Frappé FédéralBadrans Kaffeebecher, Bendahans Latschen, Vegi-Schnitzel – und Aeschi!
Was für eine Session im Bundeshaus! Philipp Bregy trägt Sonnenbrille, Eric Nussbaumer erteilt das Wort und Thomas Aeschi entschuldigt sich bei der Bundespolizei (kleiner Scherz).
Viel zu selten schafft es das Bundeshaus und das, was darin so passiert, hinaus in die normale Welt. Dazu braucht es schon einen randalierenden Fraktionschef der SVP. 1000 Kommentare gab es zur Berichterstattung über das Handgemenge von Thomas Aeschi mit der Bundespolizei auf unserer Website. 1000!
Dazu aufgeregte Zmorgen-Runden wie jene im Bistro des Schnellzugs von Basel nach Bern. Vier Senioren, die kurz nach Olten (und kurz nach halb neun) eine Flasche Weissen bestellen, regen sich in einer Art und Weise über Aeschi und Bundesrat Albert Rösti auf (er hatte die Polizei für das Dispositiv beim Besuch des ukrainischen Parlamentspräsidenten kritisiert), die man hier nicht wiedergeben kann.
Da hat die SVP, einmal mehr, einen Nerv getroffen!
Fast so gut kann das Jacqueline Badran, die SP-Nationalrätin aus Zürich mit einer Vorliebe für Kaffee aus Pappbechern und Zigaretten in all ihren Formen.
Nationalratspräsident Eric Nussbaumer erinnerte die Parlamentarierinnen und Parlamentarier zu Beginn der Session an das Ess- und Trinkverbot im Nationalratssaal. Insbesondere Kaffeebecher aus Pappe hinterliessen jeweils Ränder auf den Holztischen, die die Parlamentsdienste nach den Sessionen in mühsamer Arbeit entfernen müssten. Das rief die gegenüber Autoritäten stets kritisch eingestellte Badran auf den Plan: Zusammen mit Angestellten der Bundeshaus-Cafeteria füllte sie je einen Pappbecher mit heissem und kaltem Wasser und Kaffee und liess sie über Nacht stehen. Das Resultat: Die Becher hielten dicht. Bravo! Für die Abdrücke auf den Holztischen dürften also die deutlich kleineren Keramiktassen verantwortlich sein, so die Conclusio, deren Träger das Getränk unvorsichtigerweise überschwappen liessen. Wir lernen: Das Parlament entscheidet nicht nur, es trägt auch zum allgemeinen Erkenntnisgewinn / kumulativen Ideal der Wissenschaft bei.
Apropos SP: Co-Fraktionschef Samuel Bendahan zeigte sich während dieser Session im Parlament einmal in Turnschuhen, die derart abgelaufen waren, dass damit nicht einmal Thomas Aeschi einem Bundespolizisten davongekommen wäre. Wahnsinn! Die Schuhe von Bendahan sahen aus, als hätten sie ein halbes Jahr (vielleicht auch ein ganzes) in einem Turnbeutel gesteckt. Vielleicht gingen sie auch im Wald vergessen, gut möglich, und wurden dann von einem herumstreunenden Hund genüsslich zerkaut, bevor sie Bendahan wiederfand und zur Session montierte.
Dafür trug Bendahans Co-Fraktionschefin Samira Marti am gleichen Tag goldene Halbschuhe. Ziemlich classy. Typischer Fall von kopräsidialer Kompensation.
Apropos Mode: Die Spiegel-Sonnenbrille von Mitte-Fraktionschef Philipp Bregy kann man eigentlich nur tragen, wenn man a) als Hobby einen Kampfjet pilotiert, b) ab und zu etwas Koks vertickt, c) als Geheimagent ausländische Staatslenker vor SVP-Fraktionschefs beschützt oder d) der Präsident von Amerika ist.
Oder man ist halt einfach Philipp Bregy aus dem Wallis.
Apropos Essverbot (back to coffee): Eine der lustigeren Debatten dieser Session (neben jener zur Förderung der Schneckenzucht auf Schweizer Bauernhöfen, ebenfalls zu kulinarischen Zwecken) fand im Ständerat statt. Dürfen pflanzliche Alternativen für Fleisch auch als Steak, Schnitzel oder Filet bezeichnet werden? Die Walliser Ständerätin Marianne Maret findet: Nein! Die Bezeichnungen seien zu ähnlich und deshalb irreführend oder gar täuschend. Maret verwies auf eine geplante Regelung in Frankreich (mit Franzosen ist in Sachen Lebensmittelbezeichnungen nicht zu spassen).
Im Nachbarland will die Regierung unter Androhung einer Busse verbieten, Lebensmittel mit pflanzlichen Proteinen als Steak, Burger oder Schnitzel zu bezeichnen. 21 Begriffe stehen auf der französischen Indexliste. Nur musste die Liste in Frankreich schon wieder sistiert werden – weil plötzlich auch Begriffe wie «Orangenfilet» gebüsst worden wären. «Solche Bezeichnungen sind in der Gastronomie aber weit verbreitet», schrieb der Bundesrat in der Antwort auf den Vorstoss. Soll jemand sagen, der Bundesrat komme beim Essen nicht draus!
Apropos Schnitzel: Der Job des höchsten Schweizers hat es in sich. In der Fragestunde des Nationalrats muss er anderthalb Stunden lang Frage um Frage samt Geschäftsnummer und häufig langem Titel vorlesen und anschliessend dem richtigen Bundesratsmitglied das Wort erteilen. Fast schien es diesmal, Ratspräsident Eric Nussbaumer (SP BL) sei an der Aufgabe gescheitert: Als die letzte Frage an den Justizminister an die Reihe kam – SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi wollte wissen, wann denn die Zahl der ausgeschafften ausländischen Delinquenten vorliegen werde, schliesslich seien seit Annahme der Volksinitiative 14 Jahre vergangen –, deklarierte Nussbaumer: «Herr Aeschi, Sie haben das Wort», um sich sogleich zu korrigieren: Er habe nur vorweggenommen, dass Aeschi eine Zusatzfrage stellen werde. Der Fraktionschef musste stumm bleiben.
Worauf Aeschi so hässig wurde, dass er aus dem Saal stürmte und dem nächstbesten Polizisten an die Gurgel ging.
Ha! Nur Spass.
Oder?
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