Christoph Blochers LösungBürgerlich, zerstritten: Moderator für schwierige Gespräche gesucht
Der SVP-Doyen sieht die bürgerlichen Parteien auseinanderdriften. Nicht nur die Politik, auch die Wirtschaft rutsche nach links. Blocher schlägt einen Moderator vor, «jemand, der die Schweiz versteht».
Nach den National- und Ständeratswahlen im Oktober wollen die bürgerlichen Parteien besser zusammenarbeiten, sparen aber gleichzeitig untereinander nicht mit Kritik. Im Interview mit der NZZ fordert Christoph Blocher jetzt einen Moderator für überparteiliche Gespräche – am besten von ausserhalb der Politik.
Der Alt-Bundesrat will dabei von «Von-Wattenwyl-Gesprächen» nichts wissen. «Das ist die sinnloseste Veranstaltung, die es gibt!», sagt Blocher der NZZ. «Da sitzen alle beisammen, bringen einander den Schmus – und am Schluss gibt es ein Communiqué. Was soll das bringen?»
Eine Autorität am runden Tisch
Stattdessen schwebt ihm eine starke Persönlichkeit aus der Wirtschaft vor, welche die Parteien wieder an den runden Tisch bringen soll. Noch-Bundeskanzler Walter Thurnherr sei eine Möglichkeit, doch noch besser wäre jemand ohne Parteihintergrund, so der SVP-Doyen. «Eine Person mit Autorität, jemand, der die Schweiz versteht.»
Als Beispiel nennt er Fritz Gerber, den 2020 verstorbenen ehemaligen Chef und Verwaltungsratspräsidenten von Roche und den Zurich-Versicherungen. Doch unabhängige Wirtschaftsschwergewichte, welche mit der SVP sympathisieren, sind hierzulande selten geworden.
«Das ist meine Kritik an den Wirtschaftsverbänden. […] Es ist nicht nur die Politik, die nach links rutscht. Auch die Wirtschaft rutscht nach links. Allerdings nicht aus Überzeugung, sondern aus Opportunitätsgründen.»
«Klagen Sie nicht über Stilfragen»
Dies sei gleichzeitig auch eines der Hauptprobleme des Freisinns: Die FDP habe sich so weit geöffnet, dass sie mittlerweile aus zwei Parteien mit demselben Namen bestehe. «Parteipräsident Thierry Burkart kann sagen, was er will, die Hälfte ist immer dagegen. Das erschwert natürlich auch die bürgerliche Zusammenarbeit», so Blocher.
Blocher will sich bei dieser Zusammenarbeit auch keine Stilfragen vorwerfen lassen. Dass er und seine SVP die Allianzpartner Mitte und FDP konsequent verzwergen und harsch kritisieren, lässt er nicht gelten. «Klagen Sie nicht über Stilfragen. Diese Wehleidigkeiten! Wer den Dampf nicht erträgt, soll nicht in die Küche gehen.»
Das gelte auch für die Politik. «Die Pflege des eigenen Image hat keinen Platz.» Genau das sei dem Freisinn aber sehr wichtig. Das Wohl der Schweiz gehe vergessen, um nur ja nicht mit der «grusigen SVP» auf Tuchfühlung zu gehen.
Dass man manchmal aufs Maul hocken müsse, um mit anderen Parteien zusammenzuarbeiten, sieht Blocher zwar schon. «Tun wir aber eher zu viel. […] Es geht um die Sache. Themen statt Pöstli.»
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