Umfrage zur FotovoltaikBevölkerung will mehr Tempo beim Solarausbau
Mehr Geld und eine Solarpflicht auf bestehenden Gebäuden: Die Bevölkerung will beim Ausbau der Solarenergie vorwärtsmachen – schneller als vom Bund geplant. Das zeigt eine neue Umfrage.
Die Solarenergie ist ein zentraler Baustein in der Energiestrategie des Bundes. Vorgesehen ist ein massiver Ausbau von heute rund 3 Terawattstunden auf 34 im Jahr 2050. Trägt die Bevölkerung diesen Plan mit? Jetzt gibt es neue Hinweise darauf – in Form einer repräsentativen Umfrage, die das Forschungsinstitut GFS Zürich diesen März und April im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) durchgeführt hat. Die Resultate werden heute Freitag publiziert.
Ein zentraler Punkt ist der wirtschaftliche Aspekt. 93 Prozent der Befragten würden es begrüssen, wenn der Bund den Eigentümern finanzielle Garantien gäbe, damit der Bau einer Anlage auf dem Dach sicher kein Verlustgeschäft wird. 348 der 1005 Befragten sind Eigentümer einer Liegenschaft, auf der eine Anlage installiert werden könnte. Davon würden 53 Prozent eine Anlage bauen, wenn die Wirtschaftlichkeit gegeben wäre. 29 Prozent geben an, es ohnehin tun zu wollen.
Eine weitere Erkenntnis: 75 Prozent der Befragten sagen Ja oder eher Ja dazu, dass bei bestehenden Häusern im Falle einer Dachsanierung in Zukunft eine Solaranlage installiert werden muss. 79 Prozent der Befragten zeigen sich schliesslich bereit, für einen beschleunigten Ausbau einheimischer erneuerbarer Stromproduktion mehr zu bezahlen als jene 2,3 Rappen Netzzuschlag, die der Bund heute auf jede Kilowattstunde Strom zusätzlich erhebt. Zum fast gleichen Befund ist schon eine GFS-Umfrage im November 2020 gekommen.
Indes, Zahlungsbereitschaft in einer Umfrage anzugeben, bedeutet nicht automatisch, an der Urne einer Vorlage zuzustimmen, welche höhere Kosten für die Haushalte zur Folge haben kann. Das hat zuletzt das 2021 gescheiterte CO₂-Gesetz gezeigt. Für SES-Expertin Léonore Hälg lässt sich aus der Umfrage dennoch eine klare Aussage herausschälen: «Beim Solarausbau begrüsst die Bevölkerung Massnahmen, die weitergehen als die heutigen gesetzlichen Regelungen.»
In der Tat besteht eine Solarpflicht – präziser: eine Pflicht zur Eigenstromerzeugung – in der Schweiz erst bei Neubauten, und dies nur in zwei Dritteln der Kantone. Energieministerin Simonetta Sommaruga will nun zwar eine landesweite Solarpflicht bei Neubauten einführen, ist damit aber im Bundesrat aufgelaufen. Die Landesregierung plant jedoch zumindest neue Anreize.
Neu sollen Investitionen in Fotovoltaikanlagen auch bei Neubauten steuerlich abzugsfähig werden; heute ist dies nur bei Sanierungen der Fall. Weiter will der Bundesrat die Zulassung von Solaranlagen an Fassaden vereinfachen, indem künftig eine Meldung reicht, eine Baubewilligung also entfällt.
450 Millionen Franken stehen bereit
Und es sind weitere Neuerungen geplant. Heute erhalten Eigentümer einmalige Investitionsbeiträge. In diesem Jahr stellt der Bund 450 Millionen Franken für diese sogenannten Einmalvergütungen bereit. Ab nächstem Jahr sollen Anlagen ohne Eigenverbrauch eine höhere Einmalvergütung als heute erhalten können. Der Bundesrat ist überzeugt, damit das Potenzial von Dächern auf Gebäuden mit wenig Stromverbrauch besser nutzen zu können.
Die Vorschläge sind in der Vernehmlassung. Das Bundesamt für Energie erklärt, bereits heute lohne sich die Investition in eine Anlage in den «allermeisten Fällen». «Das erklärt auch den aktuellen Boom bei der Schweizer Fotovoltaik», sagt ein BFE-Sprecher. Deren Markt habe sich in den vergangenen Jahren verdreifacht.
Für die Solarbranche geht der Bundesrat nicht weit genug. «Das Problem ist, dass die Wirtschaftlichkeit massgeblich von der Höhe der Abnahmevergütung für den nicht selbst verbrauchten Strom abhängt», sagt David Stickelberger vom Fachverein Swissolar. Die Vergütungshöhe variiere jedoch sehr stark innerhalb der Schweiz. Swissolar verlangt deshalb eine landesweit einheitliche Vergütung basierend auf dem Strommarktpreis sowie eine Untergrenze, die eine Mindesthöhe definiert. Swissolar fordert zudem, dass der Netzzuschlag für den PV-Ausbau um 0,5 auf 2,8 Rappen pro Kilowattstunde erhöht wird.
In den nächsten Wochen beugen sich Parlamentarier über das Dossier. Die ständerätliche Umweltkommission wird das «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» diskutieren. Dabei wird es auch darum gehen, die Rahmenbedingungen für die Fotovoltaik neu auszugestalten. Dank der neuen Umfrage können sich die Politiker nun ein besseres Bild davon machen, was in der Bevölkerung mehrheitsfähig sein könnte.
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