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Markteintritt der E-Automarke
BYD will die Schweiz mit 80 Filialen erobern

Ein BYD-Elektroauto in einer Ausstellungsumgebung neben einem BYD-Roboter stehend. Das Auto hat ein modernes Design und ist in einem Ausstellungssaal beleuchtet.
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In Kürze:
  • BYD verzeichnet mit 4,2 Millionen verkauften Elektrofahrzeugen einen deutlichen Vorsprung vor Tesla.
  • Die neue Schnelllade-Technologie ermöglicht 400 Kilometer Reichweite in nur fünf Minuten.
  • BYD plant in der Schweiz bis 2028 ein Netz von mindestens 80 Händlern.

Der Seitenhieb auf den Erzrivalen Tesla war dezent, aber ganz verkneifen konnte Stella Li ihn sich nicht.

Als die Topmanagerin und weltweite Nummer zwei des chinesischen Autoriesen BYD in Spreitenbach AG die Bühne betritt, deutet sie auf eine Grafik zu den weltweiten Verkäufen von Elektro- und Hybridautos. Ganz oben mit 4,2 Millionen verkauften Fahrzeugen: BYD. Dahinter weit abgeschlagen auf Platz 2, mit 1,79 Millionen: Tesla.

Die Botschaft ist klar: Der Elektroautobauer BYD ist ganz oben angekommen – und dort gedenkt er zu bleiben. «Wir brauchten 30 Jahre, um eine Million Autos zu verkaufen, doch jetzt geht es schnell», sagt Li. Batterietechnologie? Hier sei BYD schon länger führend – eine Aussage, die viele Experten bestätigen. Innovationskraft und Geschwindigkeit? «Im Schnitt reichen wir pro Tag 45 neue Patente ein», sagt Li sichtlich stolz. (Lesen Sie dazu: Ab sofort sind die E-Autos von BYD in der Schweiz erhältlich. Wie gut sind sie?)

Stella Li, Executive Vice President von BYD, hält eine Präsentation bei der Markteinführung der BYD-Elektroautos in der Schweiz in der Umweltarena Spreitenbach, 01. April 2025.

Die Vernetzung vom Auto mit anderen Lebensbereichen und Hobbys? Hierfür spielt die chinesische Topmanagerin einen Film über ein BYD-Auto ab, an dem andere Geräte geladen werden. Und eines, in dessen Dach eine Foto-Drohne integriert ist – sehr zur Freude der jubelnden Influencerinnen und Influencer im Saal, die extra für diese Lancierung nach Spreitenbach gereist sind.

Ein Kampf der Auto-Milliardäre

Tesla und BYD – das ist auch ein Kopf-an-Kopf-Rennen zweier Milliardäre um die Elektromobilität. Hier Elon Musk, über den scheinbar alle alles wissen; nicht zuletzt wegen seiner eigenen Tweets. Dort der zurückgezogen lebende BYD-Gründer und Präsident Wang Chuanfu.

Der 58-jährige Wang gehört der Generation chinesischer Unternehmer an, die aus der Armut in die neu entstandene Milliardärsklasse aufgestiegen ist. Mitte der 1990er-Jahre gehörte der gelernte Chemiker und Metallurge zu den Mitbegründern von BYD und baute zunächst Batterien für die damaligen Mobilfunkriesen Motorola und Nokia zusammen. Wenige Jahre später begann er, sich auch für Autos zu interessieren.

Die Rivalität mit Elon Musk reicht zurück bis 2011. Damals wischte Musk in einem Interview mit dem Nachrichtensender Bloomberg die aufkommende Konkurrenz durch BYD mit einem spöttischen Lächeln und einem einzigen Satz beiseite: «Haben Sie deren Autos gesehen? Sie haben kein gutes Produkt.»

BYD hat Tesla überflügelt

In den letzten Monaten ist Musk das Lachen vergangen: Während der weltweite Absatz von Tesla zuletzt einbrach und die Aktie abstürzte, verkaufte BYD in den ersten beiden Monaten dieses Jahres bereits über 600’000 Autos und damit 93 Prozent mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahr.

