Streit um GrenzregionenFür China und Indien geht es um die Vorherrschaft in Asien
Die beiden Länder wollen ihren Dauerkonflikt an der Grenze mit einem neuen Abkommen entschärfen. Trotzdem dürfte die Militarisierung weiter zunehmen.
Vorerst setzen China und Indien an ihrer Grenze auf Deeskalation. Die beiden Grossmächte haben sich auf ein Abkommen geeinigt, das die Routen ihrer Militärpatrouillen entlang der Demarkationslinie in den Grenzregionen festlegt. Das ist eine gute Nachricht. 2020 war der Dauerkonflikt zwischen den beiden Atommächten eskaliert. Weil beide Staaten in der Region den Einsatz von Schusswaffen ausschliessen, schlugen sich die Soldaten buchstäblich die Köpfe ein. Ihr Abkommen jetzt ist also ein Erfolg, eine Entwarnung ist es nicht.
Beide Staaten streiten um zahlreiche Gebiete. Mit immer neuen Bauten werden Fakten geschaffen, die auf der Gegenseite als Provokation verstanden werden. Wenig spricht dafür, dass eine der beiden Seiten bereits gewonnene Gebiete aufgeben könnte. Für Abrüstung fehlt das Vertrauen. Wahrscheinlicher ist, dass die Militarisierung der Grenzregionen weiter zunimmt und der Hunger in weiteren Regionen wächst.
Mit dem Erzfeind verbündet
Zwischen den zwei asiatischen Grossmächten geht es längst um mehr. Für Indien ist China eine sicherheitsstrategische Herausforderung. Peking ist Verbündeter des Erzfeinds Pakistan. Es liefert nicht nur die meisten Waffen, sondern steckt auch Milliarden in das Land, um sich Zugang zum Indischen Ozean zu verschaffen. Chinas Investitionen in Häfen quer durch Südostasien werden von Delhi als Eindringen in seine Einflusssphäre betrachtet. Langfristig geht es um die Vorherrschaft in Asien.
China wiederum fühlt sich durch das indisch-amerikanische Verhältnis bedroht. Peking beklagt eine Einkreisung durch Washingtons Verbündete, die das Land an seinem Aufstieg hindern würden. Die heimischen Wirtschaftsprobleme und ein internationales Umfeld, das von Peking zunehmend als feindlich wahrgenommen wird, haben zwar dessen Kompromissbereitschaft erhöht. Dennoch bleiben die Beziehungen geprägt von Misstrauen. Das neue Abkommen wird daran nicht wirklich etwas ändern.
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