Bericht über ZwangsarbeitAuf dem Tomatenpüree steht «italienisch», doch da ist China drin
Die Früchte sollen von inhaftierten Uiguren unter unmenschlichen Bedingungen gepflückt worden sein, schreibt die BBC. Supermärkte bestreiten die Ergebnisse.
«Italienisches Tomatenpüree» oder «Pürierte Tomaten aus Italien» prangt auf den Tomatenpürees von Tesco, Asda und Co. Doch dies könnte eine betrügerische Täuschung sein. Eine Recherche der BBC zeigt, dass 17 der 64 getesteten Tomatenpürees, die meisten davon Eigenmarken, die im britischen und deutschen Einzelhandel verkauft werden, wahrscheinlich chinesische Tomaten enthalten. Die Supermärkte, deren Produkte getestet wurden, bestreiten diese Ergebnisse.
Die meisten dieser chinesischen Tomaten kommen aus der Region Xinjiang, wo die Tomatenproduktion mit Zwangsarbeit von Uiguren und anderen überwiegend muslimischen Minderheiten verbunden ist. Die UNO wirft dem chinesischen Staat – der die muslimischen Minderheiten als Sicherheitsrisiko betrachtet – Folter und Missbrauch vor. China bestreitet, Menschen zur Arbeit in der Tomatenindustrie zu zwingen, und bekräftigt, dass die Rechte der Arbeitnehmer gesetzlich geschützt seien.
Zwangsarbeiten und Folter bei der Tomatenproduktion
Etwa ein Drittel der weltweiten Tomatenproduktion wird in China angebaut. Die nordwestliche Region Xinjiang bietet das perfekte Klima für den Anbau dieser Frucht. In der Region begann China 2017 auch mit einem Programm der Masseninhaftierung. Menschenrechtsgruppen zufolge sind in Xinjiang über eine Million Uiguren in sogenannten Umerziehungslagern festgehalten.
Die BBC hat mit 14 Personen gesprochen, die angaben, in den vergangenen 16 Jahren Zwangsarbeit auf den Tomatenfeldern Xinjiangs miterlebt zu haben. «[Die Gefängnisbehörden] sagten uns, die Tomaten würden ins Ausland exportiert», sagte Ahmed (Name geändert) und fügte hinzu, wenn die Arbeiter die Quoten – bis zu 650 kg pro Tag – nicht erfüllten, würden sie mit Elektroschockern bestraft.
Mamutjan, ein uigurischer Lehrer, der 2015 wegen Unregelmässigkeiten in seinen Reisedokumenten inhaftiert wurde, sagt, er sei geschlagen worden, weil er die von ihm erwarteten hohen Tomatenquoten nicht erfüllt habe.
«In einer dunklen Gefängniszelle hingen Ketten von der Decke. Sie hängten mich da auf und sagten: ‹Warum kannst du die Arbeit nicht zu Ende bringen?› Sie schlugen mir ganz fest auf den Hintern und in die Rippen. Ich habe immer noch Spuren davon.»
Diese Berichte lassen sich nur schwer überprüfen, doch sie stimmen mit einem UN-Bericht aus dem Jahr 2022 überein, in dem von Folter und Zwangsarbeit in Haftanstalten in Xinjiang berichtet wird.
Die EU setzt auf Selbstregulierung bei Exporten aus Xinjiang
Während die USA strenge Gesetze erlassen haben, um sämtliche Exporte aus Xinjiang zu verbieten, verfolgt Europa einen sanfteren Ansatz und gestattet den Unternehmen eine Selbstregulierung, um sicherzustellen, dass in den Lieferketten keine Zwangsarbeit zum Einsatz kommt.
Dies soll sich in der EU nun ändern, die sich zu strengeren Gesetzen verpflichtet hat, sagt Chloe Cranston von der Nichtregierungsorganisation Anti-Slavery International. Im Vergleich zur EU hat die Schweiz wegen der Situation der Uiguren in Xinjiang keine Sanktionen gegen China verhängt.
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