LiveBundesratswahl im TickerPfister gewählt dank geschlossener Linken und vieler Stimmen von FDP und Mitte – Zentralschweiz jubelt
Der Gesundheitsdirektor aus dem Kanton Zug kann sich schon im zweiten Wahlgang durchsetzen. Das Parlament hat Martin Pfister als Viola Amherds Nachfolger gewählt.
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Die Vereinigte Bundesversammlung hat Martin Pfister mit 134 von 245 gültigen Stimmen im zweiten Wahlgang in die Landesregierung gewählt.
Bereits im ersten Wahlgang fehlte dem Zuger Gesundheitsdirektor lediglich eine Stimme.
Pfisters Konkurrent, der St. Galler Nationalrat Markus Ritter, erhielt 110 Stimmen.
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Hat Ritter zu wenige liberale und linke Stimmen geholt?
Ritter sagt, es habe keine Wahlempfehlungen gegeben von den meisten Fraktionen, er könne nicht beurteilen, woher die Stimmen am Ende gekommen seien. «Ich bin einfach der, der ich bin. Ich habe immer alles offen und transparent gesagt», so Ritter. Mit SP und Grünen habe er gestern beim Hearing einen guten Austausch gehabt. Er habe gesagt, wo man gemeinsam Lösungen finden könnte, wo gemeinsame Positionen möglich gewesen wären.
Jon Pult: «Unsere Fraktion war sehr diszipliniert»
SP-Nationalrat Jon Pult ist zufrieden mit der Bundesratswahl. Unsere Fraktion war, glaube ich, sehr diszipliniert«, sagt er. Die SP dürfte also fast geschlossen für Pfister gestimmt haben. Bei Pult überwiegt die Freude aber anderweitig. Er wurde vor zwei Tage Vater einer Tochter. Nun kam er extra für die Wahl nach Bern. Für den Fall, dass es knapp würde, wie er sagt. Vor einem Jahr unterlag er noch Beat Jans, heute sagt er: »Unsere Tochter ist mehr als eine gute Alternative zur Bundesratskarriere.« Nun gibt er ein paar Interviews und rauscht dann davon. In den Vaterschaftsurlaub. »Möglichst lange«, sagt er.
Ritter: «Die Aufgabe ist schon eine Herkulesaufgabe»
Es seien zwei sehr starke Kandidaten gewesen, sagt Ritter. «Martin Pfister ist eine sehr gute Wahl für die Mitte, das Land und das Parlament», so der unterlegene Kandidat auf Französisch. Bei Bundesratswahlen sage niemand gerne offen, wen er dann aufschreibe. Er habe versucht, über Themen zu sprechen und nicht nachgefragt, wer genau wen wähle. «Die Aufgabe ist schon eine Herkulesaufgabe»: Ritter macht eine Aufzählung aller Probleme im VBS. «Ich muss ihnen eins sagen: Das muss Martin Pfister nun an die Hand nehmen, ab dem 1. April.» Es sei eine grosse Aufgabe. «Ich traue ihm das zu», aber er werde «viele, viele Monate und Jahre investieren müssen», bis im VBS wieder alles im Lot sei.
Warum wurde Ritter nicht gewählt?
Es sei, «ein bisschen Kafisatzlesen», jetzt zu sagen, weshalb es ihm nicht gereicht habe, sagt Ritter auf die Frage eines Journalisten. Er glaube aber nicht, dass ihm der «Gmögigkeitsfaktor» gefehlt habe. Es würden in den Fraktionen aber strategische Überlegungen gemacht. Überlegungen, wie sich das Gremium am besten zusammensetzt und wie man die Ziele am besten erreichen, seien wohl ausschlaggebend gewesen.

Grüne bedauern «Rechtsruck»
Die Grünen regieren nicht erfreut auf den Ausgang der Bundesratswahl. Mit der Wahl von Martin Pfister rücke der Bundesrat «noch weiter nach rechts», schreiben sie in einer Mitteilung. Diese «Festigung des rechtsbürgerlichen Blocks» bedrohe sowohl den Umweltschutz als auch die soziale Gerechtigkeit. «Mit seiner Homogenität bildet der Bundesrat die Bevölkerung in Bezug auf Alter, Geschlecht und politische Orientierung nicht ab.»
