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Studie zur Mobilität
Vom «Senioren-Gefährt» zum Trendvelo: Der E-Bike-Boom ist ungebrochen

Das E-Bikes erfreut sich bei den Schweizerinnen und Schweizer einer wachsenden Beliebtheit. 
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Das einzige Verkehrsmittel, das 2021 trotz der Pandemie stärker genutzt wurde als bei der letzten Erhebung, ist das E-Bike. Zu diesem Schluss kommt der am Donnerstag präsentierte «Mikrozensus Mobilität und Verkehr» – er wird alle fünf Jahre erhoben und ist die grösste Umfrage zu dieser Thematik in der Schweiz. Mittlerweile besitzt jeder fünfte Haushalt in der Schweiz mindestens eines dieser Fahrzeuge. Mit herkömmlichen Velos werden indes immer weniger Kilometer zurückgelegt.

Es gebe zwei Gründe für diese Entwicklung, sagt Mobilitätsforscher Thomas Sauter-Servaes: der Imagewandel des elektrisch betriebenen Fahrrads und der praktische Nutzen. «War das E-Bike in seinen Anfängen eher noch ein geriatrisches Therapieinstrument, ist es inzwischen zum Trendgefährt geworden.» So hätten früher vor allem Pensionäre E-Bikes benutzt, um trotzdem noch beachtliche Strecken zurückzulegen. Heute sei es en vogue, mit einem stylischen E-Bike unterwegs zu sein.

Zudem – und das sei ein ebenso starkes Motiv – sei es einfach praktisch, beispielsweise in den Städten, Wege mit dem E-Bike zu bewältigen, anstatt für ein paar Kilometer mit dem Auto im Stau zu stecken, analysiert Sauter-Servaes. Laut der Schweizerischen Fachstelle Velo und E-Bike ist bald jedes zweite verkaufte Velo ein elektrisch betriebenes Fahrrad. 

Mobilitätsforscher Thomas Sauter-Servaes von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist überzeugt, dass es noch nicht in Richtung «grüne Mobilität» gehe.

Dabei werden diese Fahrräder unterschiedlich eingesetzt, wie die Studie zeigt. Die schnellere Variante mit einem Motor, der eine Höchstgeschwindigkeit von 45 Kilometer pro Stunde erlaubt, werden zu 65 Prozent für den Arbeitsweg eingesetzt. Bei den langsameren E-Bikes dominiert der Freizeitverkehr mit einem Distanzanteil von 57 Prozent.

Das Auto ist beliebt wie eh und je

Corona habe aber auch gezeigt, so Sauter-Servaes, dass im Gegenzug die Benutzung des Autos nicht merklich zurückgegangen sei. Laut der Studie nahmen tatsächlich die mit dem Personenwagen zurückgelegten Distanzen prozentual weniger stark ab als jene mit der Bahn. Das Auto ist nach wie vor das am meisten genutzte Verkehrsmittel der Schweizerinnen und Schweizer.

Mehr als zwei Drittel aller Inlandsdistanzen wurden 2021 mit dem Personenwagen absolviert. «Es geht nicht in Richtung grüne Mobilität.» Noch habe es in den Köpfen «nicht Klick» gemacht, Corona habe die autobasierten Mobilitätsroutinen zusätzlich stabilisiert. Elektroautos seien ein Beitrag zu einer klimaschonenderen Mobilität, könnten aber die Verkehrsprobleme nicht alleine lösen, so Sauter-Servaes.

Zwar hat die Zahl der zugelassenen Elektroautos in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Aber die Studie zeigt auch eindrücklich, dass der Besitz eines solchen Gefährts noch immer ein Privileg der sehr gut Verdienenden ist. In Haushalten mit einem Monatseinkommen von mehr 12’000 Franken waren drei Prozent der Personenwagen rein elektrisch betrieben. In der Einkommensklasse zwischen 8000 und 12’000 Franken sind es gerade mal noch 1,4 Prozent.

ÖV geniesst höchste Priorität

Schliesslich haben die Studienautoren die Leute auch befragt, was sie von der künftigen Verkehrspolitik erwarten. Demnach sind Verbesserungen im öffentlichen Verkehr und die Reduktion der Umweltauswirkungen des Verkehrs wichtiger als Verbesserungen im Velo-, Strassen- oder Fussverkehr. Besonders kontrovers wurden laut Ulrich Seewer, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Raumentwicklung, Optimierungen im Strassenverkehr beurteilt. Während ein Viertel der Befragten dies als vordringlichstes Anliegen einstuft, beurteilt ein Drittel diese Problemstellung als überhaupt nicht vordringlich. Tempo-30-Zonen und Begegnungszonen mit Tempo 20 gehören laut der Umfrage indes nicht zu den obersten Prioritäten.

Trotz Corona hat sich das grundlegende Mobilitätsverhalten nicht gross geändert. Wie bereits bei der letzten Erhebung 2015 stand der Freizeitverkehr auch 2021 klar an der Spitze. Sein Anteil an den zurückgelegten Distanzen blieb mit 40 Prozent beinahe unverändert (2015: 44 Prozent). Die Auswertung nach Tageszeit zeigt dabei: Schon ab ungefähr 8 Uhr morgens übertrifft die Freizeit alle übrigen Mobilitätszwecke und behält ihre dominierende Rolle bis in die späten Nachtstunden bei. Zweitwichtigster Mobilitätszweck war 2021 der Arbeitsverkehr mit einem Anteil an den zurückgelegten Distanzen von 28 Prozent, vor dem Einkaufsverkehr mit 15 Prozent.