko auf sich. Ab kommende Woche sollen nun die Kampfflugzeuge wieder für 120 Stunden in die Lüfte steigen. Abgesehen werde momentan unter anderem von Nachtflügen und Vorführungen der Patrouille Suisse.
Ab dem 8. Juni komme es voraussichtlich zu weiteren Lockerungen, nach dem Sommer würden auch Wiederholungskurse, Nachtflüge und Patrouille-Suisse-Flüge wieder aufgenommen.
5000 Armeeangehörige waren im Kampf gegen Covid-19 für den Assistenzdienst aufgeboten worden. Rund 750 von ihnen waren im Grenzwachkorps tätig, 3800 im Sanitätsdienst und der Rest in Stabsdiensten des Bundes. Nur ein Teil dieser Truppe war aber tatsächlich im Einsatz.
Am Point de Presse würdigte Droz zudem den am Wochenende verstorbenen ehemaligen Chef der Schweizer Armee, Christoph Keckeis.
Armeeeinsatz endet am 30. Juni
Momentan stehen noch 3200 Armeeangehörige im Einsatz, um die zivilen Behörden im Kampf gegen das Coronavirus zu unterstützen, wie Brigadier Raynald Droz, Stabschef Kommando Operationen beim Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), am Montag vor den Bundeshausmedien sagte. Der Einsatz laufe weiter, bis alle Gesuche beendet werden können.
Derzeit würden noch 66 sanitäre Einsätze in 19 Kantonen laufen, zudem sei die Armee für das Staatssekretariat für Migration (SEM) tätig. Insgesamt seien seit Beginn des Armeeeinsatzes 373 Anfragen wegen der Covid-19-Pandemie eingegangen. Zurzeit werden laut Droz 2000 Armeeangehörige im Sanitätsbereich eingesetzt. Die Zahl der beim Grenzwachtkorps und Botschaften eingesetzten Armeeangehörigen bleibe mit rund 800 stabil.
Noch «Hotspots» in der Romandie und im Tessin
Vor allem an den «Hotspots» in der Romandie und im Tessin seien noch Einsätze am laufen. Interessant sei, dass es an der Tessiner Grenze nicht zu Einsätzen der Armee gekommen sei, erklärte Droz. Dagegen sei die Armee an Grenzübergängen von Genf bis Basel präsent gewesen.
Der Einsatz der Armee sei voraussichtlich bis zum 30. Juni vorgesehen. Doch «wir sind da, wo wir gebraucht werden, so lange, wie nötig», sagte Droz. Am 8. Mai sei eine weitere Verkleinerung des Einsatzes vorgesehen. Wer heimgeschickt worden sei, müsse jedoch weiterhin zur Verfügung stehen, und zwar innert 24 Stunden.
Von den Armeeangehörigen befinden sich laut Droz momentan 66 in Quarantäne, 49 in Isolation und 29 seien in den letzten Tagen positiv getestet worden.
Bürgschaften für Startups
Das Startup-Bürgschaftsprogramm des Bundes ist startklar. Das sagte Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Anträge können ab diesem Donnerstag und bis zum 31. August eingereicht werden, wie das Seco am Montag mitteilte. Bund und Kantone beziehungsweise Dritte verbürgen damit gemeinsam zu hundert Prozent einen Betrag von bis zu einer Million Franken pro Startup-Unternehmen.
Medienkonferenz um 15 Uhr
Eine Stunde später als üblich informieren Fachpersonen des Bundes um 15 Uhr über die aktuelle Corona-Lage in der Schweiz. Mit dabei ist Corona-Experte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit, Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch vom Staatssekretariat für Wirtschaft Seco und Brigadier Raynald Droz.
BAG meldet 76 Neuinfektionen
In der Schweiz und in Liechtenstein haben sich innerhalb eines Tages 76 Personen neu mit dem Coronavirus angesteckt. Am Sonntag hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) noch 88 zusätzliche Fälle gemeldet, am Samstag waren es 112 gewesen. Es wurden 2530 Tests durchgeführt, die Positivitätsrate beträgt somit rund 3 Prozent.
Insgesamt gab es nach Angaben des BAG vom Montag 29'981 laborbestätigte Fälle. Die Fallzahlen unterliegen einer wöchentlichen Schwankung mit jeweils tieferen Zahlen am Wochenende.
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Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 in allen Kantonen zusammen betrug nach einer Zählung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Montagmittag 1766.
Keystone-SDA analysiert die auf den Internetseiten der Kantone vorliegenden offiziellen Daten und aktualisiert sie zweimal täglich, mittags und abends.
