Rettungsübung mitten im ZürichseeEine Fähre und ihr Personal in Not
Der Seerettungsdienst Wädenswil imitierte am Freitagabend einen Fahrzeugbrand mit zwei Verletzten auf einer Fähre. Diese war zwar weitestgehend leer, dennoch wurde es eng.
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Freitagabend, 18.55 Uhr: Im Whatsapp-Chat des Seerettungsdiensts Wädenswil geht eine Kurznachricht mit grossen Folgen ein. «GA: Brand andere Boote Austrasse 58, Au», ist da zu lesen.
Keine zehn Minuten später verlassen die beiden Einsatzboote Johanniter und Ballei den Hafen Wädenswil. Unterwegs erhält Einsatzleiter Mike Stucki weitere Informationen. Demnach ist auf der Zürichsee-Fähre Schwan ein Fahrzeug in Brand geraten. Auch von Verletzten ist die Rede.
Zum Glück ist alles nur erfunden. Der Vorfall ist ein Szenario einer gross angelegten Rettungsübung. Die beiden Boote des Seerettungsdiensts fahren deshalb etwas gemächlicher zum Einsatzort, als sie dies im Ernstfall tun würden.
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Am Ort des Geschehens angekommen aber, leisten die Rettungskräfte schnell und routiniert Erste Hilfe. Dabei werden sie von vielen Augenpaaren beobachtet. Stadtrat Daniel Tanner (SP) ist ebenso an Bord wie der Leiter des Rettungsdiensts des See-Spitals Horgen, Peter Ott Meroni, und auch Vertreter des Seerettungsdiensts Region Meilen und der Kantonspolizei lassen sich den fingierten Notfall nicht entgehen.
Rega und Feuerwehr kommen nicht
Zu sehen gibt es einiges. Und der Einsatz hat seine Tücken. So muss ein Brand, der zu Übungszwecken in einer Trainings-Brand-Wanne gelegt wurde, gelöscht, ein schwer verbrannter Passagier reanimiert und eine an der Wirbelsäule verletzte Fährenmitarbeiterin aus dem Maschinenraum geborgen werden.
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Insbesondere Letzteres stellt sich als besonders knifflig heraus. Die Platzverhältnisse im Maschinenraum sind eng, es herrscht eine unbändige Hitze, und der dröhnende Lärm der Maschinen macht eine verbale Kommunikation schier unmöglich.
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Im Ernstfall würden neben dem Seerettungsdienst Wädenswil weitere Blaulichtorganisationen hinzugezogen. Der Schwerverletzte etwa würde schnellstmöglich durch die Rega ins Spital gebracht. Um den Brand in den Griff zu bekommen wiederum, würde etwa ein Löschfahrzeug der Feuerwehr Horgen auf einer zweiten Fähre herangefahren.
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An diesem Freitag müssen die Wädenswiler Seeretter aber allein zurechtkommen. Und trotzdem ist das Feuer keine 45 Minuten nach Übungsstart und mehrmaligem Wiederaufflammen endgültig gelöscht, und auch die Fährenmitarbeiterin kann schliesslich mit vereinten Kräften und unter Applaus aus dem Maschinenraum gehoben werden.
Übungsleiter, Figuranten und Zuschauer ziehen allesamt eine positive Bilanz – und hoffen doch, dass der Ernstfall nie eintreten wird.
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