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Beachvolleyball-Halbfinal in Paris
Sie haben den Final vor Augen, dann kippt das Spiel

Enttäuschung bei Nina Brunner (l.) und Tanja Hüberli nach der Halbfinal-Niederlage.

Das Publikum erhebt sich und applaudiert. Die Geste ist als Trost gemeint – sie dürfte ihre Wirkung verfehlen. Zu gross ist die Enttäuschung bei Nina Brunner und Tanja Hüberli in diesem Moment, weil der Olympiafinal buchstäblich greifbar war, aber sie nicht zupacken konnten.

Im zweiten Satz können die Schweizerinnen beim Stand von 20:19 zum Matchball servieren. Doch wegen eines schlechten Zuspiels von Hüberli bleibt der Ball anschliessend in der eigenen Hälfte hängen. Es ist der Wendepunkt in dieser Partie: Humana Paredes/Wilkerson (CAN) gewinnen nicht nur den zweiten Satz, sondern nach 57 Minuten auch das Spiel mit 14:21, 22:20, 15:12.

«Das ist das Allerschwierigste: Du weisst, du hattest deine Chance, und du hast sie nicht genutzt», sagt Hüberli und fügt dann an: «Aber wir haben uns nichts vorzuwerfen, wir haben alles gegeben, es sollte nicht sein.» Aus ihrer Sicht ist diese Aussage verständlich. Und doch bleibt die bittere Erkenntnis: Es wäre mehr drin gelegen.

Dieses Kunststück müssen sie schaffen

Denn bis zum Matchball haben sie alles im Griff. Sie spielen so, wie sie das schon während des ganzen Turniers getan haben: ruhig und abgeklärt. Selbst ein Rückstand im ersten Satz bringt Brunner/Hüberli nicht aus dem Konzept. Dafür scheinen sie zu gefestigt. Aber als sie diesen zweiten Satz verlieren – den ersten überhaupt in diesem Olympiaturnier – ändert sich das Geschehen komplett. Die Schweizerinnen gleichen im Tiebreak zwar nach frühem Rückstand nochmals aus, aber insgesamt ist ihr Spiel nun zu fehlerhaft für den Coup.

Nun müssen Brunner/Hüberli das Kunststück schaffen, die Enttäuschung rasch zu verarbeiten. Schliesslich steht am Freitag um 21 Uhr bereits das Spiel um Bronze gegen Artacho Del Solar/Clancy aus Australien treffen werden. «Wir haben noch eine Chance auf eine Medaille, das ist eine sehr coole Ausgangslage», sagt Brunner. «Und wir werden alles dafür geben.» Um rasch wieder einen klaren Kopf zu bekommen, kann ihnen auch die Erfahrung von Tokio helfen.

Viele Gespräche und ein Meilenstein

Denn die Olympia-Premiere vor drei Jahren endete mit einer weit grösseren Enttäuschung. Im Achtelfinal blieben sie damals ausgerechnet am zweiten Schweizer Duo Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder – den späteren Bronzemedaillen-Gewinnerinnen – hängen. Dabei vergaben sie nicht weniger als fünf Matchbälle. Rückblickend sagt Brunner: «Es verlief verschissen in Tokio, doch unmittelbar danach gewannen wir die EM. Uns konnte nichts besseres passieren. Denn sonst ist es schon so: Wenn du Matchbälle hast und trotzdem verlierst, hängt dir das nach.»

In den letzten Monaten legte das Duo Wert darauf, das Thema Olympia nicht zu gross werden zu lassen. Es sollte kein Druck entstehen. Vielmehr liessen sie sich vom bevorstehenden Highlight motivieren. «Es ist einfacher, den inneren Schweinehund zu überwinden, wenn du vor Olympischen Spielen stehst. Dann gehst du halt noch einmal ins Krafttraining oder zum Physiotherapeuten. Auch wenn es nicht immer Spass macht, du beisst auf die Zähne», sagte Hüberli bei einem Gespräch im Juni. Weil sie dank regelmässiger Spitzenresultate auf der Pro Tour zudem nie um die Olympiaqualifikation bangen mussten, konnten sie auch einmal ein Turnier auslassen, um Körper und Kopf hinsichtlich Paris zu schonen.

Das half ebenso wie der Meilenstein, den sie im April erreichten: In Tepic (MEX) triumphierten sie erstmals auf der Pro Tour. Seit 2016 spielen die Innerschweizerinnen schon zusammen, bis zum Triumph hatten sie sich auf der Tour zehnmal auf den Plätzen 2 und 3 klassiert. Dieser fehlende Turniersieg habe sie durchaus gewurmt, sagt Brunner. Sie erwähnt in diesem Zusammenhang gemeinsame Gespräche, in denen sie und Hüberli sich zugeredet hätten, gegen die Besten gewinnen zu können. «Es ist nicht unsere Art, dass wir hinstehen und sagen: »Egal wie es läuft, wir hauen alle weg.«» Diese Mentalität, der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, hätten sie sich erarbeiten müssen. «Deshalb tut es mega gut, wissen wir jetzt: Es ist realistisch, wir können gewinnen.»

Vielleicht hilft diese Gewissheit, um den Blick auf das Bronzespiel zu schärfen.

21:14, 20:22, 12:15

Bitter, bitter, bitter: Die Schweizerinnen verlieren den Entscheidungssatz und spielen am Freitag um Bronze. In Bälde lesen Sie hier einen kurzen Spielbericht.

12:14

Die Schweizerinnen mit dem Rücken zur Wand. Aber sie wehren sich.

11:14

Matchball für die Kanadierinnen.

11:13

Brunners Ball landet im Seitenaus – die Kanadierinnen mit der Zweipunkteführung.

11:12

Wilkerson ist nun Hauptdarstellerin und erzielt wieder die Führung.

11:11

Nun schlägt Wilkerson aber ins Aus und bringt die Schweizerinnen zurück ins Spiel.

10:11

Wilkerson blockt, Brunner kann nur noch ins Seitenaus abwehren.

10:10

Es bleibt so eng.

10:9

Hüberli sieht die grosse Lücke – und bringt die Schweizerinnen in Führung.

9:9

Beide Duos kämpfen wie verrückt um den Punkt, die Schweizerinnen machen ihn.

8:8

Dieser Ball ist ebenfalls im Aus, zu Gunsten der Schweizerinnen.

7:8

Der Aufschlag der Schweizerinnen landet erneut im Aus.

7:7

Hoch gestiegen und stark gepunktet: Hüberli gleicht aus.

6:7

Wilkerson stellt die Führung für die Kanadierinnen wieder her.

6:6

Der Ball der Kanadierinnen landet im Aus, die Schweizerinnen sind wieder dran.

5:6

Nun blockt Hüberli und schafft den Anschluss für die Schweizerinnen.

4:6

Dieses Mal punktet Hüberli longline.

3:6

Erneut ein Servicefehler der Schweizerinnen.

3:5

Quer über das Netz – Brunner ist überall auf dem Platz und punktet.

2:5

Und Brunner schlägt danach den Aufschlag ins Aus. Schade.