Das BAG gab die Zahl der Todesopfer mit 1477 an. Das Bundesamt bezieht sich auf die Meldungen, die die Laboratorien sowie Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der Meldepflicht bis am Sonntagmorgen übermittelt hatten. Die Zahl könne deshalb von den Zahlen der Kantone abweichen, schreibt das BAG. Pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner gab es 349 Infektionen.
Bisher wurden insgesamt 282'750 Tests durchgeführt. Davon waren nach Angaben des BAG zwölf Prozent positiv. Eine Person kann mehrere Male getestet worden sein. Das BAG empfiehlt Tests für alle Patienten mit Symptomen von Covid-19.
Interdisziplinäre Erforschung der Pandemie gefordert
17 ehemalige Forschungsrätinnen und -räte des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) fordern eine interdisziplinäre Erforschung der Coronavirus-Pandemie. Das dem SNF vom Bundesrat in Auftrag gegebene Forschungsprogramm enthalte jedoch ein «übertrieben enges Krankheits- beziehungsweise Gesundheitsverständnis».
«Das ausgeschriebene Forschungsprogramm NFP 78 richte sich fast ausschliesslich an Forschende der Biologie und Medizin», schrieben die ehemaligen Forschungsrätinnen und -räte am Montag in einem offenen Brief an die Leitung des SNF.
Das nationale Forschungsprogramm umfasse vier Module: Biologie, Immunpathologie und Immunologie sowie Epidemiologie und Prävention. Die beiden andern Module sind Medikamente und Diagnoseverfahren sowie klinische Forschung und Behandlungsmanagement. Das Fördervolumen betrage 20 Millionen Franken.
Geistes-und Sozialwissenschaften integrieren
Um einem umfassenden systemischen Wissenschaftsverständnis zu genügen, müssten Geistes- und Sozialwissenschaften, darunter Anthropologie, Geschichte, Ökonomie, Politikwissenschaften, Psychologie, Rechtswissenschaften, Soziologie deshalb unbedingt in die Beforschung der Ursachen, Prozesse, Wahrnehmungsmuster und -verzerrungen, sowie kurz- und langfristigen Folgen der Pandemie einbezogen werden.
Als relevante Themenbereiche schlagen die früheren Forschungsrätinnen und -räte etwa vor, den Übergang von Regel- zu Notrecht, Expertise und Politik sowie die Umsetzung behördlicher Entscheidungen und die Akzeptanz der Massnahmen zu erforschen sowie materielle, soziale und psychologische Auswirkungen für Einzelpersonen und Organisationen.
Untersucht werden sollten weiter der Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit und die Eigentumsgarantie durch Geschäftsschliessungen und Tätigkeitsverbote. Als Forschungsthemen unter langfristigen Auswirkungen nennen sie etwa die Ökonomie, die Konjunktur, den Staatshaushalt, die Kostentilgung, soziale Ungleichheit und indirekte Abwälzung der Kosten auf jüngere Generationen.
Der SNF teilte am 30. April 2020 mit, dass er vom Bundesrat den Auftrag erhalten habe, ein Nationales Forschungsprogramm «Covid-19» (NFP 78) auszuschreiben. Ziel ist es, Gesundheitsempfehlungen und innovative Lösungen zur Bekämpfung von Covid-19 zu erarbeiten.
Markanter Stellenabbau befürchtet
Die kurzfristigen Aussichten auf dem Schweizer Arbeitsmarkt haben sich wegen der Corona-Pandemie klar verschlechtert. Ausser der Versicherungsbranche gehen alle Sektoren der hiesigen Wirtschaft von einem markanten Stellenabbau in den kommenden Monaten aus.
Der sogenannte Beschäftigungsindikator der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) weist für das zweite Quartal 2020 einen Wert von -19,9 Punkten auf. Im vergangenen Quartal lag er noch bei 2,9 Punkten (revidiert von 3,9 Punkten). Gegenwärtig liege der Vorlaufindikator somit tiefer als während des Höhepunkts der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009, teilte die KOF am Montag mit.
Damals erreichte er im zweiten Quartal 2009 – zum Höhepunkt der Krise – einen Wert von -16,5 Punkten. Zudem hat sich der Rückgang des Indikators damals auf drei Quartale verteilt, während sich der gegenwärtige Absturz auf ein einziges Quartal konzentriert, wie es in dem Communiqué weiter heisst.