Ritter: «Ich darf hier noch ein Wort richten an meine Bäuerinnen und Bauern»
Ritter bedankt sich bei seiner Familie: «Meiner Frau Heidi gebührt der grösste Dank. Sie hat mir den Rücken freigehalten, nicht nur in den letzten Tagen.» Er habe eigentlich nicht kandideren wollen, habe sich dann aber zur Verfügung gestellt für die Partei. «Ich hätte das Amt gerne übernommen». Nun habe er viele Ziele im Kopf, die er für den Bauernverband weiterverfolgen wolle. «Ich darf hier noch ein Wort richten an meine Bäuerinnen und Bauern.» Viele würden wohl aufschnaufen heute. «Sie wissen, dass unser Verband gut läuft.» Das Team sei erfolgreich und könne nun in dieser Form weitermachen. «Ich freue mich, meine Aufgaben weiterzumachen und mit der Bevölkerung im engen Austausch zu stehen.»
Ritter: «Ich wünsche ihm eine gute Hand»
Markus Ritter tritt vor die Medien. Die Schweiz habe einen neuen Bundesrat, sagt er, und: «Es ist mir eine grosse Freude, ihm zu gratulieren und ihm für die Zukunft alles Gute und viel Befriedigung zu wünschen.» Ritter wünscht ihm zudem «eine gute Hand». Er habe im Wahlkampf mit Pfister einen Freund gewonnen. Sie hätten viel diskutiert. Für ihn sei es eine grosse Ehre gewesen, von der Kantonalpartei nominiert und von der Mitte-Fraktion aufgestellt geworden zu sein. Es sei ein enges Rennen gewesen, bis am Schluss habe man nicht gewusst, wie es herauskommen würde.
Schon erste Forderungen an Pfister
Die Erwartungen an den neu gewählten Verteidigungsminister sind gross – von allen Seiten. Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) verschickte ihre Forderungen unmittelbar nach der Wahl. Die geplante milliardenschwere Aufrüstung stelle einen Richtungsentscheid für die Schweiz dar und sollte deshalb dem Volk zur Abstimmung vorgelegt werden, schreibt sie. «Die GSoA fordert den neuen Bundesrat und VBS-Vorsteher Martin Pfister auf, die Schweizer Bevölkerung über die Aufrüstung abstimmen zu lassen.»
Viele Stimmen von FDP und Mitte
Hat die 74-köpfige SVP-Fraktion fast geschlossen für Ritter gestimmt, wie es im Vorfeld der Wahl zu hören war, dann erhielt der unterlegene Kandidat nur rund 40 Stimmen aus den anderen Fraktionen. Pfister hat offensichtlich nicht nur durch den Anti-Ritter-Reflex der grünen und linken Kräfte gewonnen, sondern auch viele Stimmen in der politischen Mitte gemacht.
Die Bundesratsmitglieder gratulieren
Martin Pfister wird nun von den amtierenden Bundesratsmitgliedern empfangen und nimmt deren Gratulation entgegen. Er posiert mit ihnen für das erste gemeinsame Foto.

Der erste Zentralschweizer seit 21 Jahren
Pfister ist 61 Jahre alt und seit 2016 Zuger Gesundheitsdirektor. Er studierte Germanistik und Geschichte, war Lehrer und arbeitete vor der Zeit in der Regierung für Verbände. Zugutegekommen sein dürfte ihm bei der Wahl neben seiner Exekutiverfahrung seine militärischen Kenntnisse: Er bekleidete in der Armee den Rang eines Obersten. Da Pfister für eine Bundesrätin nachrückt, gehören nun nur noch zwei Frauen und fünf Männer zur Landesregierung. Mit Pfister erhält die Zentralschweiz nach gut 21 Jahren Unterbruch – seit dem Rücktritt des Luzerners Kaspar Villiger (FDP) Ende 2003 – wieder einen Bundesratssitz. Gar über vierzig Jahre ist es her, dass mit Hans Hürlimann (CVP) der letzte Zuger aus dem Bundesrat zurückgetreten ist. Pfister ist nach Hürlimann und Philipp Etter (CVP) der dritte Zuger überhaupt im Bundesrat. (SDA)
Martin Pfister wird vereidigt
Martin Pfister reckt drei Finger zum Schwur in die Luft und legt vor der Vereinigten Bundesversammlung den Eid ab.

