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Merkwürdige Aktivitäten im Himalaja
China baut neue «Umsiedlungshäuser» in umstrittenem Grenzgebiet zu Bhutan

An Indian army soldier, left, and a Chinese army soldier keep vigil over their respective territories as they stand at the international border at Nathu La Pass, in the northeastern Indian state of Sikkim, Wednesday, July 5, 2006. People in Sikkim are keenly awaiting the reopening of the Nathu La pass, part of the Silk Road that was shut when India and China went to war in 1962. Now, in the wake of improved Indo-China relations, the route is set to reopen on July 6 in a grand ceremony. (KEYSTONE/AP Photo/Gurinder Osan)
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Demalong liegt im rauen östlichen Himalaja-Gebirge, rund 4200 Meter über Meer. In diesem Dorf lebten jahrhundertelang hauptsächlich Hirten auf der Suche nach Sommerweiden, doch jetzt herrscht am abgelegenen Ort Bauboom. Neue chinesische Siedlungen entstehen, und tibetische Siedler beziehen die frischen Häuser, angelockt durch grosszügige Subventionen. Dahinter steckt Chinas Anstrengungen, seine Kontrolle im umstrittenen Randgebiet auszubauen, wie eine umfangreiche Recherche des US-Fernsehsenders CNN zeigt.

Die Siedlungen entstehen auf einem Gebiet, das in der offiziellen Karte von Bhutan in dessen Staatsgrenzen eingezeichnet ist. Das buddhistische Königreich mit knapp einer Million Einwohnenden hat sich nie auf eine formelle Grenze mit China einigen können.

Nun enthüllen Satellitenbilder, Mitteilungen der chinesischen Regierung, Berichte staatlicher Medien und Social-Media-Beiträge umfangreiche Bauarbeiten. Dazu gehört etwa das Video eines chinesischen Reise-Vloggers, der die Szenen vom Strassenrand aus dokumentierte. Darin soll er CNN zufolge gesagt haben: «Sie bauen hier Umsiedlungshäuser. Wenn Menschen hier leben und sich niederlassen, bestätigt das unleugbar, dass dies das Territorium unseres Landes ist.»

Bhutans irritierende Reaktion

Doch wie schon bei früheren Berichten über chinesische Eingriffe in das eigene Territorium weist Bhutan auch die aktuellen Recherchen zurück. Auf Anfrage von CNN zu den Bauarbeiten erklärte das bhutanische Aussenministerium, dass es im fraglichen Distrikt keine chinesischen Siedlungen gebe.

Das chinesische Aussenministerium bestritt hingegen nicht, dass es in diesem Gebiet Dörfer errichte. «Chinas Bautätigkeiten in der Grenzregion zu Bhutan zielen darauf ab, die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern», zitiert CNN das Ministerium.

Bekannte Strategie

Das Vorgehen Chinas ist nicht neu. Mit dem Bau von Siedlungen und Dörfern in Grenznähe versucht Peking, Präsenz zu schaffen. Bereits geschehen ist dies etwa am Süd- und Ostchinesischen Meer. Eine Studie der SOAS University of London spricht von 19 «grenzüberschreitenden Dörfern» und 3 kleineren Siedlungen seit dem Jahr 2016. Indem dort Siedler beheimatet werden, ist es für China leichter, administrative Kontrolle auszuüben und Gebietsansprüche zu untermauern.

Robert Barnett, Leiter der erwähnten Studie am SOAS, beschreibt Chinas Vorgehen als ein Austesten von Grenzen. «China scheint zu experimentieren, ob es selbst entscheiden kann, ein umstrittenes Gebiet in Besitz zu nehmen, und wie oder ob die internationale Gemeinschaft reagiert», so Barnett gegenüber CNN.

Und es wird noch komplexer: Während Bhutan und China seit Jahrzehnten Grenzgespräche führen, steht im Hintergrund Indien, ein enger diplomatischer Verbündeter Bhutans. Indien ist nicht nur Chinas grösster regionaler Rivale, sondern verfügt gleichwohl über atomare Waffen.

Unterschiedliche Erklärungen von Beobachtern

Jetzt stellt sich allerdings die Frage, weshalb Bhutan so verhalten reagiert. Beobachter meinen, Bhutans Rhetorik zu diesem Thema sei in den vergangenen Jahren zunehmend undurchsichtiger geworden. Manche führen die zurückhaltenden Kommentare des Königreichs auf eine mögliche stillschweigende Übereinkunft mit China zurück, auf einige Gebietsansprüche zu verzichten.

Andere wiederum meinen, Bhutans Priorität liege möglicherweise darin, die Beziehungen stabil zu halten, um endlich eine Einigung erzielen zu können – mit dem Potenzial, die Unsicherheit aufgrund des Machtungleichgewichts zwischen den beiden Ländern zu verringern und die wirtschaftlichen Vorteile normalisierter Beziehungen zu nutzen.