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Lange Passkontrollen für Briten
Brexit-Auswirkungen: Eurostar-Züge müssen Kapazität beschränken

Reisende müssen derzeit am Eurostar-Terminal in London längere Wartezeiten für die Passkontrollen auf sich nehmen. Die Züge können aufgrund der Kapazitätsengpässe an der Grenze derzeit nicht voll ausgelastet werden.
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Die Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Europa und Grossbritannien fahren derzeit nur mit beschränkter Kapazität durch den Eurotunnel im Ärmelkanal. Zumindest zu Stosszeiten verkauft das Unternehmen nicht einmal zwei Drittel der Sitzplätze, da die nach dem Brexit notwendig gewordenen Grenzkontrollen so lange dauern, dass nicht mehr Passagiere abgefertigt werden können. Die Pässe von britischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern müssen gestempelt werden, da sie innerhalb von 180 Tagen maximal 90 Tage im Schengen-Raum verbringen dürfen. Zudem werden die Passagiere an der EU-Grenze befragt, wieso sie einreisen wollen, ein Prozess, der einige Minuten in Anspruch nehmen kann.

Die neue Eurostar-Chefin Gwendoline Cazenave sagt, dass es in London zu wenig Grenzbeamte für diese Formalitäten gebe und die Reisenden viel länger warten müssten: «Aufgrund dieses Engpasses an Bahnhöfen können wir nicht genügend Sitzplätze anbieten.» Die Nachfrage bei Geschäftsreisenden und Touristen habe sich nach der Pandemie eigentlich schnell erholt, werde aber durch die Kontrollen gebremst.

550 statt 900 Reisende

Frühmorgens werden derzeit maximal 550 Passagiere in die Züge zwischen London und Paris gelassen. Gemäss der Eurostar-Gruppe könnten eigentlich knapp 900 Reisende mitfahren, wenn die Grenzkontrollen das nicht verhindern würden. Cazenave würde eigentlich gerne Wachstum anstreben, die Nachfrage nach Zugverbindungen statt Flügen zwischen Grossbritannien und Festlandeuropa sei grundsätzlich gross. Ähnlich wie an Flughäfen müssen Passagiere aber derzeit viel früher an den Bahnhof kommen, um vor der Abfahrt genug Zeit für die Kontrollen zu haben, das sei für potenzielle Zugreisende kein attraktiver Ausblick. «Wir brauchen mehr Personal von der Polizei und müssen mehr automatisieren», sagt Cazenave.

Automatisierte Passkontrolle am Flughafen Zürich: Ein solches System soll bald im ganzen Schengen-Raum eingeführt werden und die Einreise aus Drittstaaten wie Grossbritannien etwas beschleunigen.

Diese Automatisierung der seit dem Brexit notwendigen Passkontrollen an der EU-Aussengrenze soll mit dem Entry/Exit System (EES) erfolgen. Es war mal für 2022 geplant, wurde dann auf Mai 2023 verschoben und mittlerweile nochmals auf Ende 2023. Bei EES handelt es sich um eine automatisierte Passkontrolle für Angehörige von Drittstaaten für den Schengen-Raum. Die Einreisenden müssen sich einmalig an einem Schalter fotografieren und die Fingerabdrücke einlesen lassen. Danach können sie die Ein- und Ausreiseformalitäten an automatisierten Schleusen erledigen, ein System, das beispielsweise am Flughafen Zürich für Schweizer Bürgerinnen und Bürger bereits vorhanden ist. Anstatt die Pässe abzustempeln, registriert EES die Daten der Grenzübertritte und berücksichtigt dabei etwaige Visa.

Mehr Selbstkontroll-Gates am Flughafen Zürich

EES soll in 25 der 27 Schengen-Mitgliedsstaaten zum Standard werden. Irland und Zypern wollen weiter auf manuelle Kontrollen setzen. Für die Schweiz hat der Bundesrat die Einführung bereits 2018 beschlossen, 2020 wurde das Vernehmlassungsverfahren im Parlament durchgeführt, per Mai 2022 traten die entsprechenden Gesetze in Kraft.

Gemäss dem Staatssekretariat für Migration wird die Schweiz an den Flughäfen ein entsprechendes IT-System einführen und sich an das EES-Zentralsystem anschliessen. Der Flughafen Zürich machte dabei darauf aufmerksam, dass es zu Beginn zu Verzögerungen und Komplikationen kommen werde, das zeige die Erfahrung mit Schweizer Reisenden, als das automatisierte System eingeführt worden sei.

Das Projekt zur Anpassung der Infrastruktur läuft bereits, ein deutsches Cybersecurity-Unternehmen implementiert derzeit die IT-Anwendungen und passt die Systeme für die automatisierte Kontrolle an, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Dabei soll auch im Ausreisebereich vermehrt auf solche Selbstkontroll-Gates gesetzt werden.

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Markenname Thalys verschwindet

Eurostar baut derweil seine Markenpräsenz aus. Die Thalys-Züge, die zwischen Deutschland, Belgien, Holland und Frankreich verkehren, werden ab Oktober ebenfalls unter dem Namen Eurostar verkehren. Die beiden Unternehmen schlossen sich im Mai 2022 zusammen, der Name Eurostar sei aber bekannter als Thalys, sagt Gruppenchefin Cazenave. 

Der Eurostar ist eine Tochtergesellschaft der französischen Staatsbahn SNCF. Die Corona-Krise hatte Eurostar einen Passagiereinbruch beschert, danach fusionierte die SNCF ihre Tochtergesellschaften Eurostar und Thalys. Sie stellte am Dienstag das neue gemeinsame Logo vor: Markenzeichen ist künftig ein Stern in einem offenen Kreis. Bei der Präsentation prangte das neue Logo auf einem lilafarbenen Hintergrund. Die dunkelroten Thalys-Züge behalten aber ihre markante Farbe, wie Cazenave versicherte.

Das neue Eurostar-Logo wurde am Dienstag präsentiert. Die Thalys-Züge sollen vorerst rot bleiben.

Die fusionierte Gesellschaft rechnet bis 2030 mit 30 Millionen Passagieren. Das wirkt ambitioniert, denn durch die Corona-Pandemie und den Brexit waren die Nutzerzahlen eingebrochen. Im vergangenen Jahr beförderten Eurostar und Thalys zusammen knapp 15 Millionen Menschen, also nur halb so viele. Vor der Gesundheitskrise waren es 2019 noch 19 Millionen Reisende gewesen.

Die Eurostar-Gruppe betreibt seit 1994 die Hochgeschwindigkeitszüge zwischen dem europäischen Kontinent und London, die durch den Eurotunnel unter dem Ärmelkanal fahren. Seit 2015 gehören 55 Prozent der Anteile der französischen Bahngesellschaft SNCF, die auch die Mehrheit an der Gesellschaft TGV Lyria besitzt, deren Züge von Frankreich in die Schweiz fahren. Thalys bietet seit 1995 Verbindungen zwischen Paris und Brüssel an, dazu kamen Amsterdam, Antwerpen, Rotterdam, Dortmund, Köln und weitere Destinationen im Westen Deutschlands.

Seit mehr als 25 Jahren verbinden die Thalys-Hochgeschwindigkeitszüge Westdeutschland mit Brüssel und Paris, nun müssen sich die Reisenden umgewöhnen: Die Eurostar-Gruppe hat am Dienstag in Brüssel angekündigt, dass der Markenname «Thalys» ab dem Herbst verschwindet. Die Züge verkehren ab Oktober ebenfalls unter dem Namen «Eurostar».