Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Abenteuer Gravelpacking
«Die Schweiz eignet sich besonders für Bikepacking-Einsteiger»

Eine Szenerie von Etappe 17 des Reiseführers «Gravelpacking Schweiz», die am Lago Toggia im Val Formazza vorbei führt.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Herr Bühler, Sie schreiben über Gravelpacking von «der schönsten Art, die Schweiz zu entdecken». Warum?

Es ist die Kombination von grosser Freiheit und einem intensiven Naturerlebnis. Für mich ist klar: Hätte es Gravelvelos früher schon gegeben, hätte ich schon viel länger eines. Es verbindet die Leichtigkeit des Renners mit der Freiheit des Mountainbikes.

Was heisst das konkret?

Auf Entdeckungsfahrten mit dem Renner komme ich immer in Sackgassen, die eigentlich keine sind. Doch weil der Asphalt endet, ist für die schmalen Reifen Endstation. Ein Mountainbike ist wiederum schwerfälliger, ich komme damit nicht so rasch vorwärts. Mit dem Gravelvelo sind diese beiden Einschränkungen hinfällig. Es vereint die Vorteile des Renners und des Bikes.

Reisen mit dem Velo ist an sich nichts Neues. Weshalb ist es gerade jetzt so im Trend?

Das hat sicher mit dem Material zu tun. Die Hersteller haben den Trend aufgenommen, und während beispielsweise Taschen früher selbst gebastelt waren, sind sie heute robust und gleichzeitig wasserdicht. Dann haben die technischen Entwicklungen dafür gesorgt, dass alles viel leichter geworden ist, was das Reisen bequemer macht. Und die Velos sind so konzipiert, dass sie – wenn man das will – regelrechte Schwertransporter sind. Ich denke aber, es hat auch mit dem Zeitgeist zu tun.

Ein kurzer aber markanter Aufstieg wartet bei Leuk auf die Gravelpacker.

Wie meinen Sie das?

Reisen mit dem Velo ist eine der Antworten auf die Klimafrage. Ganz besonders, wenn man in einem Land wie der Schweiz daheim ist, das so unterschiedliche Szenerien zu bieten hat. Und es ist nichts Neues, dass man beim Pedalieren fit wird. Offenbar erkennen aber viele erst jetzt, dass man beim Bikepacking mit dem Reisen an sich etwas für seine Gesundheit tut.

Obwohl digitale Plattformen wie Komoot oder Schweizmobil boomen, haben Sie sich für einen Reiseführer in Buchform entschieden. Warum?

Offensichtlich wollen viele Leute mit leichtem Gepäck auf Velotour, doch es gibt dazu kaum Literatur. Die digitalen Plattformen sind sehr hilfreich, wenn es ums Planen geht. Mir fällt es allerdings schwer, darin zu schmökern und mich für eine Reise inspirieren zu lassen.

Und diese Lücke soll Ihr Buch füllen?

Genau, dieser Aspekt war uns wichtig. Wir möchten die Leute mit vielen Bildern gluschtig machen und ihnen zeigen, wie vielfältig die Schweiz ist, wenn man sie mit dem Velo bereist.

Fast wie im Urwald – und doch in der Schweiz.

Sie haben mit dem Fotografen Roland Tännler zwanzig Etappen zurückgelegt. Wie funktioniert Bikepacking zu zweit?

Ich glaube, es macht einen Unterschied, ob man so als Freunde unterwegs ist oder als Liebespaar.

Warum?

Ich bin sehr gerne mit meiner Frau auf diese Art unterwegs, weil die gemeinsamen Erlebnisse uns bereichern, aber auch, weil wir gut eingespielt sind. Diese Art zu reisen bedingt aber eine gewisse Entspanntheit. Unter Kolleginnen und Kollegen ist es wohl darum etwas einfacher als für Paare. Es hilft auf jeden Fall, wenn man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen muss. Zudem ist ein Teil des Spasses solcher Reisen, dass man sich unerwarteten Situationen stellen muss – auch das birgt Konfliktpotenzial.

Wir reden also von Abenteuern.

Ja, wobei es in der Schweiz eines mit ganz vielen Sicherheitsnetzen ist. Das wiederum macht die Zielgruppe für solche Reisen grösser als in anderen Ländern. Für mich persönlich ist das genau das richtige Mass an Abenteuer.

Wieso?

