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Premiere als Ski-Experte
«Uvortu»? Beat Feuz überrascht und sorgt für Rätsel

*Ski alpin* Beat Feuz redet nach seinem Ruecktritt ueber seinen schlimmsten Kater, seinen duemmsten Streich und den unsympathischsten Konkurrenten.

30.01.2023
(SILAS ZINDEL/TAGES-ANZEIGER)
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Das Rennen ist noch jung, da gelingt Beat Feuz am Mikrofon schon ein erster Spruch: «Hier in Gröden bin ich mit jeder Welle per Du, schliesslich habe ich schon jede geküsst, auch wenn ich nicht wollte.»

Die Abfahrt auf der wilden Saslong in Südtirol ist der Einstieg für den einst rasenden Emmentaler als Co-Kommentator bei SRF. Und er hält sich nicht zurück. Weder mit Einschätzungen oder Prognosen noch mit Kritik. Der losen Reihe nach tönt das dann so: Marco Schwarz (40.)? «Er versucht, taktisch zu fahren, ist zu zögerlich, das mag es nicht leiden auf dieser verkürzten Abfahrt.» Adrien Théaux (26.)? «Er ist weit weg vom Tor, der wird nicht mithalten können.» Marco Odermatt (3.)? «Wir werden eine ganz neue Linie sehen, auch in der Ciaslat wird er mit Abstand am engsten fahren. Er geht frech rein, perfekt!» Niels Hintermann (26.)? «Die erste Mauer oben fährt er zurückhaltend. Jetzt zögert er, da passt vieles nicht zusammen.» Alexis Monney (43.)? «Das mit den Sprüngen gefällt mir noch gar nicht bei ihm, bei jedem Sprung muss man zittern.»

Die Fehleinschätzung

Einmal wagt Feuz eine mutige Ankündigung – und greift prompt kräftig daneben. «Mit dem Sieg ist es vorbei», sagt er, als Aleksander Kilde mit 19 Hundertsteln Rückstand auf Odermatt in die Schlüsselstelle Ciaslat eingefahren und bei einem Tor etwas weit weg ist. Schliesslich setzt sich der Norweger mit zwei Hundertsteln Vorsprung an die Spitze, bevor er noch vom Amerikaner Bryce Bennett verdrängt wird. Zum Überraschungssieger fällt Feuz das ein: «Noch beim Training in Beaver Creek konnte ich ihm kaum zuschauen. Wie der Ski fuhr: als wäre er noch nie zuvor Ski gefahren, komplett neben den Schuhen.»

Feuz gefällt am Mikrofon, er verhaspelt sich nie, findet oft die richtigen Worte. Nur einmal hat er seinen Didier-Plaschy-Moment, als auch Kommentator Stefan Hofmänner nachfragen muss, was das gerade war. «Uvortu»? Tiefster Emmentaler Dialekt: In einen «Unvorteil» sollte Stefan Rogentin geraten in der Ciaslat, sprich: nicht so brav fahren, wie das der Bündner tut. Als Teamkollege Gilles Roulin wie Rogentin schon im oberen Teil Zeit verliert, weil er nach Feuz’ Meinung zu rund gefahren ist, schickt er kurzerhand eine Nachricht an einen Trainer. «Ja, sie hätten per Funk gehört, dass eine direktere Linie möglich sei», kriegt Feuz als Antwort.

Und als die wilden Franzosen fahren, ist immer wieder ein langes «Ääääääh» zu hören. Während Nils Alphands wildem Ritt sagt Feuz: «Ei, ei, ei, diese Franzosen, da sind die Trainer nicht zu beneiden.» Es ist ein munterer Einstieg in seine zweite Karriere.

Er brachte sich selbst ins Spiel

Für die hat sich Feuz quasi selbst ins Spiel gebracht. Im Sommer erhielt er einen Anruf von Hofmänner, der eine Information brauchte. Feuz wiederum fragte am Ende des Gesprächs aus einer Laune heraus, ob er sich ihn als TV-Experten vorstellen könne. Hofmänner nahm umgehend Kontakt mit seinen Vorgesetzten auf, «wie ich später erfahren habe, hatte das Interesse an mir bereits bestanden, offenbar traute sich aber niemand, mich zu fragen», sagt der Abfahrts-Olympiasieger.

Bei einem Vorsprechen überzeugte der 36-Jährige, kurz nach dem Saisonstart absolvierte er im TV-Studio nochmals einen Test, er kommentierte jeweils eine Abfahrt aus dem letzten Winter mit Hofmänner und Adrian Arnet. «Während meiner Fahrten habe ich geschwiegen», sagt Feuz. Tipps von anderen Experten hat er sich nicht geholt, er hat auch keine Statistiken herausgesucht oder sich Notizen gemacht vor der Premiere. «Meine Vorbereitung sind die 16 Jahre im Weltcup, auf relativ gutem Niveau.»

Weiter geht es für Feuz Mitte Januar in Wengen. Dort wird er mit Expertenkollege Marc Berthod eine gemeinsame Kamerafahrt bestreiten. Die Idee ist, dass sie über ein Kommunikationssystem unterwegs gar miteinander sprechen können. Danach wird er auch in Kitzbühel und in Saalbach vor dem Mikrofon sitzen. Er sagt: «Ich freue mich, ab sofort mehr als zwei Minuten zu haben, um performen zu können.»

An diesem Donnerstag sind es gar zwei Stunden, weil SRF bis zur Nummer 64 jeden Fahrer zeigt. Und Feuz? Der muss «erst einmal alles setzen lassen – wie nach einer Abfahrt».