Watford-Captain trainiert nicht«Bringe meinen fünf Monate alten Sohn nicht in Gefahr»
Am Dienstag haben die Premier-League-Clubs das Mannschaftstraining wieder aufgenommen. Allerdings ohne Troy Deeney, dessen kleiner Sohn Atemprobleme hat.
Seit Dienstag haben sich Arsenal, Manchester City, Chelsea und Co. wieder vereint: Auch in der Premier League sind Mannschaftstrainings mit den nötigen Hygienemassnahmen nun wieder erlaubt. Allerdings blieb ein Captain von einem der 20 Topclubs dem Trainings-Restart fern.
Troy Deeney, der schon seit fast zehn Jahren für Watford spielt, harrt weiterhin zu Hause aus. «Diese Woche wollten wir wieder starten. Aber ich habe bereits klargestellt, dass ich nicht kommen werde», erklärt er in der britischen Youtube-Sportshow «Talk the Talk».
Der 31-Jährige ist besorgt, dass alles zu schnell geht und dass die Hygienemassnahmen gegen Corona unzureichend sind. «Mein Sohn ist erst fünf Monate alt und hat Atemschwierigkeiten – ich will ihn nicht noch mehr in Gefahr bringen», sagt der zweifache Familienvater.
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Es brauche nur eine Person, um sich und alle anderen zu infizieren, und dieses Risiko wolle er nicht eingehen. «Ich würde nach dem Training ungeduscht und im verschwitzten Trikot nach Hause kommen. Das heisst, die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus ins Haus kommt, würde wachsen», so Deeney.
In seinem Entscheid, das Teamtraining auszulassen, hätten auch die zahlreichen offenen Fragen mitgespielt. Laut dem Stürmer ist die Wahrscheinlichkeit, an Corona zu erkranken, für Schwarze, Asiaten und ethnische Minderheiten viermal und für eine lang anhaltende Krankheit doppelt so hoch. «Ob deswegen zusätzliche Tests und Abklärungen gemacht werden, konnte mir aber keiner der Verantwortlichen sagen.»
Vom Maurer zum Fussballprofi
Wenn er diese Informationen nicht habe, dann wolle er sich nicht dem Risiko aussetzen. Er sagt: «Ich kann erst Mitte Juli wieder einen Haarschnitt bekommen, aber ich kann jetzt schon mit 19 Leuten zusammen sein und einen Kopfball machen? Ich weiss nicht, wie das funktionieren soll.»
Der Watford-Captain ist derzeit der einzige Spieler, von dem bekannt ist, dass er das Mannschaftstraining aus Angst vor dem Coronavirus auslässt. In Deutschland oder auch in der Schweiz haben bis jetzt alle Profis eingelenkt. Doch Deeney war in seiner Karriere schon immer jemand, der heraussticht.
«Ich war so ein gewöhnliches Problemkind und jagte nur Mädchen hinterher.»
«Den versehentlichen Fussballer» nannte ihn das «Sports Magazine» einst. Der Engländer wuchs in einem heruntergekommenen Vorort von Birmingham auf, in schwierigen Familienverhältnissen, und stand ständig an der Grenze zur Kriminalität. Als 18-Jähriger hatte er keinen Schulabschluss und arbeitete für einen Billiglohn als Maurer. Nebenbei kickte der Teenager in einem Amateurverein.
«Es war nie mein Ziel, Profifussballer zu werden», erklärt Deeney, «ich war so ein gewöhnliches Problemkind und jagte nur Mädchen hinterher.» Doch dann änderte ein Spiel mit seinem Amateurclub sein Leben gänzlich.
2006 erzielte er in einer Partie sieben Tore – und das notabene verkatert, laut eigener Aussage – und beeindruckte damit einen zufällig anwesenden Talentscout. Und das nachhaltig. Der Scout verschaffte dem Nachwuchsfussballer Probetrainings, und Deeney kam via Walsall (damals 3. Liga) 2010 zu Watford. Dort wurde er in den letzten Jahren zu einer Identifikationsfigur.
Watford könne ihm seinetwegen den Lohn kürzen, weil er das Training auslässt, so Deeney. «Ich war früher auch pleite, das ist mir also egal», sagt der Stürmer, dessen Marktwert derzeit bei etwa 6,5 Millionen Euro liegt, «aber ich werde meine Familie nicht in Gefahr bringen.»
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