Zwei Blumensträusse
Blumen für den Neugewählten: Martin Pfister bekommt gleich zwei grosse Blumensträusse – einen orangen in den Parteifarben von der Mitte und einen weiteren von der Nationalratspräsidentin. Als nächstes folgt die Vereidigung.
Pfister erklärt Annahme der Wahl
Martin Pfister tritt ans Mikrofon und erklärt, dass er die Wahl annehme. Er bedankt sich für das Vertrauen und für den warmen Empfang im Bundeshaus. Die Grundfeste der Schweiz – Vertrauen, Zusammenarbeit und Stabilität – hätten in jüngster Zeit Erschütterungen erfahren. Die Schweiz stehe vor Herausforderungen. Deshalb brauche es ein gemeinsames Engagement. «Mein Platz ist jetzt im Bundesrat.» Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen, sagt Pfister. Der neu gewählte Bundesrat bedankt sich auch bei Ritter.
Markus Ritter wirkt gefasst
Der Verlierer Markus Ritter wirkt gefasst. Einige Parlamentarier gehen zu ihm hin und schütteln ihm die Hand – darunter SVP-Ständerat Werner Salzmann.
Jubelschrei geht durch den Saal
Ein Jubelschrei geht durch den Saal, als das Resultat verkündet wird. Auf der Zuschauertribüne führen die Gäste und Familienangehörigen von Martin Pfister einen kleinen Freudentanz auf. Im Saal erheben sich alle und applaudieren für den neuen Bundesrat.
Der neue Mitte-Bundesrat heisst Martin Pfister
Der Gesundheitsdirektor aus dem Kanton Zug kann sich schon im zweiten Wahlgang durchsetzen: Ein Mann, den noch vor einem Monat in Bundesbern kaum jemand kannte. Oft war die Rede davon, dass Pfister vor allem davon profitieren könnte, dass sich der Bauernpräsident Markus Ritter im Parlament einige Feinde gemacht hat.

Trotzdem ist Ritter als Favorit ins Rennen gestartet. Weil ihn die Parlamentarier kennen, weil er als durchsetzungsstark gilt, und weil sich manche genau eine solche Persönlichkeit an der Spitze des Verteidigungsdepartements gewünscht hatten. Doch die Mehrheit zieht Pfister vor, der im Wahlkampf deultlich konzilianter aufgetreten ist, der ein wirtschaftsliberales Profil hat. Zuletzt ist dies bei der Wahl der Nachfolgerin von Simonetta Sommaruga passiert. Damals wurde Eva Herzog während des Wahlkampfs oft als Favoritin bezeichnet, am Ende setzte sich Elisabeth Baume-Schneider durch. Die beiden Kandidatinnen sassen aber zu diesem Zeitpunkt beide im Parlament. In der Regel wählt die Vereinigte Bundesversammlung ungern externe Kandidatinnen und Kandidaten. Vielleicht aber ist diese Regel überholt: Denn schon Beat Jans war Regierungsrat, als er ins Amt gewählt wurde.
Im zweiten Wahlgang: Martin Pfister ist gewählt!
Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister wird Bundesrat. Er hat im zweiten Wahlgang 134 Stimmen erhalten. Das absolute Mehr lag bei 123 Stimmen. Markus RItter erhielt 110 Stimmen. Eine Stimme ging an eine andere Person.
Der Sieger steht bald fest
Nun sind auch die Zettel des zweiten Wahlgangs eingesammelt. Geht es so schnell wie im ersten Wahlgang, und macht Pfister nur eine einzige Stimme mehr, so steht um 09:15 der Sieger der Wahl fest.
An wen gehen die 18 Stimmen?
Jetzt kommt es darauf an, an wen die 18 Stimmen gehen, die im ersten Wahlgang an keinen der offiziellen Kandidaten gingen. Sollten alle an Ritter gehen, könnte er noch gewählt werden. Sonst dürfte Pfister das Rennen machen. Die Zettel für den zweiten Wahlgang sind ausgeteilt.
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