Wie vor gut 10 Jahren sei aber auch heuer davon auszugehen, dass sich die starke Bewegung beim Indikator in einem bedeutenden Rückgang der Beschäftigung widerspiegeln werde. Aktuell sei der Beschäftigungsindikator für das Gastgewerbe, das aufgrund der Corona-Pandemie von einer kompletten Schliessung betroffen ist, am stärksten eingebrochen.
Doch auch in fast allen anderen Branchen haben sich die Beschäftigungserwartungen stark verschlechtert. Hervorzuheben seien der Detailhandel und der Bausektor. Obwohl beide Sektoren nur von einer Teilschliessung betroffen seien, gingen diese Unternehmen von einem starken Personalabbau in den nächsten Monaten aus, hiess es.
Starke Rückgänge verzeichneten auch viele übrige Dienstleistungsbranchen wie etwa das Verkehrswesen. Diese Branchen hätten den Beschäftigungsindikator zuvor jahrelang stabilisiert. Der einzige Wirtschaftsbereich mit weiterhin positiven Beschäftigungserwartungen sei der Versicherungssektor, schrieb die KOF.
Der Beschäftigungsindikator wird aus den Konjunkturumfragen der KOF berechnet. Im April war demnach per Saldo eine deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen der Ansicht, ihr Beschäftigungsbestand sei aktuell zu gross. Gleichzeitig planten viele Unternehmen, den Personalbestand in den nächsten drei Monaten zu reduzieren.
Stimmung bei KMU nicht mehr ganz so düster
Die Stimmung bei KMU ist nicht mehr ganz so düster. Kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz beurteilen ihre finanzielle Situation positiver als noch vor einem Monat.
Dies stellte die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in ihrer am Montag veröffentlichten Coronavirus-KMU-Erhebung fest.
Der Anteil der Firmen, die mit finanziellen Schwierigkeiten in den kommenden zwölf Monaten rechnen, ist von über der Hälfte auf 36 Prozent gesunken. Noch etwas mehr als jedes achte Unternehmen stuft das Risiko eines Konkurses in diesem Zeitraum als gross ein. Für die zweite Coronavirus-KMU-Erhebung wurden vom 21. bis 24. April über 350 KMU zu ihrer wirtschaftlichen Situation befragt.
«Wir sehen in unserem Panel erste positive Signale insbesondere, was die kurzfristigen Aussichten der KMU betrifft. Allerdings hat sich die langfristige Einschätzung noch nicht grundsätzlich verbessert», sagte ZHAW-Finanzdozent Andreas Schweizer laut Communiqué.
70 Prozent der KMU würden weiterhin eine negative oder sehr negative Entwicklung der Geschäftstätigkeit in den nächsten zwölf Monaten erwarten, hiess es. Dieser Anteil sei seit März nur um 7 Prozentpunkte gesunken.
Kurzarbeit in über der Hälfte der Firmen
Auf der anderen Seite schlägt die Krise immer mehr aufs Personal durch. Über die Hälfte der Firmen habe Kurzarbeit eingeführt, ein deutlich höherer Anteil als in der ersten Erhebung, hiess es. Mehr als ein Drittel der befragten KMU hält auch Entlassungen in den kommenden zwölf Monaten mindestens für wahrscheinlich.
Gut ein Drittel der Firmen habe wegen der Coronakrise ihr Geschäftsmodell teilweise oder temporär angepasst. «Ein Teil der Firmen ergreift somit die Initiative, um negative Auswirkungen zu reduzieren. Jedoch können sie in den meisten Fällen durch die Anpassungen nur einen geringen Umsatzanteil kompensieren», erklärte Schweizer.
40 Prozent der befragten Unternehmen hätten einen Corona-Hilfskredit bezogen, der vom Bund verbürgt werde. «Wir sehen das als Indiz dafür, dass die beabsichtigte Unterstützung bei den KMU angekommen ist», äusserte sich Schweizer.
Ständeratspräsident kritisiert Bundesrat
Der Präsident des Ständerats, Hans Stöckli, hat den Bundesrat wegen seiner Entscheide in der Lockerungsphase kritisiert. Das Gremium sei mit seinem Mikromanagement zum Getriebenen geworden, sagte der Berner SP-Politiker den «Zeitungen der CH-Media» vom Montag.
Zwar habe der Bundesrat seine Verantwortung wahrgenommen und das gemeinsame Interesse in den Vordergrund gestellt, und er sei während der Coronavirus-Krise auch nicht in die gleiche Kakofonie wie im Europadossier verfallen, sagte Stöckli. Allerdings habe sich der Bundesrat dann bei der Lockerungsphase auf die Ebene des Mikromanagement verirrt.
