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Meinung

Kolumne «Miniaturen des Alltags»
Corona-Kater statt Weihnachtsvorfreude

Eine kleine Geschichte aus dem Alltag.
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Eigentlich sollte der Garten des Nachbarn schon blinken und leuchten und die Nacht zum Tage machen. Das tat er immer um diese Zeit, jeweils von Mitte November bis Neujahr. Doch diesmal ist noch alles dunkel, die Wiese vor der Terrasse leer. Kein Rentier mit Schlitten, kein winkender Samichlaus, keine Lichterfontänen, die aus dem Boden spriessen. Keine Spur von jeglicher Weihnachtsstimmung.

Auf der Autofahrt diskutieren derweil zwei Radiomoderatoren, ob sie den Festtag-Evergreen «Last Christmas» das erste Mal abspielen sollen. Der eine ist dafür, der andere dagegen. Sie entscheiden sich für die demokratische Variante: Der Song läuft so lange, bis der erste Hörer interveniert. Noch bevor George Michael zur ersten Strophe gelangt, klingelt im Studio das Telefon: «Es ist viel zu früh für diesen Seich.» Die Demokratie hat gesprochen.

Es sind nur zwei kleine Beispiele, welche die aktuelle Stimmung widerspiegeln. Ja, ich weiss, es ist November, der Adventskalender noch im Keller, und die erste Kerze wird erst kommendes Wochenende angezündet. Und doch fehlt kurz vor dem ersten Advent dieses gewisse Etwas, das sonst schon so früh da ist, diese Vorfreude auf die fröhliche Zeit des Jahres voller Glühwein, Lichter und Lieder. Stattdessen ist es in der Nachbarschaft finster, nur Gemeinden haben ihre Beleuchtung montiert, und Geschäfte blinken in strahlenden Farben um die Wette.

Vielleicht ist es wirklich noch zu früh, vielleicht sieht es in einer Woche schon ganz anders aus. Doch im Moment ist dort, wo diese gewisse Spannung in der Luft liegen soll, nur Leere. Statt Weihnachtsvorfreude dominiert der Corona-Kater. Und mit dem Dezember vor der Tür stellt sich dieses Jahr nicht die Frage, wie schön die Festtage werden. Sondern, wie man sie möglichst gesund übersteht.