Interview zum BYD-Start«Die Schweizer wollen Premium und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis»
Europa-Chefin Maria Grazia Davino soll für den chinesischen Autohersteller die Schweiz erobern. So will sie das anstellen.

Nur wenige kennen den europäischen Automarkt so gut wie Maria Grazia Davino, die Europa-Chefin von BYD. Bevor sie zum chinesischen Hersteller wechselte, hatte sie viele Jahre in leitender Position für Fiat Chrysler und Stellantis gearbeitet. Die Italienerin hat Philosophie und Finanzcontrolling studiert und spricht vier Sprachen fliessend. Im Interview erklärt sie, wie sie mit chinesischen Autos in der Schweiz Fuss fassen will.
Frau Davino, wie verkauft man ein chinesisches Auto in der Schweiz?
Ich würde uns nicht als chinesisches Auto bezeichnen. BYD ist ein Technologieunternehmen. Am besten testen die Kundinnen und Kunden das Auto. Das Design wurde unter anderem auch von europäischen Designern gestaltet. Die grössten Vorteile merkt man jedoch nach dem Einsteigen.
Laut einer Umfrage aus dem vergangenen Jahr können nur 17 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sich vorstellen, ein chinesisches Auto zu kaufen. Sie wollen China weder politisch noch wirtschaftlich unterstützen. Wieso sollten sie BYD nicht als chinesische Firma sehen?
Ich bin selber keine Chinesin. BYD ist daran, viele nationale Standorte aufzubauen. Wir haben lokale Händler und produzieren in Europa. Als globale Firma gehen wir dorthin, wo die Märkte sind. Die Leute werden merken, dass BYD global ist.

Wie unterscheidet sich die Schweizer Kundschaft von der in Europa oder China?
So wie ich die Schweizer kenne, sind sie generell offener gegenüber Technologie und Innovation als andere. Sie wollen Premium auf der einen und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis auf der anderen Seite. BYD und die Schweiz werden sich sehr gut verstehen.
Viele kennen BYD hier aber noch nicht.
Wir sind kein Unternehmen, das nur Dinge verspricht, sondern wir machen sie auch. BYD hat viel erreicht in den letzten 30 Jahren, 120’000 Ingenieure arbeiten täglich an Innovationen – unterstützt von weiteren rund 900’000 Mitarbeitenden. Auch in der Schweiz wird man bald viel über uns reden.
Dazu gehören auch eine Drohnenlandestation auf dem Auto und ein integriertes Karaokeprogramm. Aber wird das die Schweizer zum Kauf überzeugen?
Die meisten Leute heute werden sich vermutlich kein Auto mit Drohne kaufen. Wir sprechen damit junge Leute an, denn in ein paar Jahren werden sie sich ihr erstes Auto kaufen. Darauf kommt es an. Da hilft es, dass BYD mit einem Durchschnittsalter von rund 30 Jahren selbst eine junge Firma ist.
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Sie starten jetzt gross mit dem Verkauf in der Schweiz. Der Markteinstieg von BYD war aber eigentlich schon für das vergangene Jahr angekündigt gewesen, mit Emil Frey als Vertriebspartner. Was lief falsch?
Es lief nichts falsch. In der Geschäftswelt gibt es kein Falsch. Wir haben mit Emil Frey ein sehr gutes Verhältnis und sie sind weiterhin Partner in Europa. Es braucht jedoch seine Zeit, in einem Markt anzukommen. Dazu haben wir uns auf europäischer Ebene entschieden, in den Ländern jeweils eigene Vertriebe aufzubauen – so machen wir das auch in der Schweiz.
Was ist Ihr Ziel für die Schweiz?
Wir denken langfristig. In den nächsten zwei Jahren wird es darum gehen, die grundlegenden Strukturen zu schaffen: Das sind ein Verkaufsnetzwerk, Bekanntheit und Vertrautheit. Als neue Marke auf dem Markt stehen reine Verkaufszahlen in dieser Phase nicht im Vordergrund.
Es war wohl noch nie so politisch aufgeladen, ein Auto zu kaufen, gerade auch mit Blick auf die USA. Was bedeutet das aktuelle Umfeld rund um Zölle und Boykotte für BYD?
Ich arbeite seit 25 Jahren in dieser Industrie, und es gab noch keinen Monat ohne Gegenwind. Aber wir sind ein agiles Unternehmen, das Dinge tut, mit denen sich andere schwertun.

Bevor Sie zu BYD wechselten, arbeiteten Sie für das westliche Autokonglomerat Stellantis. Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit?
Stellantis hat mit Fiat, Citroën und Opel eine lange Tradition in Europa. BYD bewegt sich in Europa im Tech-Start-up-Modus. Es macht mir Freude, dass ich meine langjährige Erfahrung bei BYD an junge Leute aus aller Welt weitergeben kann.
Was muss BYD in Europa und der Schweiz beachten?
Die grosse Herausforderung für einen globalen Konzern ist es, in jedem Land die richtige Balance zwischen Geschwindigkeit und Ordnung zu finden. Jeder Markt hat seinen eigenen Rhythmus. BYD und die Schweiz werden diesen gemeinsam finden – davon bin ich überzeugt.
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