Bereits 2024 hat BYD mit umgerechnet 95 Milliarden Euro Umsatz Elon Musks Automarke überflügelt.

In der Folge legte die BYD-Aktie allein in diesem Jahr um mehr als 50 Prozent zu. Mit einem Börsenwert von umgerechnet rund 138 Milliarden Franken sind die Chinesen schon heute mehr wert als alle deutschen Automarken im Deutschen Aktienindex.

400 Kilometer Reichweite mit 5 Minuten Laden

Für das Allzeithoch der BYD-Aktie sorgte die Ankündigung eines technologischen Durchbruchs. Vor zwei Wochen stellte der Autobauer ein neues Batterie- und Schnellladesystem vor, mit dem sich ein E-Auto in fünf Minuten um 400 Kilometer Reichweite laden lässt. Alle 10 Sekunden kommen 20 Kilometer hinzu – ein Bruchteil der Zeit, die ein Tesla zum Erhöhen der Reichweite benötigt.

«Unser Ziel ist es, das Aufladen von Elektrofahrzeugen so schnell zu machen wie das Betanken eines Benziners», sagte BYD-Gründer Wang gegenüber dem US-Nachrichtensender CNBC. Zwar dürften die neuen Schnellladestationen zunächst nur in China gebaut werden. Dennoch sehen Analysten darin einen Schlüsselmoment der Elektromobilität.

Probleme bei der Eroberung von Europa

Die positiven Nachrichten rechtzeitig zum Markteintritt in der Schweiz und zum Beginn einer zweiten Europa-Offensive kommen für BYD sehr gelegen. Denn anders als in China, Südostasien oder Lateinamerika verläuft die Eroberung der europäischen Automärkte bislang für den chinesischen Autoriesen überhaupt nicht nach Plan.

In Deutschland, Europas wichtigstem Automarkt, ist der Start völlig missraten, trotz eines enormen Werbeaufwands an der Fussball-EM. 2023 verkaufte BYD in Deutschland lediglich 4000 Neuwagen, im letzten Jahr waren es noch weniger – auch, weil die Marke es versäumt habe, ein grossflächiges Händler- und Vertriebsnetz aufzubauen, heisst es in Fachkreisen.

Auch der Schweizer E-Auto-Markt könnte sich für BYD als hartes Pflaster erweisen. Zum einen, weil in den letzten Monaten zahlreiche neue und bezahlbare Modelle europäischer Hersteller auf den Markt kamen. Zum anderen kam eine im Auftrag der Versicherung Axa durchgeführte Befragung im Herbst 2024 zum Schluss: In der Schweiz ist China das mit Abstand unbeliebteste Herstellerland.

Lediglich 17 Prozent der Befragten können sich demnach vorstellen, ein E-Auto einer chinesischen Marke zu kaufen. Am beliebtesten sind nach wie vor die Autos deutscher Hersteller.

Kein Problem für BYD, betont Regionenchefin Maria Grazia Davino im Interview mit dieser Redaktion. Denn der Autobauer sieht sich längst nicht mehr als chinesisches Unternehmen. «Wir sind ein globales Technologieunternehmen und arbeiten dran, europäisch zu werden», so Davino – und verweist auf die erste europäische Autofabrik, die in Ungarn in Bau ist. Zwei weitere sollen folgen.

Zudem will BYD die in Deutschland gemachten Fehler in der Schweiz nicht wiederholen: Bis 2028 soll hierzulande ein flächendeckendes Netz aus mindestens 80 lokalen Händlern entstehen.

Karikatur eines weissen Tesla, der nach einem Unfall im Matsch liegt, während ein rotes Auto im Hintergrund vorbeifährt. Der Text oben lautet: ’Das kommt davon, wenn man während der Fahrt mit der Motorsäge herumspielt!’