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Riesenverlust für Liberty Global
Besitzerin von Sunrise UPC verspekuliert sich

Liberty Global ist ein internationales Medienunternehmen und einer der weltweit grössten Anbieter von Breitbandinternet.
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Die Muttergesellschaft von Sunrise UPC hat im vergangenen Geschäftsjahr buchstäblich zu hoch gepokert: Liberty Global verlor mit derivativen Produkten auf Fremdwährungen und Zinsen knapp 1,2 Milliarden Dollar. Dem gegenüber steht ein Gewinn auf Aktienoptionen von knapp 387 Millionen Dollar.

Unter dem Strich hat Liberty Global mit Spekulationen einen Verlust von 879 Millionen Dollar erwirtschaftet. Das ist dem aktuellen Jahresbericht 2020 zu entnehmen, den das Unternehmen bei der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission eingereicht hat. Liberty Global ist ein internationaler Medienkonzern sowie einer der grössten Breitbandanbieter weltweit.

Derivative Produkte sind komplexe Finanzinstrumente, die wie ein Vertrag zwischen zwei Parteien funktionieren. Dieser legt fest, dass ein bestimmter Basiswert zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem im Voraus vereinbarten Preis gekauft werden kann oder muss.

Ein solcher Basiswert kann zum Beispiel eine Aktie oder ein Rohstoff sein. Mit einem Derivat erhalten die Teilnehmer somit die Option, auf den steigenden oder fallenden Preis des Basiswertes zu wetten.

Übernahme von Sunrise kostet Milliarden

Die Praxis von Liberty Global ist deshalb von Interesse, weil das Unternehmen über seine Tochtergesellschaft UPC den Konkurrenten Sunrise für 6,8 Milliarden Franken übernommen hat. Aktuell wickeln der grösste Schweizer Kabelnetzbetreiber und der zweitgrösste Telecomanbieter des Landes ihren Zusammenschluss ab.

Das hat auch einen Abbau von bis zu 1000 Stellen zur Folge. Die Frage ist deshalb, inwiefern Liberty Global mit den spekulativen Finanzgeschäften die Fusion gefährdet.

Branchenkenner wie Mark Diethelm von der Zürcher Privatbank Vontobel vermuten, dass Liberty Global derivative Instrumente einsetzt, um sich gegen Währungsrisiken abzusichern. «Der Grossteil dieser Positionen berührt den Geldfluss wohl nicht», so der Analyst. Laut Diethelm dürfte deshalb der ausgewiesene Verlust die Fusion von UPC und Sunrise «wohl eher nicht beeinflussen».

Absicherung gegen Währungsrisiken

Liberty Global bestätigt auf Anfrage, sich mit den Derivaten gegen das Währungsrisiko von Fremdwährungsschulden zu schützen. «Dies ist Teil des konservativen Ansatzes zur Verwaltung der Schulden», heisst es am Hauptsitz in London. Verschuldung sei schon immer ein bedeutender Teil der Wertschöpfung von Liberty Global gewesen.

Es gebe keine Auswirkungen auf den Cashflow, hält das Unternehmen mit Hinweis auf das abgelaufene Geschäftsjahr fest. Liberty Global weist für 2020 einen Geldfluss von 4,19 Milliarden Dollar aus, nach 3,71 Milliarden Dollar im Vorjahr.

Die Übernahme von Sunrise habe Liberty Global zu Teilen aus Erlösen aus dem Verkauf von Vermögenswerten an Vodafone in Deutschland und Osteuropa finanziert, teil das Unternehmen weiter mit. Diese Geschäfte brachten der Firma im Jahr 2018 knapp 22 Milliarden Dollar ein und sorgen seither für eine prall gefüllte Kriegskasse.