Eishockey-Blog «Backhand»Bodychecks: Es wird immer grauer, immer schwieriger
Nach nur zwei Tagen geben in der Schweizer Eishockey-Meisterschaft bereits wieder Bodychecks Anlass zu Diskussionen. Der Graubereich wird immer grösser.
Zwei Spieltage sind in der neuen Eishockeysaison erst gespielt und nebst Corona beschäftigt auch ein altes, aber immer wieder aktuelles Thema bereits wieder: Bodychecks. Gute Checks, schlechte Checks und der immer grösser werdende Graubereich irgendwo dazwischen. Immer grösser? Ja, weil je schneller das Spiel wird, und das wurde es in den letzten Jahren auch wegen den sich stets wandelnden Regeln zweifellos, desto grauer werden die Situationen – für Spieler, wie auch Schiedsrichter.
Je schneller das Spiel wird, desto grauer werden die Situationen.
Der erste Aufreger geschah bereits am Donnerstag: Berns Vincent Praplan checkt Ambris Isacco Dotti. Weil der Check rund 1 bis 2 Meter vor der Bande erfolgt und danach Dotti in ebendiese Bande fliegt, entscheiden die Schiedsrichter streng nach Regelbuch: Bandencheck. Und sie wählen die höchstmögliche Bestrafung, vielleicht auch, weil Dotti beim Aufstehen groggy wie ein Boxer in den Seilen wirkt: Praplan wird mit einer 5-Minuten-Strafe vom Spiel ausgeschlossen.
Alles klar? Nicht wirklich. Der ganze Ablauf, und der ist live gerade für die Schiedsrichter so schwierig zu erkennen, zeigt auch das: Dotti sieht schon rund eineinhalb Sekunden vor dem Zusammenstoss den heranfahrenden Praplan, als es zum Check kommt, scheint Ambris Verteidiger dennoch nicht bereit, diesen anzunehmen – er konzentriert sich ausschliesslich auf seine eigene Passbewegung.
Es ist immer heikel, «Opferrollen» zu vertauschen. Aber trägt in solchen Situationen nicht auch der Gecheckte eine Mitschuld an den Folgen? So lange nicht auch diese Frage immer wieder gestellt wird, werden Szenen wie zwischen Praplan und Dotti immer Eishockey-Alltag bleiben, egal, wie laut man nach härteren Strafen bei Checks mit Verletzungsfolgen schreit.
Der Blick über den grossen Teich ist vielleicht nicht ganz fair, da in Nordamerika auf kleineren Eisfeldern gespielt wird, die insgesamt vier Meter schmaler und die Distanzen zu den Banden entsprechend kleiner sind. Wenn man aber dennoch Spiele der NHL-Playoffs in den letzten Wochen und Monaten als Referenz nimmt, zum Beispiel den Final Tampa – Dallas, als es nur so «tätschte und klöpfte» entlang der Banden: Dann kann nicht übersehen werden, wie sehr dort die Spieler in Puckbesitz in solchen Situationen noch mehr die Nähe der Banden und damit auch eine sicherere Position suchten.
Der zweite Fall
Wie schwierig für Schiedsrichter die Beurteilung live ist, zeigt auch eine Szene aus Ambris zweitem Spiel, am Freitag im Tessiner Derby. Luganos Elia Riva erwischt Ambris Johnny Kneubuehler auf offenem Eis hart. Die Schiedsrichter entscheiden auf «Check gegen Kopf».
Während es im Live-Tempo selbst am TV eine schwierig zu beurteilende Situation ist, zeigt die Super-Zeitlupe, dass Riva seinen Gegenspieler nicht einmal in der Nähe des Kopfes erwischt. Und selbst diese Bilder lassen kleine Zweifel offen, ob es nicht allenfalls eine «Behinderung» sein könnte, da Kneubuehler (vielleicht) noch nicht im Puckbesitz war, als der Check erfolgte.
Wir können es also drehen und wenden, wie wir wollen: Die Kombination aus Tempo, Intensität und Härte machen das Eishockey immer grauer.
Der nächste, nicht eindeutig aufzulösende Aufreger kommt bestimmt.
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