Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Datenanalyse zur Bundesratswahl
Zug und St. Gallen wollen in den Bundesrat – wer es mehr verdient hätte

Markus Ritter und Martin Pfister diskutieren beim Hearing der Bundesratskandidaten im Kongresszentrum Kreuz in Bern.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Wenn alles mit rechten Dingen zu- und hergeht, wird entweder Markus Ritter (St. Gallen) oder Martin Pfister (Zug) den frei werdenden Bundesratssitz von Viola Amherd übernehmen. Welcher der beiden Kandidaten wäre gemäss seiner Kantonszugehörigkeit an der Reihe? Welche Regionen wurden historisch gesehen benachteiligt? Wir beantworten diese Fragen im Hinblick auf die Wahl am 12. März.

Welche Kantone waren im Bundesrat bisher über- und untervertreten?

Die meisten Kantone hatten seit der Bundesstaatsgründung 1848 mindestens einen Sitz in der Regierung – aber nicht alle: Nidwalden, Schaffhausen, Schwyz und Uri warten bis heute darauf. Zug mit Pfister als Kandidat war erst zweimal vertreten, St. Gallen mit Kandidat Ritter immerhin sechsmal.

Zürich, Bern und die Waadt hatten bisher am meisten Bundesrätinnen und Bundesräte. Sie sind aber auch am bevölkerungsreichsten. Die Grösse der Kantone sollte beim Vergleich berücksichtigt werden. Wir haben deshalb die Differenz berechnet zwischen der realen Anzahl Bundesräte und derjenigen, die den Kantonen gemäss der historischen Entwicklung ihrer Einwohnerzahl seit 1848 zugestanden hätte.

Die Kantone Neuenburg und Waadt, die in der Geschichte des Bundesrats schon 9- respektive 15-mal einen Bundesrat stellten, hatten gemäss dieser Berechnung eigentlich fünf Vertreter zu viel. Zug war mit zwei Sitzen ebenfalls leicht überrepräsentiert. St. Gallen hingegen hätte aufgrund seiner Bevölkerungsgrösse eigentlich zwei Sitze mehr zugute gehabt. Noch benachteiligter dürfen sich nur der Aargau und Bern fühlen.

Welche Kantone warten schon am längsten auf einen Bundesrat?

Natürlich diejenigen, die noch gar nie einen stellten: Nidwalden, Schaffhausen, Schwyz und Uri. Sie warten seit 177 Jahren auf einen Bundesratssitz. Bei Zug sind es immerhin schon 43 Jahre. St. Gallen hingegen ist mit Karin Keller-Sutter aktuell in der Regierung vertreten.

Mit dem Rücktritt von Viola Amherd scheidet das Wallis aus der Regierung aus. Historisch gesehen war der Kanton mit vier Bundesrätinnen und -räten aber genau richtig repräsentiert.

Sind die Regionen und Sprachen angemessen vertreten?

Höchstens ein Bundesrat pro Kanton, schrieb die Bundesverfassung lange vor. Seit 1999 ist die Regel offener formuliert: Es «ist darauf Rücksicht zu nehmen, dass die Landesgegenden und Sprachregionen angemessen vertreten sind». Wird das eingehalten? Nur teilweise.

Die Romandie hatte seit 1848 ununterbrochen mindestens einen Bundesrat. Die italienische Schweiz allerdings war nicht permanent vertreten. Sie wartete zum Beispiel zwischen dem Rücktritt von Flavio Cotti 1999 und der Wahl von Ignazio Cassis 18 Jahre lang auf einen neuen Vertreter. Trotzdem ist das Tessin eine der Regionen, die überrepräsentiert waren.

Auch die Genferseeregion, das Espace Mittelland und die Region Zürich stellten bisher mehr Bundesräte, als ihnen gemäss Bevölkerungsgrösse zugestanden wären. Die Ostschweiz mit St. Gallen hatte 2 Vertreter zu wenig. Die Zentralschweiz, zu der der Kanton Zug zählt, sogar 3. Nur die Nordwestschweiz, bestehend aus dem Aargau und beiden Basel, war noch stärker untervertreten. Diese Region hätte mit ihren vielen Einwohnerinnen und Einwohnern eigentlich 6 Bundesratssitze mehr zugute gehabt.

Für welchen Kanton sprechen nun die Zahlen?

Historisch gesehen haben beide Kandidaten Argumente, die für sie sprechen. Markus Ritter stammt aus dem Kanton St. Gallen, der aufgrund seiner Bevölkerungsgrösse 2 zusätzliche Sitze einfordern könnte. Martin Pfisters Kanton Zug war bisher übervertreten, wartet aber schon 43 Jahre und damit viel länger auf einen Bundesrat als St. Gallen, das aktuell mit Karin Keller-Sutter in der Regierung vertreten ist. Zudem gehört Zug zur Zentralschweiz, die bisher stärker benachteiligt wurde als die Ostschweiz.

Wie entscheidend die Herkunft sein wird, ist schwierig zu sagen. Natürlich spielen auch die Persönlichkeiten der Kandidaten, ihr politisches Profil und ihre Vernetzung im Parlament eine wichtige Rolle. Ritter ist in Bern viel bekannter und gilt als der erfolgreichste Lobbyist im Bundeshaus – aber auch als zu penetrant und zu unversöhnlich. Seine Hartnäckigkeit als Bauernpräsident stösst auf Kritik. Und Mitglieder mit landwirtschaftlichem Hintergrund sind im Bundesrat schon jetzt übervertreten.

Pfister ist in Bern weitgehend unbekannt. Doch er hat Trümpfe im Ärmel. Er gilt als stiller Schaffer, als pragmatischer und bedachter Politiker. Seine unaufgeregte Art kommt bei vielen gut an. Als langjähriger Gesundheitsdirektor hat er Expertise in einem Thema, das auch in Zukunft stark beschäftigen wird. Zudem könnten ihm sein Rang als Oberst und die militärische Erfahrung helfen, sich als geeigneter Kandidat für das Verteidigungsdepartement zu positionieren, das Viola Amherd abgibt.