Angst vor internationalen KettenZürichs Kleinbuchhandlungen erhalten prominente Unterstützung
Weil die Pestalozzi-Bibliothek die Bücherbeschaffung an externe Anbieter auslagert, bangen unabhängige Buchläden um ihre Existenz. Nun wehren sie sich mit einer Petition, hinter der auch bekannte Namen stehen.
Die Liste umfasst Prominenz aus Kultur, Wissenschaft, Gastronomie und Politik. Sie reicht von Autorinnen und schreibenden Personen wie Kim de l’Horizon, Peter Stamm, Dana Grigorcea, Katja Brunner und Franz Hohler über SP-Nationalrätin Anna Rosenwasser und Grünen-Kantonsrat Thomas Forrer bis zu Gastrounternehmer Valentin Diem.
Filmemacherin Anna Luif findet sich ebenso darauf wie Fotograf Michel Comte, Textildesignerin Sonnhild Kestler, Architekt Max Dudler, Musikerin Nadja Zela, Literaturprofessor Philipp Theisohn oder Ex-SRG-Generaldirektor Roger de Weck.
Mehr als 100 bekannte Zürcher Persönlichkeiten haben als Erstunterzeichnende eine Petition unterschrieben, welche 14 unabhängige Buchhandlungen der Stadt am vergangenen Wochenende auf der Plattform Campax gestartet haben.
Kleine Läden fürchten um Aufträge der PBZ
Die Petition verlangt, dass die von der Stadt jährlich mit 10,6 Millionen Franken unterstützte Pestalozzi-Bibliothek Zürich (PBZ) ihre geplante Neuausrichtung rückgängig macht. Öffentliche Bibliotheken sollen sich verpflichten, einen namhaften Anteil ihrer Bücher bei lokalen, unabhängigen Buchhandlungen zu bestellen. Zudem soll die Stadtpolitik Modelle entwickeln, «wie die Vielfalt der kleinen und unabhängigen Buchhandlungen erhalten werden kann».
Auslöser ist der im November bekannt gewordene Entscheid der PBZ, die gesamte Medienbeschaffung für ihre Filialen neu an externe Anbieter auszulagern. Viele kleinere Zürcher Buchhandlungen fürchten, in diesem Vergabeverfahren gegen grosse Anbieter den Kürzeren zu ziehen, weil sie längst nicht so günstig offerieren könnten.
Konkurrenz durch Onlinehandel
Noch gebe es eine intakte Landschaft von unabhängigen, atmosphärischen Buchläden mit persönlicher Beratung und Quartierbezug, heisst es in der Petition. Aber diese Landschaft werde bedroht durch Onlinehandel und Gratistexte im Internet. Ausserdem bestellten grosse öffentliche Bibliotheken immer weniger Bücher bei lokalen Buchhandlungen und immer mehr bei internationalen Ketten und Grossfirmen.
Mit der Neuausrichtung ihrer Medienbeschaffung grenze nun auch die Pestalozzi-Bibliothek kleine, unabhängige Buchläden aus. Es sei besonders schmerzlich, wenn staatliche oder staatsnahe Einrichtungen den Druck auf die Kleinbuchläden noch verschärften.
Auch kleine Auftragsvolumen seien existenziell, heisst es in der Petition weiter. Buchhandlungen überlebten nur dank dem Idealismus und Engagement der Buchhändlerinnen und Buchhändler. Weil sie nicht allein von Einzelkundinnen und -kunden leben könnten, seien sie auf die Aufträge von Institutionen angewiesen.
Zur Attraktivität der Stadt Zürich trage auch die vielfältige Buchhandlungslandschaft bei. Denn kulturell interessierte Besucherinnen und Touristen schätzten nicht nur Museen oder Theater, sondern auch «Buchläden mit Charakter», so die Petition.
Initiiert haben den Aufruf folgende Buchhandlungen: Bodmer, Calligramme, Nievergelt, Hirslanden, Paranoia Cita, Buchhandlung am Hottingerplatz, Kapitel 10, Kinderbuchladen Zürich, Klio, Mille et deux feuilles, Never Stop Reading, Sec 52, Sphères, Travel Book Shop.
PBZ: Verständnis, aber keine Garantien
Die PBZ hatte bei der Ausschreibung im November Verständnis für die Sorgen der kleinen Buchläden gezeigt. Man habe die Kriterien im Submissionsverfahren so formuliert, dass auch kleinere Buchhandlungen teilnehmen könnten. Garantien könne man ihnen aber keine abgeben. Die PBZ müsse sich laut Gesetz für jene Lieferanten entscheiden, die nach eng definierten Kriterien am besten abschneiden würden. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf 3,2 Millionen Franken, verteilt auf vier Jahre.
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