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Analyse zu Grossbritannien
Boris Johnson stehen ungemütliche Festtage bevor

Es läuft schlecht für ihn: Premier Boris Johnson. 

Mit fataler Geschwindigkeit sieht der britische Premierminister seine Autorität in der eigenen Partei und im Land schwinden. Inzwischen kann sich Boris Johnson nicht mehr sicher sein, dass er noch eine Mehrheit seiner Tories hinter sich weiss, falls neue Restriktionen nötig werden im Kampf gegen die auch von ihm befürchtete Omikron-Welle aufs Jahresende hin.

Seine medizinischen Beraterinnen und Berater haben ihn gewarnt, dass man im Vereinigten Königreich bis Weihnachten womöglich mit einer Million Neuinfektionen pro Tag rechnen müsse – sowie mit mehreren Tausend Neuzugängen in britischen Spitälern täglich. Selbst moderate Massnahmen zur Eindämmung einer solchen jetzt für denkbar gehaltenen Katastrophe lehnen viele Parteigänger Johnsons jedoch rundweg ab.

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Bei der Abstimmung über die erstmalige Nutzung von Covid-Pässen bei Grossveranstaltungen stimmten am Dienstagabend 99 Tory-Abgeordnete gegen diese Pläne. Tags darauf sprachen selbst konservative Blätter von einer «enormen Rebellion» und einem «Hammerschlag».

Der Tory-Veteran Sir Geoffrey Clifton-Brown sah den Parteichef «in Gefahr». Ein persönlicher Appell Johnsons an seine Fraktion kurz vor der Abstimmung hatte nichts bewirkt, sondern die Front gegen ihn offenbar eher noch verhärtet. In der Partei selbst hiess es, die Fraktionsführung habe «die Kontrolle verloren über die Fraktion».

Tories sprechen von «Hysterie»

Unterschiedliche Motive hatten mitgespielt bei der Unterhaus-Rebellion dieser Woche. Einige Tory-Abgeordnete fanden die vorgesehenen Massnahmen schlicht «undurchdacht». Andere waren zornig darüber, dass sie sich ihrerseits im dicht gedrängten Unterhaus der Gefahr einer Ansteckung aussetzen mussten, statt per Zoom an der Abstimmung teilnehmen zu können – während Johnson und sein Kabinett bereits wieder auf Zoom umgeschaltet haben neuerdings.

Der Kern der Rebellen aber sah sich schlicht auf Konfrontationskurs mit dem Premierminister. Dutzende von Tories warfen der Regierung und ihren Beratern «Hysterie» vor. Sie vertraten die Ansicht, dass man dem Virus nun «freien Lauf» lassen müsse, statt immer weiter «individuelle Freiheit einzuschränken», was «völlig unakzeptabel» sei.

Am Mittwoch musste sich die Regierung verpflichten, das Unterhaus zu einer Sondersitzung einzuberufen, falls in der am Freitag beginnenden parlamentarischen Weihnachtspause neue, durchgreifendere Massnahmen zur Covid-Bekämpfung erforderlich werden sollten. Eine solche Selbstverpflichtung hatte Johnson vermeiden wollen. Aber der Druck in der Partei war zu gross.

Johnson im Umfragetief

Wachsender Unmut über Boris Johnson trug natürlich bei zu dessen prekärer Lage. Von fragwürdigen Entscheidungen und dem Verdacht der Korruption bis hin zu den jüngsten Enthüllungen unbekümmerter Downing-Street-Weihnachtspartys im Lockdown letzten Jahres reicht die lange Liste der Vorwürfe. In den Umfragen der letzten Tage sind Johnson und seine Partei in der Wählergunst scharf abgesackt.

Weitere Gefahr droht dem Premier am Donnerstag dieser Woche, bei einer parlamentarischen Nachwahl in North Shropshire, in den englischen Midlands. Dort verteidigen die Tories einen ihrer historisch sichersten Wahlkreise, können sich aber eines Sieges plötzlich nicht mehr sicher sein.

Sollten sie diese Hochburg verlieren, dürfte sich der Aufstand gegen Johnson unmittelbar beschleunigen. Verzweifelt hofft man in Downing Street, dass die parlamentarische Weihnachtspause zur Abkühlung der Gemüter beiträgt – bevor neues Covid-Chaos zu neuen politischen Tumulten führt.