CHI Classics BaselMartin Fuchs wird Vierter – und darf trotzdem zufrieden sein
Der Franzose Julien Epaillard gewinnt den Springreit-Weltcup in Basel. Erstmals schafft es kein Schweizer aufs Podest.
- Martin Fuchs erlebte in Basel seine bisher beste Saisonleistung im Weltcupspringen.
- Seine Schnelligkeit reichte trotz Fehler nicht für einen Podestplatz.
- Julien Epaillard siegte fehlerfrei und sicherte sich bedeutende Weltcuppunkte.
- Fuchs plant, in Leipzig und weiteren Turnieren seine Qualifikation zu sichern.
Durchatmen bei Martin Fuchs. Die Erleichterung der Weltnummer 5 ist am Sonntag in der St.-Jakobs-Halle spürbar. Seine Gratulation nach fehlerlosem Parcours geht als Erstes an sein Pferd Commissar Pezi, sein Dank an das Publikum. Es feiert ihn mit tosendem Applaus.
Doch gewonnen ist noch nichts. Der 33-Jährige hat erst seinen ersten Auftritt beim Weltcupspringen hinter sich; bei jenem Wettkampf der viertägigen CHI Classics Basel, der am prestigeträchtigsten ist. Und vor allem: Jener Wettkampf, der als fünftletztes Qualifikationsturnier für den Weltcupfinal Anfang April gewertet wird. Das Saisonhighlight wird bekanntlich auch in Basel ausgetragen.
Dorthin möchte Fuchs unbedingt, doch weil er in den bisherigen Weltcupprüfungen nicht zu überzeugen vermochte, hinkt er seinem Fahrplan deutlich hinterher. Oder anders gesagt: Punktet er in diesem Qualifikationsendspurt nur spärlich, ist er im Frühling in der St.-Jakobs-Halle nur Zuschauer. Das wäre eine faustdicke Überraschung.
Der einzige Schweizer
So geht der im Thurgau wohnhafte Weltklassereiter zusammen mit sechs Kontrahenten ins Stechen um den Tagessieg. Schon vor dieser Endausmarchung steht fest, dass Fuchs in Basel so viele Zähler holen wird wie nie zuvor in dieser Saison in einem Weltcupspringen. Und als einziger Schweizer in diesem «Finale» ist der Routinier gleichzeitig der Trumpf des Gastgebers auf einen Heimsieg. Wie das geht, das weiss Fuchs: 2019 siegte er – damals auf Clooney – beim ersten Basler Weltcupspringen.
Der verkürzte Parcours in der Joggelihalle hat es in sich: Wer hier reüssieren will, muss mit einigem Risiko reiten: schnell sein und gleichzeitig fehlerfrei bleiben. Fuchs gelingt auf dem engen Rundkurs nur eines von beidem – er ist unglaublich schnell. Kein anderer Reiter unterbietet seine Zeit von 38.13 Sekunden.
Aber: Fuchs hat einen Abwurf, kassiert deshalb vier Strafpunkte. Das reicht nicht zum Sieg, weil drei Widersacher fehlerfrei bleiben. Am Ende ist der im Kanton Zürich aufgewachsene Springreiter Vierter. Er verpasst das Podest knapp, was auch bedeutet, dass in Basel erstmals kein Schweizer auf dem Weltcup-Podium steht.
Nächste Chance Leipzig
Dennoch darf Fuchs zufrieden sein. Er sammelt in Basel 13 Weltcuppunkte auf dem Weg nach Basel. Aktuell steht er total bei 19 Zählern. Geht man davon aus, dass die einstige Weltnummer 1 in den ausstehenden Weltcupspringen ähnlich stark auftritt, ist die Qualifikation durchaus realistisch. Zumal am Sonntag in Leipzig eines seiner Lieblingsspringen ansteht. Im Osten Deutschlands gewann Fuchs vor drei Jahren den Weltcupfinal.
Entsprechend zufrieden zeigte sich Fuchs nach seinen beiden fast fehlerfreien Ritten: «Heute war es ein Schritt in die richtige Richtung.» Er habe bereits am Donnerstag gespürt, dass Commissar Pezi «entspannt und unglaublich gut drauf» sei. Es habe sich für ihn ausbezahlt, dass er mit dem Hannoveraner zuletzt viel Dressur trainiert habe. Das Ziel: die Abstimmungsprobleme zu minimieren. Mit Blick auf seinen jüngsten Exploit darf Fuchs festhalten: «Diese Leistung motiviert, ich möchte im April nochmals in Basel antreten.»
Ein Anwärter auf diesen Titel in Basel ist seit Sonntag Julien Epaillard – sofern er sich für den Final qualifiziert. Der Franzose reitet am Sonntag zweimal fehlerfrei und sichert sich vor dem Holländer Maikel van der Vleuten und dem Briten Tim Gredley den Weltcupsieg und damit verbunden ein Preisgeld von 110’900 Euro sowie 20 Weltcuppunkte. Mit 37 Zählern gehört der Franzose nun so gut wie sicher beim Weltcupfinal zu einem der 18 Startenden aus der Western European League.
Gredley feiert Geburtstag
Der 47-Jährige allerdings ist sich noch nicht so sicher, ob diese Punktezahl tatsächlich zur Basel-Teilnahme reicht. Hätte er 40 Zähler auf dem Konto, könnte er planen. Doch so sagt er nach seinem Basler Sieg: «Ich werde in Leipzig, Bordeaux und Göteborg antreten, um die Qualifikation sicherzustellen.»
Erst mal aber genoss der Franzose seinen grossen Tag am Rheinknie. Als Erster ins Stechen gegangen, sei es für ihn schwierig gewesen, wie er taktisch reiten wollte. Schliesslich sagte er sich: «Es ist so ein tolles Turnier, ich möchte einfach nochmals geniessen und die Atmosphäre in der Halle aufsaugen.» Schliesslich lief es nach Plan. Seine Zeit konnte von keinem anderen fehlerfrei unterboten werden.
Auch nicht vom Briten Tim Gredley, der zum ersten Mal in Basel startete. Für den 39-Jährigen war der Sonntag schlicht «ein toller Tag». Nicht nur weil er den ausgezeichneten dritten Rang belegte. Sondern weil dieser starke Auftritt an seinem Geburtstag gelang. Die nun 40 Punkte in der Weltcuprangliste dürften ihm reichen, um im April an selber Stätte diese Leistung zu bestätigen. Das Geburtstagsgeschenk, das er sich selbst machte, könnte deshalb kaum wertvoller sein.
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