Achte Schweizer Medaille21:15 – Bronzemedaille!Satz für die Schweiz
Nach dem enttäuschenden Halbfinal beweisen die Schweizerinnen viel Moral. Sie besiegen die Australierinnen Artacho Del Solar/Clancy 21:17, 21:15.
Die werden doch nicht etwa wieder? Mit acht Punkten Vorsprung führen Nina Brunner und Tanja Hüberli im zweiten Satz. Nur zwei Zähler sind sie noch von Bronze entfernt. Da gerät kurzzeitig Sand ins Getriebe, punkten Artacho del Solar/Clancy dreimal in Folge. Und sofort kommen ungute Gefühle an den Halbfinal auf, den Nina Brunner und Tanja Hüberli trotz Matchball im zweiten Satz verloren. «Da haben wir kurz Nerven gezeigt. Aber im Time-Out sagten wir uns: ‹Jetzt bloss nicht überlegen, einfach einen Punkt nach dem anderen nehmen›», sagt Hüberli später.
Und das gelingt ihnen: Nach 39 Minuten smasht Brunner den zweiten Matchball in diesem kleinen Final wuchtig zum 21:17, 21:15-Sieg in den Sand. Und dann gibt es kein Halten mehr, rennen die beiden Spielerinnen wie von der Tarantel gestochen auf die Tribüne, um mit ihren Trainern zu feiern. Innerhalb von etwas mehr als 24 Stunden erleben sie extreme Gefühlswelten: Von zu Tode betrübt zu himmelhochjauchzend. Es ist bemerkenswert, wie sie nach der bitteren Halbfinal-Niederlage wieder aufstehen. Somit gewinnen die Beachvolleyballerinnen nach 2021 und Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder also wieder eine Bronzemedaille.
Wieder selbstbewusst
Allerdings ist der erste Service des Spiels ein Schuss vor den Bug für die Schweizerinnen. Hüberli misslingt die Annahme – 0:1. Doch sie zeigen, dass sie den Dämpfer vom Vortag überwunden haben. Rasch ergreifen sie die Initiative, ist Hüberli am Block präsent, gräbt Brunner in der Defensive die schwierigsten Bälle aus. Kurz: Sie spielen wieder so, wie sie das schon bis zu diesem verhängnisvollen vergebenen Matchball im Halbfinal taten. Und so können sie nach 22 Minuten den ersten Satz für sich verbuchen.
Selbstvertrauen also ist vorhanden – was sich ebenso im zweiten Durchgang zeigt. Wieder erarbeiten sich Brunner/Hüberli einen Vorsprung und können diesen ausbauen. Mit Anbruch der blauen Stunde, die den Pariser Himmel fast schon in ein kitschiges Gemälde verwandelt, rückt der Schweizer Triumph von Minute zu Minute näher. Nur ein kurzer Wackler verzögert den Sieg.
«Wir haben im Halbfinal eine Chance verpasst», sagt Brunner. «Aber wir wussten, dass sich uns noch eine bietet, und diese wollten wir unbedingt nutzen.» Derweil blickt Hüberli, die im Gegensatz zu ihrer Partnerin in der letzten Nacht kaum ein Auge zu machen konnte, ein paar Stunden zurück: «Als ich beim Physiotherapeuten lag, kreisten die Gedanken stark. Ich wollte diese Medaille nicht nur für uns holen, sondern auch für die Schweiz, weil wir mit den vielen 4. Plätzen oft Pech hatten.»
Unterschiedlich erfolgreich
Alles, was jetzt für Brunner und Hüberli zusammenkommt, ist das Ergebnis ihrer neunjährigen Zusammenarbeit: Das ist eine lange Zeit, bedenkt man, wie viel Spielerinnen für verhältnismässig wenig Ertrag investieren müssen. Einen Grossteil des Jahres sind sie auf Achse, nicht selten teilen sie sich eine Wohnung. Gewissermassen bilden Beachvolleyballerinnen eine platonische Ehe: Es gilt, die Balance zu wahren zwischen Harmonie und Konfrontation: Es ist gut, wenn man sich versteht – aber es muss Raum bleiben für Kritik.
Das ist einfacher gesagt als getan. Manche Spielerinnen sprechen abseits des Sandes kaum ein Wort miteinander, andere wiederum sind beste Freundinnen. Letzteres müsse man nicht sein, hielt Hüberli einmal gegenüber dieser Redaktion fest. In ihrem Fall jedoch ist das harmonische Miteinander zweifellos ein Erfolgsgrund. Die beiden Frauen sind zwar sehr unterschiedlich – hier die eher forsche und etwas chaotische Hüberli, da die strukturierte und zurückhaltende Brunner. «Aber wir haben dieselbe Vorstellung davon, wie man miteinander umgeht, und das hilft», sagte Hüberli damals.
Nun feiern sie in Paris ihren mit Abstand grössten Erfolg. Ob es dabei bleibt, oder weitere dazukommen werden, wird sich bald weisen. Hüberli ist 31, Brunner 28 – das Ende eines vierjährigen Olympiazyklus bedeutet für Beachvolleyballerinnen normalerweise eine Zäsur.
Gold geht nach Brasilien
Gold holten sich in einem äusserst umkämpften Final Ana Patricia Silva Ramos und Eduarda Santos Lisboa, kurz Ana Patricia/Duda, aus Brasilien. In einem ebenso hochklassigen wie engen Finalspiel besiegten die beiden da kanadische Duo Melissa Humana-Paredes/Brandie Wilkerson 26:24, 12:21, 15:10 und sicherten sich so Olympia-Gold. Melissa/Brandie hatten im Halbfinal das Schweizer Bronze-Duo Hüberli/Brunner bezwungen.
7:3
Ass von Nina Brunner.
6:3
Hervorragendes Spiel von Brunner. Punkt. Die Australierinnen nehmen ein Time Out.
5:3
Service Brunner. Dann holen die Australierinnen alles aus sich heraus. Doch die Schweizerinnen holen den Punkt.
4:3
Seitenwechsel.
3:3
Clancy sucht neue Lösungen gegen die Schweizerinnen – mit Erfolg
2:1
Clancy holt den ersten Punkt für die Australien.
2:0
Was für eine Rettungsaktion von Brunner und dann punktet Hüberli.
1:0
Es geht im gleichen Takt weiter. Der erste Punkt geht an die Schweizerinnen.
Satz für die Schweiz
Nach 22 Minuten geht der erste Satz an Hüberli/Brunner: 21:17
20:17
3 Satzbälle für die Schweiz
Time out
«When things go bad, don’t go with them» ist das Motto von Nina Brunner. Hoffen wir, sie hält sich dran.
19:17
Trotz einer tollen Aktion von Brunner punktet Australien.
19:15
Das Lächeln von Hüberli kehrt langsam zurück.
18:15
Mariafe punktet.
18:14
Der Satz ist zum greifen nah.
17:14
Servicefehler der Schweiz.
17:13
Wieder so ein Monsterblock von Hüberli.
16:13
Challenge, ob der Ball die Linie berührt hat. Zweieinhalb Milimeter im Out, die Schweiz punktet.
13:15
Missverständnis bei den Schweizerinnen, die Australierinnen verkürzen.
15:11
Servicefehler der Australierinnen.
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