Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Der Bischof hat dem Peiniger voll vertraut

Blieb keine Antwort schuldig: Charles Morerod. Foto: Keystone
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Der Anlass in Lausanne war seit Monaten geplant. Unter dem Titel «Monseigneur Morerod en toute Transparence» wurde ­Bischof Charles Morerod von der Opferorganisation Sapec eingeladen, um über seine Rolle bei der Bekämpfung von Missbrauch in der Kirche sprechen.

Es war Bischof Morerods erster öffentlicher Auftritt seit Bekanntwerden der Missbrauchsdossiers. So waren die zahlreich anwesenden Medienvertreter vor allem an Fällen interessiert, die den Bischof aktuell unter Druck setzen. Diese Zeitung und die «Rundschau» hatten ihn letzte Woche mit den Vorwürfen gegenüber dem Freiburger Kathedralpriester Paul Frochaux konfrontiert: Dieser wird vom heute 39-jährigen E. bezichtigt, ihn 1998 als 17-jährigen Organisten in dessen ­Chalet in Torgon missbraucht zu haben.

Morerod zeigte sich eloquent und blieb den eher zurückhaltend fragenden Journalisten keine Antwort schuldig: Er habe Priester Frochaux, den er seit 1981 kenne, voll vertraut und ihn darum 2012 zum Kathedralpfarrer gemacht. Er habe damals im Archiv nichts gefunden und es auch nicht für nötig erachtet, zu recherchieren. Fortan wolle er aber die Personaldossiers genauer anschauen. Es würde ihn nicht erstaunen, noch auf andere Fälle zu stossen. In einzelnen Fällen gebe es Verdachtsmomente, die er der Polizei gemeldet habe, aber ­keine Beweise.

Schon am Wochenende bestritt der Bischof, «Missbrauch vertuscht oder Täter gedeckt zu haben». Zugleich teilte er mit, eine weitere interne Untersuchung betreffend das Nicht-­Weitergeben von Informationen und dem Verschwinden von ­Dokumenten eröffnet zu haben. Dazu veranlasst hat ihn ein ­Dossier über Frochaux, das 2001 im Nachgang zu einer Aussprache zwischen ihm, dem Opfer E. und der Bistumsleitung verfasst wurde.

Den vollen Namen des Opfers bekannt gegeben

Diese Zeitung weiss aus sicherer Quelle, dass die damalige Opferkommission SOS Prévention das Dossier «concernant les mouers» über Frochaux dem Bischof 2011 übergeben hatte. Er aber will es erst Ende letzten Jahres im Zuge dieser Recherchen gefunden haben – zumindest einen Teil davon. Diesen hat er E. gestern übermittelt – ein, wie E. sagt, eher nichtssagendes Protokoll, das den Missbrauch nur vage ­erwähne. Auch fehle der Brief, den er 2001 an den damaligen ­Bischof geschrieben habe.

Verschiedenen Medien gab Morerod den vollen Namen von E. bekannt, weshalb dieser gegen den Bischof klagen will. Zugleich sagte Morerod gegenüber RTS, Frochaux habe ihm 2016 anvertraut, einmal eine Affäre mit einem erwachsenen Mann gehabt zu haben. Auch dem sei er nicht nachgegangen – ein Fehler, wie der Bischof gestand.

Morerod hat unlängst eine kircheninterne Untersuchung aufgrund von Belästigungsvorwürfen eines afrikanischen Priesters an die Adresse Frochaux' eröffnet. Der Afrikaner schildert in seinem Rapport auch, wie ein Priester und früherer Vertrauter von Frochaux mit einem Mini­stranten im Pfarrhaus von Vevey in ein Zimmer ging, das dann «nach Schweiss roch, als ob ein Kampf stattgefunden habe».

Am Dienstag sagte Morerod gegenüber der Zeitung «La Liberté», er habe diesen Priester 2017 aufgrund von Gerüchten nach Paris versetzt und die Waadtländer Polizei eingeschaltet. Dieser zufolge reiche das ­Material aber nicht aus, um die Sache weiterzuverfolgen: Das Verhalten des Priesters sei doppeldeutig gewesen, jedenfalls sehr taktil. In Paris dann trat der Priester als «Homoheiler» auf. Seit letztem Jahr ist er im Kanton Neuenburg als Seelsorger ­tätig – für kranke und alte ­Menschen.