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Verschärfte Corona-Massnahmen
Berset will mutiertes Virus mit dem Thurgauer Modell bekämpfen

Bundesrat Alain Berset holt sich bei den Kantonen die Lizenz für weitere Verschärfungen: Besuch in einer Teststation in Muttenz am 3. Dezember 2020. 
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Die gute Nachricht: Die Zahl der Coronavirus-Ansteckungen ist im Wochenvergleich leicht rückläufig.

Die schlechte: In der Schweiz werden immer mehr Fälle der mutierten Virusvarianten aus Grossbritannien und Südafrika nachgewiesen. Am Freitag sprang die Zahl der Meldungen auf einen Schlag von 46 auf 88. Und die Reproduktionszahl kletterte zuletzt wieder über den kritischen Wert von 1.

In vielen Kantonen brüten hochrangige Mitarbeiter derzeit über den neuesten Pandemie-Kennzahlen. Die Zeit drängt: Seit Freitagnachmittag liegen den Kantonen die Vorschläge des Bundes zur Verschärfung der Corona-Massnahmen vor. Über das Wochenende können sie sich im Rahmen der Konsultation dazu äussern.

Homeoffice und Ladenschliessung

Konkret schlägt der Bund eine nationale Homeoffice-Pflicht vor. Das Auftreten der mutierten, noch ansteckenderen Virusvarianten aus Grossbritannien und Südafrika erhöhe das Risiko eines neuerlichen Anstiegs der Fallzahlen, heisst es im Schreiben an die Kantone.

Wo das Arbeiten von zu Hause aus nicht möglich ist, sollen die Massnahmen am Arbeitsplatz weiter verschärft werden. So gälte die Maskenpflicht neu überall, wo sich sich mehr als eine Person in einem Raum aufhält. Bislang darf die Schutzmaske im Büro abgenommen werden, wenn die Abstände zu den Arbeitskollegen eingehalten werden.

Personen aus besonders gefährdeten Gruppen sollen zudem stärker geschützt werden. Wenn ein Rückzug ins Homeoffice für sie nicht möglich ist und auch ein gleichwertiger Schutz nicht gewährleistet werden kann, sollen sie künftig beurlaubt werden.

Ebenfalls vorgeschlagen wird eine Schliessung aller Läden, die keine Güter des täglichen Bedarfs verkaufen. Das Abholen bestellter Waren vor Ort bliebe aber möglich. Im öffentlichen Raum sollen sich künftig maximal zehn Personen miteinander treffen dürfen, im privaten Rahmen ebenso viele aus höchstens zwei Haushalten.

Es handelt sich, wenn man so will, um eine Kombination des Thurgauer und des Aargauer Modells.

Widerstand liess nach

Im Thurgau gilt seit dem 9. Dezember eine Homeoffice-Pflicht. Man habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, sagt der Thurgauer Gesundheitsdirektor Urs Martin auf Anfrage. «Wir haben diese Massnahme ergriffen, weil wir im Contact-Tracing gesehen haben, dass sich viele Menschen am Arbeitsplatz anstecken.» Zunächst sei der Widerstand aus dem Gewerbe beträchtlich gewesen, mittlerweile habe sich die Situation aber eingependelt, und die Homeoffice-Pflicht stosse auf Akzeptanz. Er könne anderen Kantonen nur empfehlen, nachzuziehen.

Im Aargau sind seit dem 20. Dezember alle Geschäfte geschlossen, die keine Lebensmittel oder anderen Güter des «dringenden und täglichen Bedarfs» verkaufen. Eine Liste orientiert darüber, welche Güter dies sind. Auch dürfen sich im öffentlichen Raum noch maximal fünf Personen treffen.

Die Verschärfung erfolgte, nachdem die Fallzahlen rasant angestiegen und die Spitäler dadurch an ihre Belastungsgrenze gelangt waren. Noch immer sei die Situation angespannt, sagt Regierungssprecher Peter Buri. Wie sich die Einschränkungen ausgewirkt haben, lasse sich noch nicht bilanzieren – aufgrund der tieferen Testaktivität über die Festtage sei die Aussagekraft der Fallzahlen weiterhin beschränkt.

Auch in Solothurn sind die Läden schon jetzt zu. Die Stellungnahme des Kantons an den Bund nimmt Sprecherin Andrea Affolter nicht vorweg. Das Ziel sei jedoch klar: Die Fallzahlen müssten schweizweit so rasch wie möglich sinken. «Dies gelingt nur, wenn alle ihren Teil dazu beitragen und überall im Land dieselben Massnahmen ergriffen werden und dieselben Regeln gelten.»

Ob der Bundesrat am nächsten Mittwoch schärfere Massnahmen in Kraft setzt, ist offen. Mit der Konsultation wolle er sicherstellen, dass er rasch reagieren könne, wenn die Situation dies erfordere, liess er die Kantone wissen.