Klare Worte vom VR-PräsidentClariant hält seine Fusionspläne nicht länger geheim
Aus dem Zwerg soll wieder ein Riese werden: Präsident Kottmann bestätigt Fusionsgespräche. Auch eine neue Chefin soll bald ernannt werden.
Der geschrumpfte Spezialchemiekonzern Clariant soll wieder ein Riese werden. Präsident Hariolf Kottmann bestätigt Fusionsgespräche, über die diese Zeitung bericht hatte. «Wir verhandeln», sagte Kottmann bei der Bekanntgabe des Halbjahresergebnisses auf eine entsprechende Frage. Parallel zu dem Verkauf von unrentablen Sparten führe er Gespräche, um die Firma nicht nur zu schrumpfen, sondern auch wieder zu vergrössern. «Es gibt ganz klar Projekte in der Konzernleitung, die zum Teil sehr weit fortgeschritten sind, um Clariant weiterzuentwickeln.»
Der saudische Hauptaktionär Sabic, der 31,5 Prozent der Aktien hält, sei mit seinen vier Vertretern im Verwaltungsrat keineswegs geschlossen dagegen. «Die Bekanntgabe einer grösseren Transaktion steht aber nicht unmittelbar bevor.»
Schon in den nächsten Wochen soll die neue Chefin oder der neue Chef angekündigt werden. «Wir laufen Schritt für Schritt auf eine Entscheidung zu», sagt Kottmann. Die Kandidatinnen und Kandidaten kommen vor allem aus dem Ausland, wie es zuvor schon geheissen hatte. Der frühere, von Sabic kommende Chef Ernesto Occhiello war vergangenen Juli überraschend abgetreten. Im Moment führt Kottmann Clariant auch operativ.
«Es gibt ganz klar Projekte, die zum Teil weit fortgeschritten sind, um Clariant weiterzuentwickeln.»
Clariants Umsatz sank im ersten Halbjahr vor allem wegen des starken Frankens, aber auch wegen des Corona-Konjunktureinbruchs um 13 Prozent auf 1,95 Milliarden Franken. Die Marge konnte der Konzern dennoch verbessern, unter Ausklammerung von Sondereffekten stieg sie auf 15 Prozent.
Unter dem Strich erzielte Clariant einen Konzerngewinn von 90 Millionen Franken. Im Vorjahr hatte der Konzern einen Halbjahresverlust von 101 Millionen Franken ausgewiesen, weil er Rückstellungen von 231 Millionen Franken für eine EU-Kartelluntersuchung gebildet hatte.
Fusion soll Stellen sichern
Kurzarbeit nimmt Clariant weder in der Schweiz noch in Deutschland in Anspruch. Zu einem Stellenabbau wegen der Corona-Krise wird es laut Kottmann nicht kommen. Schon im Frühjahr hatte Kottmann aber die Streichung von 600 Jobs weltweit angekündigt – davon 20 in der Schweiz. Damit soll in diesem und im nächsten Jahr die Effizienz und damit die Marge weiter gesteigert werden.
Kommt es nicht zur Fusion und schrumpft Clariant weiter, müsse es dann zu einem weiteren Stellenabbau bei den zentralen Funktionen wie Personal-, IT- oder Einkaufsabteilungen kommen, so Kottmann. Auch um das zu vermeiden, strebe er eine Fusion an.
Dividende gestrichen
Kreditanalysten hatten im Mai den Ausblick für Clariant gesenkt. Schon jetzt gilt Clariant für die Agentur Moody’s nicht mehr als anlagewürdig. «Ein Downgrade steht nicht bevor», sagt hierzu Finanzchef Stephan Lynen. «Wir haben per Ende 2019 wie auch Ende 2020 eine solide Bilanz.» Zudem habe Clariant den Verkauf der Sparte Masterbatches wie versprochen für 1,56 Milliarden Franken termingerecht durchgezogen. Davon wurde diesen Juli eine Milliarde als Sonderdividende an die Aktionäre ausgeschüttet, und gut eine halbe Milliarde stärke die Bilanz.
Die normale Dividende für 2019 hatte Clariant aus Angst um sein Kreditrating gestrichen. Ob die ursprünglich geplanten 0.55 Rappen je Aktie noch ausgeschüttet werden sollen, werde kommendes Frühjahr entschieden. Eventuell werde dann eine Doppeldividende für 2019 und 2020 erfolgen.
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