BIP geht um fast 7 Prozent zurückChinas Wirtschaft droht der schlimmste Einbruch seit 1976
Die Pandemie hat eine verheerende Wirkung auf die Ökonomie im Reich der Mitte. Der Rückgang des Wachstums nimmt bereits historische Ausmasse an.
Das jahrzehntelange Wachstum der chinesischen Wirtschaft hat durch die Corona-Krise ein jähes Ende gefunden. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) brach im ersten Quartal 2020 um 6,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum ein.
Das ist der erste Rückgang überhaupt seit dem Start der Quartalsstatistik im Jahre 1992, wie das Statistikamt in Peking am Freitag mitteilte. Ende 2019 hatte es noch zu einem Wachstum von sechs Prozent gereicht, ehe die Virus-Epidemie ab Januar zu Ausgangsbeschränkungen, Werks- und Geschäftsschliessungen sowie Massenentlassungen führte und damit die Konjunktur in die Knie zwang.
Auch wenn es erste Anzeichnen für eine Belebung gibt, droht der Volksrepublik in diesem Jahr das schwächste Wachstum seit dem Ende der Kulturrevolution 1976: Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt ein Plus von 1,2 Prozent voraus.
«Es gibt auch ermutigende Signale: Die Industrieproduktion und die Investitionen haben sich im März bereits spürbar von ihrem vorangegangenen Einbruch erholt», sagte der Chefökonom der Bank Union Investment, Jörg Zeuner.
Der Rest der Welt wird noch folgen
Allerdings bleiben die Konsumenten vorsichtig: Die Detailhandelsumsätze brachen im März um 15,8 Prozent ein. «Einige neue lokale Covid-19-Fälle verstärken die Besorgnis über eine neue Welle der Virus-Verbreitung», erklärte Commerzbank-Ökonom Hao Zhou die Zurückhaltung der Konsumenten. Analysten gehen davon aus, dass wegen der Krise fast 30 Millionen Chinesen in diesem Jahr ihren Job verlieren werden. Auch das dürfte einer kräftigen Belebung der Binnenkonjunktur im Weg stehen.
Wie die VP-Bank in Vaduz mitteilt, werden die Zahlen aus Peking Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben: «Die chinesischen BIP-Zahlen machen deutlich, wie schmerzhaft der wirtschaftliche Absturz in Europa und auch in den USA wird. Was in China geschah, ist eine Blaupause für das, was dem Rest der Welt an schlechten Zahlen noch droht.»
Leitzinssenkung erwartet
Das erhöht den Druck auf die chinesische Führung, weitere Massnahmen im Kampf gegen die Folgen der Pandemie zu ergreifen. Die Zentralbank dürfte bereits am Montag erneut ihren Leitzins senken, um mit billigerem Geld die Wirtschaft anzuschieben.
Die Regierung hat bereits ihre Ausgaben hochgefahren, Steuern gesenkt und Sonderanleihen der Kommunalverwaltungen für Grossprojekte erlaubt. Die Zentralbank verlangt zudem von den Geschäftsbanken weniger Rücklagen, so dass das dadurch frei werdende Geld in die Wirtschaft gepumpt werden kann. «Alles in allem wird die Zentralbank noch viel mehr tun», erwartet Commerzbank-Experte Zhou.
Das Statistikbüro in Peking geht davon aus, dass das langfristige Wachstum nicht von den kurzfristigen Auswirkungen der Corona-Krise beeinträchtigt wird. Der Ausbruch des neuartigen Virus Ende sei zwar die schwierigste Notsituation seit der Gründung der Volksrepublik, aber die wirtschaftlichen Fundamente seien intakt, sagte ein Sprecher.
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