Wir haben ein tolles ÖV-Netz, das man nutzen kann, wenn man nicht mehr weiter mag. Vielerorts sind die Wege gut ausgeschildert, zudem stehen für die Navigation gute Tools wie Schweizmobil zur Verfügung. Geht der Proviant aus, ist die Dichte an Geschäften, Tankstellenshops oder Dorfläden hoch, und im Notfall ist die ärztliche Versorgung sichergestellt. Die Schweiz eignet sich besonders für Bikepacking-Einsteiger, weil hierzulande eine positive Grundhaltung zum Velo herrscht.

Die Strecke des Reiseführers umfasst zwanzig Etappen und damit 1500 Kilometer sowie mehr als 35’000 Höhenmeter.

Was ist bei der Planung einer solchen Reise zu beachten?

Das Wichtigste ist, eine Region zu finden, für die man sich begeistern kann. In einem zweiten Schritt gilt es realistisch zu beurteilen, wie viel man sich dabei körperlich zumuten kann – aber auch will.

Was meinen Sie damit?

Ich kann eine Tour so planen, dass ich mich immer in der Wohlfühlzone bewege. Oder ich stelle sie so zusammen, dass ich auch mal an meine Grenzen gehen muss. Dafür braucht es ein Gefühl für sich selbst.

Dabei spielt auch die Beschaffenheit des Untergrundes eine Rolle.

Ja, deshalb geben wir im Reiseführer bei jeder Etappe an, wie gross der Anteil Naturwege ist. Besonders fordernde Abschnitte erwähnen wir ausdrücklich.

Welche Art Untergrund erwartet die Reisenden auf den zwanzig Etappen?

Die Routen führen über asphaltierte Strassen, Gravel im Sinne von Wirtschaftswegen, aber auch über einige Single Trails, die in wenigen Fällen technisch anspruchsvoll sind.

Was, wenn diese Trails die eigenen Fähigkeiten übersteigen?

Ich denke, zu dieser Reiseart gehört auch, dass man es gelassen nimmt, wenn man sein Velo stossen muss.

Die Tour führt durch die Stadt Solothurn und damit auch durch urbane Gebiete.

Zurück zur Selbsteinschätzung. Wie bekommt man als Einsteigerin das Gefühl für das eigene Leistungsvermögen?

Es hilft, wenn Einsteigerinnen zuerst Tagestouren unternehmen. So sehen sie rasch, wie viele Kilometer mit wie vielen Höhenmetern für sie gut drinliegen. Danach können sie sich richten. Schliesslich macht es keinen Sinn, jeden Tag an die Leistungsgrenze zu gehen, da man bei Bikepacking mehrere Tage unterwegs ist. Sonst können sie die Umgebung nicht wahrnehmen, geschweige denn geniessen.

Gerade in Gruppen sinkt der Stimmungsbarometer typischerweise, wenn Leute überfordert sind.

Ja, darum ist es wichtig, die verschiedenen Bedürfnisse und Erwartungen vorher zu klären.

Zum Beispiel?

Wenn ich mit meiner Frau unterwegs bin, plane ich beispielsweise so, dass wir eine schöne Wiese für ein Mittagsschläfchen finden. Das ist ihr wichtig. Für andere Menschen ist es wiederum bedeutend, dass sie in regelmässigen Abständen eine Pause einlegen und etwas essen können. Spricht man diese Dinge an, kann man sie bei der Planung berücksichtigen – und verhindert Konflikte.

Auch solche Kulissen wie diese Unterführung bei Visp gehören zum Facettenreichtum der Tour.

Sie haben in Gasthäusern geschlafen. Wie ratsam ist es, diese im Voraus zu buchen – schliesslich geht dadurch auch Spontaneität verloren?

Das ist von der Grösse der Reisegruppe abhängig. Je grösser sie ist, desto ratsamer sind vorzeitige Reservationen. Ist man hingegen zu zweit unterwegs, findet sich meist auch spontan eine Unterkunft. Man sollte aber auch beachten, dass es zusätzliche Strapazen bedeutet, wenn man nach einem Tag im Sattel noch eine Übernachtung organisieren muss. Ein guter Kompromiss ist es, am Vorabend die Schlafstätte zu buchen. Das bietet den Vorteil, dass man sich auf etwas freuen kann, wenn es streng ist – beispielsweise auf ein schönes Spa oder ein leckeres Gericht.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.