Circus Monti in Zürich«Clowns verkörpern das innere Kind»
Das neue Programm «et Voilà!» des Circus Monti handelt von künstlerischem Schaffen und Inspiration. Antonin Wicky steht als Clown in der Manege. Privat wäre er dafür viel zu schüchtern.
Wer in den letzten Wochen am Kasernenareal vorbeigelaufen ist, hat sie vielleicht schon entdeckt: die unverkennbaren Zelte des Circus Monti. Mit seinem neuen Programm «et Voilà!» macht der Familienzirkus momentan in Zürich halt.
«Et Voilà!» erzählt die Geschichte eines Künstlers, der eine kreative Blockade durchmacht. Er fühlt sich in seinem künstlerischen Schaffen festgefahren. Während der rund zwei Stunden probiert er, seine Inspiration wiederzufinden. Die Vorstellung wird begleitet von artistischem Spektakel à la Monti, inklusive Livemusik. In der Show spielt der Clown des Ensembles eine wichtige Rolle: Er unterstützt den Künstler in seinem Weg, seine kreative Seite wieder zu entdecken. Verkörpert wird der Clown während dieser Tournee von Antonin Wicky.
Für den 33-Jährigen aus Neuenburg hat diese erste Zusammenarbeit mit dem Circus Monti eine besondere Bedeutung. Bereits als Kind besuchte er den Familienzirkus. Es waren diese Erinnerungen, und auch Figuren wie Charlie Chaplin und Buster Keaton, die ihn dazu inspirierten, die eher ungewöhnliche Karriere als Clown in Erwägung zu ziehen. Aus einer künstlerischen Familie stamme er nicht, auf die Clownerie stiess er per Zufall: Er suchte nach einem Ort, um seinen Zivildienst zu absolvieren, und fand so die Zirkusschule Le Zarti Cirque in Saint-Croix, Waadt. Es folgte ein Studium an der renommierten École Nationale de Cirque in Montréal. Heute ist Wicky Clown, Akrobat und unterrichtet privat auch Clownerie.
In «et Voilà!» übernimmt der Clown die Rolle der Inspirationsquelle, der Muse des Künstlers. «Die Geschichte soll dem Publikum zeigen, dass die eigene Kreativität mit der sorglosen, kindlichen Seite eines jeden zusammenhängt», sagt Wicky.
Um das zu vermitteln, seien Clowns gut geeignet. «Clowns sind wie Kinder. Clownerie bedeutet, zu seinem inneren Kind zu gelangen», sagt Wicky. Das erfordere eine Menge Arbeit und Studium. Doch: «Es ist schön, im Unterricht mitanzusehen, wie Menschen zum ersten Mal ihre rote Nase aufsetzen. Manchmal zeigt sich diese Verbindung zur kindlichen Seite direkt, aber manchmal braucht es Zeit.»
Obwohl Wicky momentan als Vollzeit-Clown arbeitet, spricht er immer von seinem Clown in dritter Person. «Er ist Teil von mir», sagt er. Dieser Teil sei aber selbstständig. «Nach meinem jahrelangen Training habe ich ihn so gut kennen gelernt, dass er während einer Show eigenständig denken und urteilen kann.» Privat sei Wicky eher schüchtern, ein wenig ernst. «Würde Antonin in einer Manege stehen, wäre er überfordert. Aber mein Clown liebt das Publikum, möchte sich feiern lassen, weiss, dass er lustig ist», sagt er.
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Es sei die ehrliche, authentische Art, die Clowns besonders mit Kindern vergleichbar mache: Sie fühlen alle Emotionen sehr intensiv, ähnlich wie ein Kind, sagt Wicky. «Sie können sich auch mit ernsteren Themen wie sozialen und politischen Fragen auseinandersetzen. Das tun sie auf kreative Art.» Entsprechend sei die Clownerie gewissermassen eine Kunst, eine Art Poesie, die nicht immer zum Lachen bringen muss.
Jeder von uns habe ein inneres Kind, sagt Wicky. So sei auch das Clown-Dasein Teil jedes menschlichen Naturells. Er empfehle es jeder Person, sich mit diesem inneren Teil auseinanderzusetzen. Jedoch gebe es auch verschiedene Arten, dies zu verkörpern. «Ronald McDonald ist ein Clown, auch ‹Es› von Stephen King ist ein Clown. Aber die helfen unserem Ruf echt nicht immer», sagt er und lacht.
Der Circus Monti gastiert noch bis 26. November auf dem Kasernenareal.
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