«Da verstrickte er sich in Widersprüche: Grossverteiler konnten Bücher verkaufen, Buchhandlungen nicht; Grosseltern dürfen Enkel herzen, hüten nicht; Museen öffnen am 11. Mai, Zoos erst am 8. Juni», sagte er. Solche Details könnten aber von einem strategischem Führungsorgan wie der Landesregierung unter diesem Zeitdruck gar nicht gemanagt werden, erklärte der Politiker.
«Jetzt hat der Bundesrat viel Geschirr zerschlagen», betonte der Ständeratspräsident. Detailfragen hätte er in enger Absprache mit den Betroffenen unter Vorgabe von nachvollziehbaren Kriterien entscheiden sollen, führte Stöckli weiter aus.
Den Vorwurf, dass das Parlament zu lange handlungsunfähig gewesen sei, lässt der Ständeratspräsident zudem nicht gelten. «Zum Abbruch der Frühlingssession am 15. März gab es keine Alternative», sagte er in dem Interview. Bereits elf Tage nach dem Abbruchentscheid seien die wichtigsten politischen, rechtlichen, administrativen und infrastrukturellen Voraussetzungen für die ausserordentliche Session geklärt gewesen, betonte er. Und die Kommissionen hätten bereits ab 6. April ihre Tätigkeit wieder aufgenommen, hiess es.
Verbesserungspotenzial für die Zeit nach der Coronavirus-Krise sieht Ständeratspräsident Stöckli allerdings bereits. Die Digitalisierung der Parlamentsarbeit müsse vorangetrieben werden, sagte er. Zudem solle der Bundesrat einen Rechenschaftsbericht über diese Notrechtszeit erstellen. Und obendrein müsse die Schweiz eine Regelung finden, welche die parlamentarische Kontrolle beim Entscheid des Bundesrates über die Annahme einer ausserordentlichen Lage ermöglicht, sagte Stöckli gegenüber «CH-Media».
88 neue Fälle in der Schweiz
In der Schweiz und in Liechtenstein haben sich innerhalb eines Tages 88 Personen neu mit dem Coronavirus angesteckt – erstmals wieder unter hundert. Am Samstag hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) noch 112 zusätzliche Fälle gemeldet, am Freitag deren 119.
Insgesamt gab es nach Angaben des BAG vom Sonntag 29'905 laborbestätigte Fälle. Die Fallzahlen unterliegen einer wöchentlichen Schwankung mit jeweils tieferen Zahlen am Wochenende.
Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 in allen Kantonen zusammen betrug nach einer Zählung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Sonntagmittag 1763.
280'220 durchgeführte Tests
Das BAG gab die Zahl der Todesopfer mit 1473 an. Das Bundesamt bezieht sich auf die Meldungen, die die Laboratorien sowie Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der Meldepflicht bis am Sonntagmorgen übermittelt hatten. Die Zahl könne deshalb von den Zahlen der Kantone abweichen, schreibt das BAG. Pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner gab es 348 Infektionen.
Bisher wurden insgesamt 280'220 Tests durchgeführt. Davon waren nach Angaben des BAG 13 Prozent positiv. Eine Person kann mehrere Male getestet worden sein. Das BAG empfiehlt Tests für alle Patienten mit Symptomen von Covid-19.
Corona-Massnahmen könnten noch zwei Jahre dauern
Für den Chef der Task-Force des Bundesrats im Kampf gegen die Corona-Pandemie, Matthias Egger, sind Einschränkungen im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie zwei Jahre oder noch länger möglich. Als Vater würde er von Umarmungen der Kinder durch die Grosseltern absehen.
Wie lange es dauere, bis die Medizin eine Antwort auf das Virus habe, sei schwierig zu sagen, sagte Egger in einem Interview der «NZZ am Sonntag». «Meine Hoffnung ist, dass in einem Jahr grossflächig im Rahmen von Studien geimpft werden kann.»
«Das würde bedeuten, dass wir uns länger einschränken müssten»
«Es ist möglich, dass wir noch zwei Jahre oder länger so weiterleben müssen», sagte Egger weiter. Das Virus sei schlecht bekannt. Es könne sein, dass unangenehme Eigenschaften entdeckt würden, welche die Entwicklung von wirksamen und sicheren Impfstoffen komplizieren und verlangsamen könnten.
So weiterleben heisst laut Egger, dass die Reproduktionszahl unter eins gehalten wird. «Das würde bedeuten, dass wir uns länger einschränken müssten: etwa mit Abstandsregeln, Masken, Hygiene – allem, was dazugehört, um die Verbreitung des Virus zu bremsen.»
