Greensill-SkandalBei der Credit Suisse kommt es wegen der Fonds-Affäre zum Knall
Der Skandal um Problemfonds kostet Spartenchef Eric Varvel den Job. Nun soll Bank-Urgestein Ulrich Körner aufräumen. Die ersten Kunden drohen mit Klagen, und die Finanzmarktaufsicht verpflichtet die Bank zu weiterer Reservenbildung.
Bei der Credit Suisse eskaliert die Greensill-Affäre: Urgestein Eric Varvel muss – wie diese Zeitung vorab berichtet hatte – die Leitung des Asset-Managements ab 1. April abgeben.
Nachfolger wird ein anderes Urgestein: Ulrich Körner, der Ende März bei der UBS ausscheidet, kehrt mit 58 Jahren zur Credit Suisse zurück und leitet neu das Asset-Management. Zuvor hatte die Bank bereits den Schweizer Leiter des Asset-Managements, Michel Degen, und zwei weitere Topmanager suspendiert.
Das Asset-Management wird aus der Vermögensverwaltung herausgelöst und wieder in eine eigenständige Sparte eingebracht. Mit diesem Manöver fallen mögliche Verluste aus dem Skandal nicht im Kerngeschäft an, sondern in der neuen Sparte.
Bank erwartet deutlichen Schaden
Laut Insidern dürfte die Bank beim Quartalsabschluss eine Rückstellung für die Folgekosten bekannt geben. Wie hoch diese ausfällt, ist derzeit noch unklar. Der Schaden könnte letztlich «materiell für das operative Ergebnis» der Bank sein, warnte das Institut. Kleiner Trost: Das erste Quartal der Credit Suisse wird exzellent ausfallen, sodass die Rückstellung das Bankergebnis nicht zu stark belasten sollte.
Allerdings zieht der Skandal immer weitere Kreise: Der Verwaltungsrat der Credit Suisse hat eine Untersuchung in der Affäre eingeleitet. Die eidgenössische Finanzaufsicht (Finma) hat die Grossbank dazu verdonnert, einen zusätzlichen Eigenmittelpuffer zu bilden, um allfällige Skandalverluste aufzufangen, wie die Bank im Geschäftsbericht bekannt gab. Die Finma dürfte sich ferner ansehen, ob das Risikomanagement der Grossbank richtig funktioniert hat.
Bank warnt vor Ausfällen
Bei einem «signifikanten Teil» der Fondsanlagen gebe es «erhebliche Unsicherheiten» über die Werthaltigkeit der Anlagen und damit dazu, wie viel die Fondskunden von ihrem Geld zurückbekämen, schreibt die Bank im Geschäftsbericht. Die Credit Suisse sei informiert worden, dass einige der Finanzierungspapiere «nicht zurückgezahlt werden».
Von den 10 Milliarden Dollar Fondsvermögen konnte die Bank bis jetzt nur gut 4 Milliarden Dollar als Barmittel sichern. Die ersten Fondskunden drohten bereits mit Klagen, teilte die Bank mit.
Anfang März hatte die Grossbank vier Fonds mit insgesamt 10 Milliarden Dollar Volumen geschlossen. Die Fonds wurden mit Wertpapieren bestückt, welche von der inzwischen insolventen Finanzboutique Greensill kamen. Die Anlagen beruhen auf Lieferantenforderungen, welche Greensill aufkaufte und zu Wertpapieren verpackte. Auslöser für den Zusammenbruch war, dass Versicherer wie die Tokio Marine die Papiere nicht länger gegen Zahlungsausfall versichern wollten.
Die Fonds wurden an die Kernklientel der Credit Suisse verkauft: Pensionskassen und superreiche Privatkunden. Die fraglichen Fonds wurden zudem als «sicher» vermarktet. Das könnte dazu führen, dass die Bank ihren Fondskunden allfällige Verluste abnimmt, um ihren guten Ruf in dieser entscheidenden Kundengruppe nicht zu gefährden.
Credit Suisse behält Boni zurück
Auch für einige Mitarbeiter könnte die Affäre finanzielle Konsequenzen haben. Die Bank hält die Boni einer Reihe von Beschäftigten zurück, die in die Vorgänge verwickelt sind – darunter auch von Mitgliedern der Geschäftsleitung.
Sprich: Der neue starke Mann des Asset-Managements, Ulrich Körner, muss ausmisten. Dabei schien die Karriere des deutsch-schweizerischen Managers eigentlich schon beendet: Nachdem er 2019 die Leitung des UBS-Asset-Managements abgegeben hatte, diente er nur noch als «Berater» des CEO. Das Mandat läuft Ende März aus.
Warum die Wahl auf Körner fiel
«Körner ist sofort verfügbar, das war eines der wichtigsten Kriterien für seine Wahl», berichtet eine Quelle. Zudem kenne er sowohl die Credit Suisse als auch das Geschäft des Asset-Managements in- und auswendig.
Bei der UBS hat Körner das Asset-Management neu aufgesetzt. Bei seinem Amtsantritt Ende 2014 bestand es aus eigenständigen Boutiquen und Silos. Allein der Aktienbereich wurde aus dreissig verschiedenen Einheiten betreut. Körner straffte die Strukturen. Finanziell ist das Asset-Management der UBS zwar grösser geworden, doch bei Einnahmen und Gewinn trat die Einheit auf der Stelle.
Körner gilt als exzellenter Finanzfachmann, als Mensch bescheinigen ihm Wegbegleiter aber aufgrund seines aufbrausenden Wesens Defizite. Sein Charakter sei auch der Grund dafür gewesen, dass ihm höhere Weihen sowohl bei der Credit Suisse als auch bei der UBS verweigert geblieben seien, heisst es in Finanzkreisen.
Anders als zum Teil spekuliert wurde, soll Körner das Asset-Management nicht für einen Verkauf herrichten. Die Credit Suisse will an dem Geschäft festhalten. So betonte die Bank «die strategische Bedeutung» der Sparte.
Körners Vorgänger, Eric Varvel, werden alle operativen Leitungsfunktionen entzogen, er bleibt aber CEO der US-Holding und Präsident der Investmentbank.
Dass der Credit-Suisse-Verwaltungsrat dem US-Amerikaner nicht den Stuhl vor die Tür gestellt hat, wird mit Varvels guten Verbindungen erklärt. Er hat exzellente Kontakte ins Herrscherhaus des Emirats von Katar, das mit gut 5 Prozent einer der Kernaktionäre der Bank und gleichzeitig ein wichtiger Kunde ist.
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