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Meinung

Kolumne «Miniaturen des Alltags»
Bemerkenswertes in der Gesichtslosigkeit

Eine kleine Geschichte aus dem Alltag.
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BotTalk

«Maskierter überfällt Tankstellenshop». Bravo! Vorbildlich, der Mann hat sich an die Maskenpflicht gehalten, dachte ich angesichts dieser Schlagzeile – um sogleich vor mir selbst zu erschrecken. Wie hat doch diese Pandemie meine Denkweise bereits beeinflusst, wenn ich selbst Verbrechen mit einem vermeintlich Covid-gerechten Verhalten relativiere.

Und so geht es mir auch im Alltag. Ich begegne anderen Menschen mit Argwohn, wenn diese die zur Eindämmung der Pandemie notwendigen Regeln offensichtlich nicht befolgen. Berechtigten Ärger bereiten mir vor allem jene, die Rücksichtnahme als Angriff auf die Freiheit sehen. Ihnen sage ich ins (unmaskierte) Gesicht: Ihr verwechselt Freiheit mit Egoismus, denn vor der Selbstbestimmung steht die Verantwortung gegenüber anderen. Wer dieses Prinzip missachtet, hat das Wesen der Demokratie (auf die sich solche Leute stets berufen) nicht verstanden.

Aber ich erlebe mit der Maskenpflicht auch Begebenheiten zum Schmunzeln. Etwa wenn sich Personen beim Gähnen trotz verdecktem Mund reflexartig die Hand vors Gesicht halten oder in den gebeugten Ellbogen hüsteln. Wozu? Ich wiederum ertappe mich beim Gespräch, wie ich weiterhin auf Mimik mache, obwohl diese gar nicht zur Geltung kommt.

Kürzlich habe ich mangels geplanten Verlassens des Hauses beschlossen, auf die Rasur zu verzichten. Dann fehlte doch etwas im Haushalt, also musste ich raus zum Einkaufen. Nicht, ohne mich zuvor noch rasiert zu haben, man will ja nicht ungepflegt erscheinen. Beim Betreten des Geschäfts mit Maske wurde mir bewusst, dass ich mir die lästige Bartschur hätte sparen können. Zum Glück blieb auch mein dämliches Grinsen unter dem Tuch verborgen.

Im Übrigen hoffe ich nicht, dass der Räuber Strafminderung erhält, nur weil er eine Maske trug.