Egger äusserte sich auch noch einmal mehr zur Kontroverse, ob Kinder Kontakt zu den Grosseltern haben dürften. «Als Vater sage ich: Ich würde schauen, dass die Kinder nicht allzu viel Zeit mit ihnen verbringen.» Wenn die Grosseltern gebrechlich seien, sollte der Abstand gewahrt bleiben. «Also keine Umarmungen.»
«Ich bin Wissenschafter und nicht Vertreter des Bundes»
Die Daten zeigten, dass Kinder keine grosse Rolle in der Verbreitung des Virus spielten. Aber eine absolute Sicherheit gebe es nicht. «Es handelt sich um Abwägungen in einer Situation, in der viel Unsicherheit besteht», sagte Egger weiter. Es sei schwierig, klar zu reden und zu beruhigen, wenn etwas wissenschaftlich noch nicht eindeutig belegt sei.
Die Task-Force sei unabhängig. «Ich bin Wissenschafter und nicht Vertreter des Bundes», sagte Egger. «Wir haben ja auch Massnahmen vorgeschlagen, die in der Politik nicht willkommen waren», sagte Egger weiter.
So hätten sie vorgeschlagen, die Schulen schrittweise zu öffnen; zuerst mit maximal 15 Schülern pro Klasse und gestaffelten Pausen. «Das hat der Bundesrat so nicht ins Schutzkonzept aufgenommen», sagte Egger. «Einige Kantone folgen nun trotzdem unseren Empfehlungen.»
Rekordeinbruch im Schweizer Automarkt
Die Coronavirus-Pandemie stürzt die Schweizer Automobilbranche in eine tiefe Krise. Die Anzahl neu zugelassener Autos ist laut Auto-Schweiz im April auf den tiefsten Stand seit der Ölkrise in den 1970er Jahren gesunken.
Seither habe es keinen Kalendermonat gegeben, in dem in der Schweiz weniger als 10'000 Neuimmatrikulationen registriert wurden seien, teilte der Branchenverband am Sonntag mit.
Konkret seien im April mit 9'382 neuen Fahrzeugen 67,2 Prozent weniger frisch zugelassene Personenwagen auf den Strassen der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein unterwegs gewesen als im Vorjahresmonat. Der kumulierte Rückgang seit Jahresbeginn liege damit bei 35,6 Prozent.
Wenig Hoffnung gebe es ausserdem auch für den Rest des Jahres. Auto-Schweiz revidiert die Prognose für die Einlösung neuer Personenwagen im Jahr 2020 auf 240'000 Fahrzeuge. Dies entspräche eine Rückgang zum Vorjahr von rund 23 Prozent und würde das schlechteste Auto-Jahr seit viereinhalb Jahrzehnten markieren.
Es sei aus heutiger Sicht noch nicht abschliessend abschätzbar, ob es im weiteren Jahresverlauf Nachholkäufe geben werde. Die Corona-Krise dürfte laut Auto-Schweiz aufgrund des zurückhaltenden Konsumklimas zudem dazu führen, dass die Kunden in den kommenden Monaten eher günstigere Modelle ohne Elektromotor kaufen würden.
Bund öffnet im Tessin weitere Grenzübergänge
Um den wieder zunehmenden Arbeitsverkehr zu erleichtern, öffnet der Bund am Montag im Tessin drei weitere Grenzübergänge: Bei Ponte Cremenaga, Brusino und Ligornetto will er eine Woche vor dem grossen Lockerungsschritt am 11. Mai Staus vorbeugen.
Bereits in der letzten Woche habe der Grenzverkehr im Tessin um zehn Prozent zugenommen, schreibt die Eidgenössische Zollverwaltung in einer Medienmitteilung. Mit der Öffnung von drei zusätzlichen Grenzübergängen solle der Verkehrsfluss verbessert werden.
Nur unter der Woche offen
Alle drei Übergänge sind ausschliesslich unter der Woche geöffnet, und zwar in den Morgenstunden zwischen 5 und 9 beziehungsweise 6 und 10 Uhr sowie abends zwischen 16 und 19 beziehungsweise 16 und 20 Uhr.
Neben Ponte Cremenaga, Brusino und Ligornetto sind im Tessin auch die Grenzübergänge Dirinella, Brusata di Novazzano, Chiasso Brogeda autostrada, Chiasso strada, Gandria, Madonna di Ponte, Ponte Tresa und Stabio offen.
red/sda/reuters
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