Ausbau bis in Klotens IndustrieBundesrat will Verlängerung der Glattalbahn doch mitfinanzieren
Der Bundesrat macht eine Kehrtwende und stuft die Priorität des 440 Millionen Franken teuren Projekts wieder hoch. Nun geht die Vorlage ins Parlament.
Für den Zürcher Regierungsrat steht fest: Die Verlängerung der Glattalbahn nach Kloten ist für die Flughafenregion und den gesamten Kanton von grosser Wichtigkeit. Im Juni des letzten Jahres erlitt das Projekt jedoch einen herben und überraschenden Rückschlag. Der Bundesrat hatte das Finanzierungsgesuch für die Verlängerung der Bahn vom Flughafen bis ins Industriegebiet auf Priorität B zurückgestuft. Plötzlich fehlten 140 Millionen Franken im rund 440 Millionen Franken teuren Gesamtprojekt. Die Rückstufung hätte nach Angaben des Zürcher Regierungsrats zu einer Verzögerung des Baustarts um mindestens zwei Jahre geführt.
Nun macht der Bundesrat eine Kehrtwende. In der am Mittwoch verabschiedeten Botschaft ist die Verlängerung der Glattalbahn wieder der Priorität A zugeteilt. Das bedeutet, dass diese mit finanziellen Mitteln aus dem vierten Agglomerationsprogramm unterstützt wird, wie die kantonale Volkswirtschaftsdirektion in einer Medienmitteilung schreibt. Der Kanton hat sich im Rahmen der Vernehmlassung aktiv dafür eingesetzt.
«Wir freuen uns sehr über diesen wichtigen Entscheid», lässt sich Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) zitieren. Die Fachleute des Kantons Zürich und die Projektleitung hätten die Zeit genutzt, um detailliert die Bedeutung und den Nutzen des komplexen Projekts für die Region und den ganzen Kanton aufzuzeigen. «Das ist uns gelungen. Wir sind der Umsetzung so einen grossen Schritt nähergekommen.»
«Mehraufwand hat sich gelohnt»
Die Erleichterung ist auch bei Klotens Stadtpräsident René Huber (SVP) zu spüren. Nach Bekanntwerden der Rückstufung sprach er von einem «Schlag ins Gesicht» der Stadt. Nun freut er sich über den Entscheid des Bundesrats. «Der Mehraufwand für die detaillierte Darlegung unserer Argumente hat sich gelohnt», sagt er. Die Unsicherheit und die drohende Verzögerung um mehrere Jahre seien damit vorerst vom Tisch. Er erinnert aber gleichzeitig daran, dass das Programm noch nicht beschlossene Sache ist. «Ich erwarte es zwar nicht, aber theoretisch könnten National- und Ständerat den Entscheid noch umstossen.»
Mit dem Entscheid des Bundesrats könne die Entwicklung der Stadt Kloten, der Flughafenregion und insbesondere die Transformation des Steinacker-Quartiers wie geplant vorangetrieben werden. Laut Huber war vor allem ein Punkt ausschlaggebend für die Kehrtwende. «Wir konnten darlegen, dass der geforderte Testbetrieb mit einer Buslinie nicht möglich ist, weil die Linienführung via Viadukt über die Autobahn heute gar nicht existiert.» Zudem habe man den Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz und der Velohauptverbindung betont.
Das Gesamtprojekt umfasst nicht nur die Verlängerung der Glattalbahn, sondern auch eine Velohauptverbindung sowie «zwingende Massnahmen» zum Hochwasserschutz am Altbach. Bei einem extremen Hochwasser wären hohe Schäden in der Stadt Kloten und am Flughafen zu erwarten. Derzeit wird von einem Baustart ab 2026 ausgegangen.
Noch muss das Parlament entscheiden
Insgesamt sollen rund 430 Millionen Franken aus dem Agglomerationsprogramm der vierten Generation an den Kanton Zürich fliessen. Mit diesem Geld wird aber nicht nur der Bau der Glattalbahn unterstützt; unter anderem auch das Tram Affoltern und die Verbesserungen zur Erschliessung des Hochschulgebiets Zürich-Zentrum sollen mitfinanziert werden. In einem nächsten Schritt werden National- und Ständerat über die Verpflichtungskredite für die Beiträge aus dem Agglomerationsprogramm der vierten Generation entscheiden. Die Stadt Kloten hat zudem angekündigt, die Vorlagen für die Änderung des Zonenplans im Gebiet Steinacker in den nächsten Monaten öffentlich aufzulegen.
Der Bund fördert mit seinen Agglomerationsprogrammen seit ungefähr 15 Jahren Verkehrsprojekte in Städten und Vorstädten. Alle vier Jahre reichen Kantone, Städte und Gemeinden ihre Anträge auf Fördermittel ein und zeigen auf, was sie planen. Mittlerweile ist dies zum vierten Mal geschehen. Deshalb spricht man von der vierten Generation der Agglomerationsprogramme.
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